Jörg Lauster erzählt die Biographie des Heiligen Geistes von der Schöpfungsgeschichte über frühchristliche, mystische, philosophische und romantische Geistvorstellungen bis zum heutigen Pfingstchristentum und zu der Frage, wo in einer entzauberten Welt der Geist vernehmbar wird. Er zeigt dabei anschaulich, wie es im Namen des Geistes immer wieder zu Neuaufbrüchen kam, geht aber auch der dunklen Seite dieser rätselhaften Macht nach.
Neben Gott Vater und seinem Sohn Jesus Christus ist der Heilige Geist die dritte Person des «dreieinigen Gottes». Er schwebte vor der Schöpfung über der Urflut, senkte sich bei der Taufe auf Jesus herab und ließ die Apostel im Pfingstwunder in fremden Sprachen predigen. Der Geist erscheint als säuselnder Wind und brausender Sturm, als Feuer und Taube, in der Kirche und in der freien Natur. Er ist die große verändernde Macht, die zu Taten der Liebe anstiftet, Visionen befeuert, Künstler und Prediger inspiriert, Traditionen und Autoritäten untergräbt und als Weltgeist die Geschichte vorantreibt. Jörg Lauster geht in seiner Biographie des Heiligen Geistes weit über die Theologiegeschichte hinaus, denn in politischen Utopien, in philosophischen Freiheitsideen, im künstlerischen Geniekult oder in der modernen Naturbetrachtung zeigt sich, wie sich der Geist auch in einer säkularisierten Welt Ausdruck verschafft. Das geheime Zentrum dieser ersten Biographie des Heiligen Geistes ist die Philosophie der Renaissance, die wie ein Scharnier Mittelalter und Moderne, göttlichen und menschlichen Geist miteinander verbindet.
Inhalt
Das Rauschen der Welt 9
Erster Teil
Von den Ursprüngen zur sichtbaren Gestalt des Geistes
1. Der Geist über dem Wasser 17
Die Kraft des Mythos: Geist-Dichtung und deren Erforschung i8
Wind und Lebenskraft: Die kosmische Dimension des göttlichen Geistes 20
Tollwut und Sanftmut: Die anthropologische Dimension des göttlichen Geistes 27
Die Geburt des heiligen Geistes 30
2. Geist vom Himmel: Pfingsten und der Geist im frühen Christentum 34
Explosive Geistesgegenwart: Paulus und die Christuspräsenz im Geist 36
Die Inkarnation des Geistes: Lukas 47
Die Gnade der späten Geburt: Johannes 52
3. Geist und Erde: Der Stoffwechsel des Geistes 56
Charisma und Institution: Die Sozialkraft des Geistes 57
Charisma und Person: Der Geist und die kirchlichen Ämter 68
Der Geist und das Wasser: Die Taufe 79
Der Geist, das Brot und der Wein: Das Abendmahl 86
4. Den Geist denken: Der Geist und das Dogma 94
Vom Nutzen und Nachteil der Trinitätslehre: Wenn Beter denken 95
Die Unruhe des Denkens und die Spuren der Trinität: Augustinus 104
Zweiter Teil
Geist und Mensch
5. Leben ohne Warum: Die Mystik und der Geist Gottes in der Seele 113
Die Wurzeln der Mystik 116
Die Stunde der Frauen 119
Meister Eckhart und der Seelenfunken des Geistes 122
Die «Inseln des Sinnvollen»: Mystik heute 136
6. Freiheit und Gottebenbildlichkeit: Der Geist als Verwandtschaft mit Gott 142
Renaissance: Die Freiheit zum Selbstentwurf 143
Gottebenbildlichkeit: Neuplatonische Physiologie des Geistes 148
Freiheit als Selbstbestimmung: Die Stimme der Vernunft 155
Freiheit als Selbstgestaltung: Die Stimme des Eigentlichen 162
Das Eigentliche und das Vernünftige: Freiheit als Befreiung 165
7. Begeisterung: Inspiration als Psychologie des göttlichen Geistes 171
Geistesgaben als Kräfte zum Guten 172
Die Kraft, die Berge versetzt: Glaube 175
Dem Zynismus widerstehen: Hoffnung 181
Seelenflug zum Guten und Schönen: Das Lob
der platonischen Liebe im Christentum 185
Romantische Liebe und das Amen des Universums 193
Die Verzwergung der Inspiration: Schriftfetischismus 200
Das Fließen des Geistes: Von Dichtern, Schutzengeln, Genies und Melancholikern 204
Inspiration für alle: Der Mythos der Kreativität 209
Gottes Dahinrauschen in der Seele: Vom theologischen
Nutzen der Inspirationslehre 212
Die Unterscheidung der Geister: Fanatismus,
Verzweiflung und die Sünde wider den heiligen Geist 217
Dritter Teil
Geist und Geschichte
8. Die Kraft der Utopie 233
Das tausendjährige Reich des heiligen Geistes: Joachim von Fiore 233
Magnetismus der Hoffnung: Utopia und der Sonnenstaat 241
9. Der Geist in der Geschichte als Versöhnung 251
Der Traum vom Frieden: Ein heiliges Experiment in der Neuen Welt 251
Pax Christiana: Der heilige Geist als Frieden 258
Hegel hat einen Plan: Der Weltgeist 265
Was von Hegel übrig bleibt: Fortschritt, Versöhnung und
die heraufdämmernde Ahnung des bösen Volksgeistes 272
Durchbruch zum Guten: Versöhnung 280
Täterinnen und Täter der Liebe 282
Der Geist der Hingebung und Tapferkeit: Albert Schweitzer 292
10. Feuerzungen vom Himmel: Das Pfingstchristentum
und der Geist der Gegenwart 307
Der lange Weg von Mittelengland an den Pazifik 309
Wenn der Geist spricht: Pfingstchristentum heute 318
Der Geist in der Gegenwart 321
Vierter Teil
Geist und Welt
11. Der Geist in der Natur 329
Das Ende des göttlichen Geistes? Die Emanzipation
des Materialismus 331
Der Geist im Gehirn 337
Die Stimme der Natur 346
Das Erwachen des Universums 351
Epilog
Das Ende der Welt und das Ende des Buches 359
Anhang
Dank 367
Anmerkungen 369
Literatur 403
Bildnachweis 425
Personenregister 427