Dies ist die erste umfassende Biographie der schillernden Persönlichkeit im Umfeld von Psychoanalyse und politischem Aktivismus in der Zwischenkriegszeit.Karl Motesiczky, 1904 in Wien geboren, entstammte einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie. Während seines Studiums wandte sich Motesiczky dem Kommunismus zu und wurde Patient und Schüler des Psychoanalytikers und Sexualpolitikers Wilhelm Reich. Er emigrierte aus dem austrofaschistischen Österreich nach Skandinavien, wo er in den 30er-Jahren am Aufbau der Sexpol-Bewegung mitarbeitete. Als politischer Sprecher der Gruppe publizierte er zahlreiche Arbeiten in deren Organ, der Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie. Ende 1937 kehrte er nach Wien zurück und blieb nach dem »Anschluss« in Österreich, obwohl er als »Mischling I. Grades« den Repressionen des Nazi-Regimes ausgesetzt war. Auf seinem Anwesen in der Hinterbrühl bot er verfolgten FreundInnen Unterschlupf und initiierte eine psychoanalytische Arbeitsgruppe, geleitet von August Aichhorn. 1942 versuchte er, gemeinsam mit Ella und Kurt Lingens, polnische Juden in die Schweiz zu schmuggeln. Die Gruppe wurde verraten und Motesiczky zusammen mit Ella Lingens ins KZ Auschwitz deportiert, wo er am 25. Juni 1943 starb. 1980 wurden Karl Motesiczky, Ella und Kurt Lingens vom Staat Israel als »Gerechte unter den Völkern« ausgezeichnet."Der rote Baron, der für seine Hilfe ins KZ Auschwitz kam.
Baron Karl von Motesiczky war ein aktiver NS-Gegner, der nach Wien zurückkehrte, um seinen jüdischen Freunden zu helfen. Er half vielen Verfolgten zu fliehen, wurde selbst verraten - und starb im KZ Auschwitz.
Baron Karl von Motesiczky war ein aktiver NS-Gegner. Er war ein begüterter Mann, der ein großes Gut in Hinterbrühl am Kröpfelsteig besaß. Seine Mutter, Baronin Motesiczky, die ihren Sohn zu seiner demokratischen Anschauung erzogen hatte, floh nach dem Anschluss nach Holland. Karl befand sich am 13. März 1938 in Norwegen, beschloss jedoch, nach Wien zurückzukehren, um seinen jüdischen Freunden zu helfen.
Karl blieb in Wien und beschloss seiner Mutter erst zu folgen, sowie er seine Rettungsaufgaben erfüllt haben würde. Sein Haus wurde zum Treffpunkt jüdischer Familien und christlicher Nazigegner. Als ihnen Gefahr drohte von der Gestapo verhaftet zu werden, gewährte ihnen Karl in seinem Haus Unterschlupf. Im Sommer 1938 nahm er die jüdische Familie Urbach mit ihrem vierjährigen Buben ins Haus. Zu seinen jüdischen Freunden, die sein Haus frequentierten, zählten die Pianistin Eva Gal und Isa Strasser sowie die christlichen Nazigegner Ernst Wildgans, die Przibrams, Dr. Ella und Kurt Lingens.
Der Gärtner von Herrn Motesiczky war ein geheimer Nazi. Nach dem Anschluss stellte sich aber heraus, dass er der Partei unter falschen Voraussetzungen beigetreten war und der Familie Motesiczky immer treu ergeben war. Im September 1938 warnte er die Familie Urbach vor ihrer bevorstehenden Verhaftung und so gelang es ihnen mit Motesiczkys Hilfe nach Schweden und später nach Amerika zu fliehen.
Für Juden, die ins Ausland flüchten wollten, bediente sich Motesiczky der Hilfe des früheren Schauspielers Klinger.
Im Frühjahr 1942 wandte sich sein Bekannter, der polnische Jude Alex Weissberg-Cybulski, der mit der polnischen Untergrundbewegung zusammenarbeitete, an Motesiczky mit der Bitte, ihm und seinen Freunden die Flucht ins Ausland zu ermöglichen. Motesiczky konnte einige Mitglieder der Untergrundbewegung retten.
Im Juli 1942 kamen die Brüder Goldstein aus Krakau mit ihren Frauen nach Wien. Weissberg-Cybulski hatte sie geschickt, um einen Fluchtweg in die Schweiz auszuprobieren. Die Flüchtlinge hatten gefälschte Papiere, die sie als polnische Landarbeiter auswiesen. Einer der Brüder und dessen Frau wurden im Gut Motesiczkys versteckt. Der zweite wurde bei anderen Freunden untergebracht.
Motesiczky wandte sich an Klinger, wusste jedoch nicht, dass Klinger ein Angehöriger der Judenpolizei und Informant der Polizei, also ein Spitzel war. Er brachte die Ehepaare Goldstein an die Grenze, lieferte sie aber den Deutschen aus und verriet ihren Helfer Motesiczky.
Karl von Motesiczky verhalf vielen seiner Freunde zur Emigration. Er selbst wurde am 13. Oktober 1942 von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Er leugnete zunächst die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen, legte später aber ein Geständnis ab, als man ihm vorhielt, Klinger hätte schon alles gestanden. Motesiczky wurde nach Auschwitz deportiert, wo er am 25. Juni 1943 ums Leben kam.
Sein Gut in Hinterbrühl wurde nach dem Krieg zu einem SOS-Kinderdorf, wo eine Gedenktafel für Karl Motesiczky enthüllt wurde. Siehe Meisels (1996) "Die Gerechten Österreichs" Siehe auch Gutman et al (2005) "Lexikon der Gerechten unter den Völkern: Deutsche und Österreicher" INHALT EINLEITUNG 7 1. DIE SPUREN IM "NIEMALSLAND" 1 5 2. DIE FAMILIE KARL MOTESICZKYS IM KONTEXT DER GESCHICHTE DER PSYCHOANALYSE 2 3 3. KINDHEIT UND JUGEND 3 7 4. KARL MOTESICZKYS FREUNDSCHAFT MIT HEIMITO VON DODERER 5 9 5. STUDIENZEIT IN DEUTSCHLAND UND BEGEGNUNG MIT WILHELM REICH . . . 7 9 6. EXIL IN K O P E N H A G E N - D E R AUFBAU DER SEXPOL-BEWEGUNG 1 0 9 6.1. Idealister oder "Was ist ein Sexpol?" 109 6.2. Der kulturpolitische Hintergrund der dänischen Sexpol -Der dänische Kulturradikalismus 113 6.3. Die dänische Sexpol-Gruppe 124 Jonathan Hoegh Leunbach 124 J0rgen Neergaard 134 Tage Philipson 140 Ellen Siersted 140 Sympathisantinnen 142 6.4. Erste Konflikte in Kopenhagen 145 7. DIE GRÜNDUNG DER SEXPOL: WOMIT BEGINNEN? - DIE "ZEITSCHRIFT FÜR POLITISCHE PSYCHOLOGIE UND SEXUALÖKONOMIE" 1 6 1 Exkurs: Reichs Ideologie am Beispiel der Massenpsychologie des Faschismus und Was ist Klassenbewusstsein? 179 7.1. Karl Motesiczkys Rezension der Zeitschirft Le probleme sexuel -Der Anfang vom Ende der Weltliga für Sexualreform 194 7.2. Karl Motesiczkys Kritik zur Kommunistischen Politik in Deutschland und die Suche der Sexpol nach neuen Bündnispartnerinnen 203 8. EXIL IN OSLO - DU MÄ IKKE SOVE! 2 2 9 8.1. Die norwegische Sexpol-Gruppe 2 4 1 8.2. Der deutsche Kirchenstreit - Karl Motesiczkys sexualpolitische Religionskritik 258 8.3. Die Sexpol als "Einheit von Kommunismus und Anarchismus auf marxistischer Grundlage" 2 7 7 8.3.1. Die Einheitsfront der dänischen Sexpol mit der Kommunistischen Partei 279 8.3.2. Die holländischen Freundeskreise der Sexpol 284 8.3.3. Karl Motesiczky Stellung zu Autorität und Partei 2 8 7 8.4. Das Ende der Sexpol als politischer Organisation 295 9. RÜCKKEHR NACH WIEN - KARL MOTESICZKYS WIDERSTAND UND VERFOLGUNG UNTER DEM NATIONALSOZIALISTISCHEN REGIME 3 0 7 SCHLUSSBETRACHTUNGEN 3 4 1 ANHANG Quellen- und Literaturverzeichnis 347 Abkürzungsverzeichnis 370 Abbildungsverzeichnis 372 Personenregister 375