Veröffentlichungen des Frobenius-Instituts an der Johnn Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt / Main
Die äthiopische Tradition im Schreiben von Königs-Chroniken reicht beinahe zurück bis zur „Salomonischen Restauration“ von 1270 und dauert bis zum Ende der Kaiserzeit 1974. Es wurde vermutet, dass diese Tradition mit der Chronik des Kaisers Menilek II. zu Ende ging, der 1913 starb. Der letzte Kaiser Haile Sillasie wollte das Schreiben seiner Geschichte nicht jemand anderem überlassen, weshalb er diese mit Hilfe ihm loyal gesinnter Gefolgsleute teilweise selbst abfasste.
Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass für die Jahre zwischen Menilek II. und Sillasie, als Iyasu und Zewditu herrschten, keine Chronik geschrieben wurde. Dies geschah jedoch schon auf Wunsch der Kaiserin Zewditu (1916–1930). Als diese Chronik nach der italienischen Invasion zerstört wurde, verfasste derselbe Autor auf Verlangen von Haile Sillasie eine überarbeitete Chronik.
Iyasu war ein jugendlicher Herrscher, der nie zum Kaiser gekrönt wurde. Man behauptete, dass er nicht gekrönt werden wollte, bis Äthiopien wirklich vereinigt war. 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – wurde er abgesetzt und Zewditu auf den Thron gebracht, mit Haile Sellasie (damals bekannt als Ras Teferi) als Herrscher. Iyasu war ein eigenwilliger Herrscher, der sich bei seinem Volk beliebt gemacht und sich viele einflussreiche Feinde geschaffen hatte.
Während bislang der Blickwinkel seiner Feinde maßgeblich war, wird in dieser Chronik ein anderes Bild von ihm gezeichnet. Zewditu war hiernach eine fromme Frau, die schon bald von ihrem Herrscher verdrängt wurde. Für Ras Teferi war dies die Lehrzeit vor seiner Machtübernahme als Haile Sellasie im Jahre 1930. Diese Chronik ist somit ebensosehr die Geschichte von Ras Teferi wie von Iyasu und Zewditu.
In dieser Chronik wird ein Abschnitt äthiopischer Geschichte behandelt, der bisher aufgrund des Fehlens von veröffentlichten Dokumentationen dunkel und verzerrt war. Stattdessen wurden Gerüchte als Geschichtsschreibung hingenommen, die von Gegnern Iyasus und Gefolgsmännern Haile Sellasies in Umlauf gesetzt worden waren. Die Publikation dieser Chronik soll dazu beitragen, dass ein wahrheitsgetreueres Bild dieser Jahre äthiopischer Geschichte und Gesellschaft entsteht.
REZENSIONEN
„This edition [...] is a valuable historical source on a remarkable though brief period in modern Ethiopian history written by an Ethiopian insider. It is also an impressive piece of text-critical and historical editing by Dr. R. K. Molvaer, earlier known from his work on Ethiopian literature and society.”
(Jan Abbink in „Anthropos“ 90/1995, 606ff.)
“If there is any “weakness” at all in the book, it is the difficulty of rendering the Anharic ‘qene’ genre of Gebre-Igziabiher into English. On this, one can hardly do a better job than Molvaer’s. ‘Qene’ is untranslatable; all one can do is render an approximation of it in other languages. Molvaer has done a superb job by bringing to light a hitherto-unknown document of modern Ethiopian history. Congratulations.”
(Teshale Tibetu in „International Journal of African Historical Studies“ 30/1, 1998, 228-229)
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Verfasser*innenangabe:
recorded by Aleqa Gebre-Igziabiher Elyas ; edited and translated by Reidulf K. Molvaer
Jahr:
1994
Verlag:
Köln, Köppe
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Systematik:
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ISBN:
3-927620-20-3
Beschreibung:
596 S. : Ill.
Schlagwörter:
Geschichte 1909-1930, Glaube, Macht, Politik, Quelle, Äthiopien, Biographie 1909-1930, Iyasu, Äthiopien, Kaiser, Zauditu, Äthiopien, Kaiserin, Glauben, Gottesglaube, Politische Entwicklung, Politische Lage, Politische Macht, Soziale Macht, Sozialer Einfluss <Macht>, Staatspolitik, Überzeugung <Glaube>
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Sprache:
mehrsprachig
Abweichender Titel:
Prowess piety and politics
Fußnote:
Text: amharic und englisch. - Teilw. in amhar. Schr.
Mediengruppe:
Buch