„Ein bemerkenswertes Phänomen. Lachen ist ja – wie der Volksmund zu berichten weiß – gesund. Es ist aber offenbar auch ansteckend und sozial integrierend. Humor in Beratung, Therapie und Supervision nicht zu nutzen, erscheint daher als ein Mangel, wenn nicht gar – eine Bewertung, für die ich persönlich plädiere – als Kunstfehler. Das heißt natürlich nicht, dass wir uns über die Probleme unserer Klienten und Klientinnen lustig machen sollten, sondern dass wir sie in ihrer Kompetenz ernst nehmen sollten, sich qua Humor selbst zu beobachten, sich von ihrem Erleben zu distanzieren und sich im Idealfall am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Wer könnte es auch sonst tun? Humor ist also eine todernste Angelegenheit. Wie das handwerklich geschehen kann, wird in diesem Buch so ausführlich dargestellt, dass sich selbst humoristisch (vermeintlich) untalentierte Kollegen und Kolleginnen eingeladen fühlen dürften, damit zu experimentieren (und das ist kein Witz).“
Fritz B. Simon
Warum so ernst?
Am mittelalterlichen Hof war der Narr die einzige Person, die den Herrscher kritisieren durfte – solange es auf humorvolle Weise geschah. Therapie, Beratung und Supervision können eine ähnliche Rolle übernehmen: Die humorvolle Respektlosigkeit gegenüber bisherigen Ideen kann Klient:innen im ersten Moment verstören, dann aber Wege aus Spannungen und Konflikten eröffnen.
Das Buch ist ein Appell an Berater:innen, den Narren im eigenen Inneren Team zu aktivieren; den Mut aufzubringen, augenzwinkernd provokante Hypothesen zu „erfinden“; eigene Ambivalenzen – und die der Klient:innen – zum Ausdruck zu bringen. Voraussetzung ist, dass dieser spielerische Zugang vollständig auf der Haltung von Wertschätzung und Empathie beruht.
Inhalt
Vorwort von Fritz B. Simon -
Warum Beratung ohne Humor witzlos ist...........................................8
Vorwort von Charlotte Cordes und Noni Höfner...............................11
1 Einleitung..............................................................................................13
2 Einführung: Veränderung - ist das möglich?...............................16
2.1 Konstruktivismus als Pfeiler unserer Wahrnehmung ... 17
2.2 Feedback als Metakommunikation in der Beratung........25
2.3 »Unveränderbare« Klientinnen:
»Ich will mich ja verändern, aber ...!«...............................27
2.4 »Unveränderbare« Beraterinnen: Ist eine humorvoll
konfrontative Haltung erlernbar?.............................30
3 Grundhaltungen: Wertschätzung, Empathie,
aber keine Kongruenz?...................................................................... 44
3.1 Wertschätzung..................................................................... 46
3.2 Empathie............................................................................... 49
3.3 Aber Kongruenz? ..................................................................52
4 Konfrontation..................................................................................... 56
4.1 Konfrontation - Impulse aus der Gestalttherapie............ 56
4.1.1 Im Hier und jetzt sein..................................................58
4.1.2 Bewusstheit bzw. Bewusstsein......................................60
4.1.^ Konfrontation mit sich selbst........................................ 61
4.1.4 Die Ich-Du-Beziehung................................................. 66
4.2 Provokatives Feedback........................................................ 68
4.2.1 Der Widerstandswille und die Wachstumsbremsen .. 70
4.2.2 Provokation - eine Lösung 2. Ordnung?.................... 75
4.2.3 Wie provokatives Feedback gelingt.............................. 79
4.2.4 Ein provokativer Methodenkasten.................................85
4.2.5 Innere Blockaden überwinden ....................................90
5 Humor in der Beratung......................................................................93
5.1 Humor - eine allgemeine Definition ...............................93
5.2 Humor als wichtiger Bestandteil von humorvoller
Konfrontation........................................................................ 95
5.3 Passiver Humor.....................................................................100
6 Das Tricksterprinzip............................................................................102
6.1 Hermes....................................................................................107
6.2 Till Eulenspiegel.....................................................................108
6.3 Captain Jack Sparrow im Kinofilm Fluch der Karibik.... 112
6.4 Der Professor in der Serie Haus des Geldes....................... .
6.5 Jan Böhmermann...................................................................118
7 Der Narr im Inneren Team ............................................................. 122
8 Anwendung der Tricksterprinzipen.................................................134
8.1 Reflektieren............................................................................ 139
8.2 Erkunden neuer Sichtweisen auf den beruflichen
Kontext....................................................................................142
8.3 Aktivieren von Ressourcen................................................... 146
8.4 Anstoßen und Begleiten notwendiger
Veränderungen...................................................................... 153
8.5 Anregen und Begleiten von Lernprozessen...................... 158
8.6 Verbesserung kommunikativer Kompetenz...................... 162
9 Systemische Prinzipien -
sowohl des Inneren Teams als auch des Narren..........................168
9.1 Den Möglichkeitsspielraum vergrößern........................... 168
9.2 Zirkularität - innere Bezogenheit.......................................169
9.3 Wertschätzung aller eigenen Persönlichkeitsfacetten -
auch des Narren.................................................................... 171
9.4 Die Neugier, sich selbst kennenzulernen......................... 173
9.5 Ressourcenorientierung...................................................... 175
9.6 Der Umgang mit »Widerständen«.....................................176
9.7 Verstören der gewohnten Sicht.......................................... 177
10 Humorvolle Konfrontation im Lehr-Lern-Kontext -
Spiel mit Hüten statt Hütchenspiel................................................183
10.1 Systemisch spielen................................................................18
10.1.1 Kontext und Kontextmarkierungen...........................184
10.1.2 Spielregeln - Game vs. Play...................................... 186
10.1.3 Prozesse statt Kategorien - oder: Vom Schach
zum Go........................................................................ 188
10.2 Spiel mit Hüten 1 - Irritationen........................................ 189
10.2.1 Hierarchie auf Augenhöhe......................................... 190
10.2.2 »Ich weiß es nicht und auch nicht besser«............... ..
10.3 Spiel mit Hüten 2 - Transparenz...................................... ..
10.3.1 »Und, zu wievielt bist du heute hier?« -
Studieren mit Familie................................................ 194
10.3.2 Einladung zum Zusammenspiel.................................196
10.4 »Es ist nicht mein Hut«, sagte der Hutmacher
(Lewis Carroll, Alice im Wunderland).................................198
10.5 Wenn Inhalt und Form übereinstimmen......................... 199
11 Schlussbetrachtungen........................................................................201
Literatur.......................................................................................................203
Über die Autorinnen und den Autor......................................................215