Ist es wirklich so schwer, Vater zu sein? Der eine Teil der Gesellschaft wünscht ihn schwächer, der andere stärker. Kein Wunder, dass es viele Männer inzwischen dankend ablehnen, eine Familie zu gründen und Vater zu werden. Aus der historischen Vogelperspektive liefert Dieter Thomä, unter den Philosophen der Spezialist für Familienfragen, neue Argumente für die immer noch aktuelle Debatte über gutes und schlechtes Vatersein. Allen Vätern und jenen, die noch Väter werden könnten, empfiehlt er Gelassenheit. Denn die Schlachten um das Familienoberhaupt sind geschlagen.
Inhalt
1. Einleitung
Ermordet sei der Herr Papa! 13 Der Fackellauf der
Generationen 15 Ottmar Hitzfeld, Karl Lagerfeld und Nicolas
Sarkozy über Vaterschaft 18 Die zwei Formen der
Krise der Vaterschaft 21 Die Welle, die mich durch die
Jahrhunderte bis zur Gegenwart tragen soll 24
2. Der Niedergang des Vaters
Die Krankheit des Patriarchen 28 Ich kenne keine Väter
mehr, ich kenne nur noch Individuen 35 Menschen sind keine
Schmetterlinge, sie kommen nicht fertig auf die Welt 37
3. Die Angst vor der vaterlosen Welt
Ein unförmiges All 40 Besuch bei Jean Paul in Bamberg:
Wir sind alle Waisen 42 Besuch bei Adam Smith in Edinburgh:
Vaterlose Welt und unsichtbare Hand 44
4. Brüder an die Macht!
Drei Vaterbilder auf dem Pariser Salon 1789 48
Alle Menschen werden Brüder - und wer ist ihr Vater? 55
Die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eignen
Kinder 60 Der Schlusspfiff im Generationenspiel: Saturn
ist unter uns 70
5. Kritik an der Brüderlichkeit im
Namen des Vaters
Die Geschichte macht Sprünge - vor und zurück 75
Es ist ein Großvater! Edmund Burkes Held der
Gegenrevolution 76
6. Die Abschaffung der Familie
Man muss die Revolution in sich selbst spüren und
schüren 83 Schon das ungeborene Kind gehört dem Vaterland 87
Schiller oder doch de Sade? Inzest für die Republik 90
7. Väter auf der Suche nach sich selbst
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater
mit seinem Kind 94 Der Vater, der aus der Kälte kam 95
Die Schule der Väter 96 Die Einsicht in die Fehlbarkeit
des Vaters 99
8. Unter den Brüdern ßab es auch Väter
Politiker, Väter, Opfer 103 Brissots Traum von der drahtlosen
Verbindung zwischen Vater und Kind 103 Condorcets Ratschläge
an seine Tochter 107 Die Geburt der Menschenrechte aus
dem Geist der Frauen 112 Im Bunde der Dritte:
der Vater 115
9. Der Vater als lebender Widerspruch
Eine Welt der Enge 119 Vaterverkümmerung 121
Die Familie als Stauraum und als Hohlraum 127
10. Im Stauraum: Der Vater beherrscht die Welt
und versteht sie nicht mehr
»Frau, wir wollen heute nicht darüber sprechen«:
Friedrich Hebbels halber Vater 132 Franz Xaver Kroetz
liest Hebbel, aber zum Vater fällt ihm
nichts ein 138
11. Im Hohlraum: Individualismus und Vaterschaft
Wo kommen all die Individuen her? Ein Streit um das
Erbe der Französischen Revolution 140 Alexis de Tocqueville
über den Siegeszug des Individualismus und die Verwandlung
der Vaterschaft in Amerika 143
12. Der Herbst des Patriarchen
Balzac: »Als ich Vater wurde, habe ich Gott
verstanden« 151 Zolas Utopie vom neuen Patriarchat 156
Kommando zurück: Nikolaj Fjodorow und Fjodor Dostojewskij
über die Wiederauferstehung der Väter 160
13. Vaterlosißkeit zwischen Verlusterfahrunß
und Gewinnerwartunß
Die zwei Gesichter der Vaterlosigkeit 168 Die traurigen
Vaterlosen 170 Die wütenden Vatermörder 173
14. Die Psycholoßie der vaterlosen Gesellschaft
Sigmund Freud über die Vatersehnsucht des
Brüderclans 178 Paul Federn über die vaterlosen Gesellen
der Revolution 182 Walter Lippmann über den Kampf
der Jugend gegen Tabus und über die Heimatlosigkeit der
Vaterlosen 185
15. Die Jußendbeweßunß läuft heiß ¿
itnd läuft sich tot
Wir tanzen und singen: Die Verselbständigung der Jugend 190
Gibt es ein Leben nach der Jugend? 193 Ich kenne keine
Väter und Söhne mehr, ich kenne nur noch Männer 197
Die Alten rufen zur Räson 201
16. Die Familie im Zeitalter der Ideologien
Unter die Räder gekommen 204 Nationalsozialismus
und Familie: Die Trennung der Welten von Mann und
Frau 204 Sozialismus und Familie: Die Verstaatlichung
der Kinder 209 Kapitalismus und Familie:
Der schwächelnde Wille zum Kind 218
Die Familie hat überlebt 223
17. Wir sind wieder wer! Wer sind wir?
Väter und Kinder nach 1945
Meine Eltern zwischen Vergangenheit und Zukunft 225
Ich bin keiner von uns 229 Auch Peter Weiss nimmt »Abschied
von den Eltern« 233 Der Sieg der Nüchternheit: Helmut Schelsky
über die Jugend nach 1945 235 Das Erlöschen des Vaterbildes:
Alexander Mitscherlich über Väter und Kinder nach 1945 239
Herbert Marcuses Schnellkurs in Vaterveränderung 248
18. Die 68er: Familien und andere Katastrophen
Wenn ich nach Hause komme, sitzt da ein alter Typ 252
Schrille Töne und Zwischentöne in der Debatte um
antiautoritäre Erziehung 257 Warum geht es mir so dreckig? 267
Der Weg in die Selbstzerstörung: Bernward Vespers Reise 270
Der Weg zur Selbstverwirklichung und der Tod der
Familie 273 Sind die 68er schuld am Finanzkapitalismus?
Ein Verdacht Nicolas Sarkozys 280 Die Ichstarken am
Ende der Sehnsucht: Beobachtungen von Botho Strauß,
Michel Houellebecq und Florian Illies 282
19. Die Wiederkehr des Vaters
Gemischte Gefühle 285 Ob die Männer Väter werden:
Ein Leben jenseits des ökonomischen Individualismus 292
Ob die Männer erwachsen werden: Ein Leben jenseits der
ewigen Jugend 309 Der Vater als Lebenshelfer 318
Dank 335
Bildnachweis 337
Sachdienliche Hinweise 339