Obwohl sich Geschlechterrollen und Familienstrukturen in den letzten Jahrzehnten radikal gewandelt haben, sind Mutter- und Familienbilder in der Alltagskultur oft noch vom Modell der bürgerlichen Kleinfamilie und christlichen Traditionen geprägt. Miriam Dreysse legt diese Darstellungstraditionen offen und untersucht zeitgenössisches Theater und Performance, aber auch Beispiele aus Tanz, Fotografie und Videokunst, auf ihren Umgang mit Mutterschaft und Familie. Differenzierte Aufführungsanalysen (Pollesch, She She Pop, Rimini Protokoll u.a.) ermöglichen eine genderkritische Lesart des zeitgenössischen Theaters und geben damit der deutschen Theaterwissenschaft entscheidende Impulse.[Verlagsangabe]
Einleitung 9
TEIL I: VISUELLE KONSTRUKTIONEN VON MUTTERSCHAFT
1.Vor-Bilder 33
1.1 Mutterbilder in kommerzieller Werbung und Ratgeberliteratur 33
1.2 Die Inszenierung der Mutter in der politischen Werbung 44
1.3 Madonnenbilder in der christlichen Ikonografie 50
2. Mütterlichkeit in Performance und bildender Kunst der 1970er Jahre 63
2.1 Rollenbilder: Die Hausfrau und Mutter 63
2.2 Mütterlichkeit als symbolische Produktivität: Carolee Schneemann 69
2.3 Medienbilder - Selbstbilder: Ulrike Rosenbach 75
2.4 Mary Kellys Post-Partum Document 85
3. Selbstinszenierung mit Kind: Mutterschaft in Fotografie und Videokunst 99
3.1 Cindy Sherman 102
3.2 Birgit Dunkel 105
3.3 Judith Samen 108
3.4 Daniela Comani 114
3.5 Candice Breitz: Mother and Father 116
TEIL II: FAMILIE UND THEATER IM 18. JAHRHUNDERT
1. Die Entwicklung der bürgerlichen Kleinfamilie 123
1.1 Familie als Gefühlswert 126
1.2 Die Polarisierung der Geschlechterrollen 130
1.3 Die Rolle der Mutter 134
1.4 Familienbilder in der bildenden Kunst 141
2. Die Familie im bürgerlichen Trauerspiel 151
2.1
Zur Theatertheorie Diderots 155
2.2 Zur Theatertheorie Lessings 159
2.3 Miß Sara Sampson 163
2.4 Emilia Galotti 169
2.5 Die Darstellung der Mutter im Trauerspiel 185
2.6 Kleinfamilie und geschlossene Repräsentation 196
2.7 Denaturalisierung der Kleinfamilie: Thalheimers Emilia Galotti 200
TEIL III: INSZENIERUNG VON MUTTERSCHAFT UND FAMILIE IM ZEITGENÖSSISCHEN THEATER
Vorbemerkung 209
1. Mutterschaft und Familie bei Rimini Protokoll 213
1.1 Mediale Inszenierungen: Sabenation 214
1.2 Zur Frage der Herkunft: Black Tie 218
2. Die Kleinfamilie als Hort der Gewalt 223
2.1 Die inzestuöse Familie: Conte d'Amour 224
2.2 Die Wiederkehr des Verdrängten: John Gabriel Borkman 235
3. Familie und heterosexuelle Norm: Familienbande von Lola Arias 247
3.1 Puppenhaus 248
3.2 Familienbilder 250
3.3 Die Normalisierung der Familie 258
4. Chosen Families 263
4.1 Chosen Family Portraits 267
4.2 Queer as Folk - Queere Familienverhältnisse? 271
4.3 Chosen Families in den darstellenden Künsten 275
4.3.1 Eszter Salamon: Reproduction 276
4.3.2 Alain Platel: Gardenia 282
4.3.3 Künstlerzwillinge: deufert&plischke 289
5. Familiendarstellungen bei She She Pop 295
5.1 Väter und Töchter: Testament 295
5.2 Die Geister der Familie: Familienalbum 301
5.3 Das Performance-Kollektiv als Chosen Family 311
6. Die Denaturalisierung von Mutterschaft bei Rene Pollesch 317
6.1 HeteroSexualität, Arbeit und Zuhause 317
6.2 Die Dekonstruktion der Familie 324
6.3 Der Wunsch nach Unmittelbarkeit 328
6.4 Familie und die Anderen: L'AJfaire Martin etc. 333
6.5 Die Gruppe der Performer als Chosen Family 336
7. Reformulierung von Verwandtschaft im zeitgenössischen Theater 341
Schlussbemerkung 347
Anhang 353
Literatur 353
Filme und Videos 365
Theateraufzeichnungen 365
Dank 367