Winterreise op. 89 D 911 (Liederzyklus nach Gedichten von Wilhelm Müller)
1 Fremd bin ich eingezogen
2 Wetterfahne
3 Wasserflut
4 Erstarrung
5 Auf dem Flusse
6 Rückblick
7 Rast
8 Shod Kazan (Herbst ist gekommen)
9 Frühlingstraum
10 Einsamkeit
11 Der greise Kopf
12 Krähe
13 Letzte Hoffnung
14 Intermezzo
15 Wegweiser
16 Leiermann
Schuberts Winterreise - aus interkultureller Perspektive kompositorisch neu interpretiert von Maximilian Guth und dem Asambura-Ensemble. Persische Gedichte und Klagemeditationen begegnen Schuberts Kunstliedern und erzeugen einen eigentümlichen, farbenreichen und faszinierenden Sog. Wir begegnen einem Reisenden, einem Menschen ohne Heimat. Wir erfahren von Liebe, Schmerz, Einsamkeit, Orientierungslosigkeit und Entfremdung. Eine Musik zwischen Erstarrung und Schmerz, zwischen kalter Realität und wärmender Erinnerung, zwischen Statik und Impulsivität.
Ähnliche Seelenzustände sind auch Grundlage der persischen Gedichte von Saadi, Rahi Moayyeri und Mehdi Akhavan-Sales, die in der vorliegenden Fassung in Schuberts Liederzyklus eingebettet werden. Während wir in der Winterreise extreme Gefühlskontraste erleben, entwickeln sich auf Grundlage der persischen Gedichte melancholische Klagemeditationen. Sie ergänzen Schuberts Liederzyklus nicht nur, sondern fassen ¿ neben dem Schmerz um die vergangene Liebe ¿ Aspekte von Einsamkeit, Flucht und Sehnsucht nach Heimat ebenso eindrücklich zusammen: Ein Gefangener im Fernweh bin ich hier / und keine Stimme spendet Trost mir. / Lass uns nehmen / was wir brauchen / und uns auf einen Weg / ohne Rückkehr machen / um zu erfahren / ob überall der Himmel die / gleiche Farbe mag tragen. (Übertragung nach Mehdi Akhavan-Sales).
Hier wird ein neuer Gedanke formuliert ¿ ein Funken Hoffnung, in der Fremde doch ein Stück Himmel zu finden, der die »gleiche Farbe tragen mag«, der dem Gefühl der Heimatlosigkeit etwas entgegensetzen kann. Das Asambura-Ensemble greift mit der Neuinterpretation der Winterreise in Zeiten von Krieg, Unruhen und Fluchtbewegungen vor allem im Nahen Osten eine Thematik von erdrückender Aktualität auf und bringt in den persischen Gedichten die Verzweiflung einer ganzen Weltregion zum Ausdruck. Gleichzeitig wird deutlich, dass Schmerz und Perspektivlosigkeit, aber insbesondere auch der Wunsch nach Zugehörigkeit und Heimat in allen Kulturen und zu allen Zeiten ähnlich erlebt werden.
So wird der Zuhörer zur Solidarität mit den Menschen aufgerufen, die auf ihrer persönlichen Winterreise nach einem Himmel in »gleicher Farbe« suchen.
Jahr:
2020
Verlag:
Decurio
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Systematik:
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Beschreibung:
1 CD + Beiheft
Originaltitel:
Lieder
Mediengruppe:
Compact Disc