Was erleben wir, wenn wir einen Film anschauen? Wieso und auf welche Art und Weise identifizieren wir uns mit den ProtagonistInnen? Und wie steuern Filme unsere Affekte? Andreas Hamburger untersucht aus psychoanalytischer Sicht die subjektive Filmerfahrung. Ausgehend von Alfred Lorenzers Übertragung des Szenischen Verstehens auf die Kulturanalyse entfaltet er systematisch die Methode der Filmpsychoanalyse aus der Begegnung des Betrachters mit dem Werk. Anhand zahlreicher Beispiele entwickelt er ein methodisches Vorgehen für eine psychoanalytische Filminterpretation, diskutiert Einzelaspekte des Mediums - wie Schnitt, Raum- und Zeitgestaltung etc. - und stellt Ansätze der Filmpsychoanalyse und Kinotheorie in eine systematische Perspektive.
Dabei zeigt sich: In der Praxis der Interpretation ist es oft das Verlorengehen im Text, das Chaos, das Nichtverstehen, das schließlich erst die neue und überraschende Anordnung des Materials ermöglicht, die als psychoanalytische Interpretation bezeichnet werden kann. (Verlagstext)
Inhalt:
Vorwort
1. Einleitung
2. Natural Born Viewers -Zur Psychoanalyse der Spielfilmerfahrung
2.1 Lichtkörper - Warum das Kinodie Psychoanalyse beerbt hat
2.1.1 Warum Freud das Kino verabscheute
2.1.2 Kinematografische und andere Illusionen
2.1.3 Freud und die Lumieres - Aufklärung und Illusion
2.2 Film und Traum - Ein aufschlussreicher,aber falscher Vergleich
2.3 Die Haut der Bilder-Zur Spezifität des Mediums Film
3. Freud in Wonderland -Wege durch den Bilderwald
3.1 Traditionelle psychoanalytische Zugänge zum Film -Fortschritte oder Sackgassen?
3.1.1 Explikation zugrunde liegender kultureller Mythen
3.1.2 Die Benennung der im Film reflektierten Subjektivitätdes Filmemachers
3.1.3 Die Benennung der vom Film illustriertenuniversalen Entwicklungsmomente bzw. -krisen
3.1.4 Die Anwendung von Freuds Theorie der Traumarbeitauf den Film
3.1.5 Spectatorship oder Analyse der Zuschauerreaktion?
3.1.6 Die Darlegung der vom Film aufgegriffenenpsychoanalytischen Konstrukte
3.1.7 Die Analyse von Filmfiguren
3.1.8 Zusammenfassung: Für eine reflexive, relationale Filmpsychoanalyse
3.2 Szenisches Verstehen im Kino
3.2.1 Methodentransfer, nicht Transfer klinischer Inhalte
3.2.2 Rekursives Leseverfahren
3.2.3 Teilhabe an der Szene
3.2.4 Ziel ist die Veränderung des Zuschauers
3.3 Schritte der Filmanalyse
3.3.1 Erleben und Erinnern - Präsenz und Reminiszenzder Kinoerfahrung oder: Wie der Film den Analytiker findet
3.3.2 Sichtungen
3.3.3 Wiederholen - Die selbstanalytische Arbeit mit dem Film
3.3.4 Durcharbeiten - Die Mühen der Ebene
3.3.5 Die Arbeit mit dem Publikum
4. Filmpraxis
4.1 Genre
4.1.1 Freuds Witz und die Psychoanalyse der Filmkomik
4.1.2 Bond auf der Couch:Skyfallund das Genre des Agententhrillers
4.1.2.1 Männlichkeitskonstruktionen
4.1.2.2 »Not quite the end«. James Bond als britischer Serienheld
4.1.2.3 Das Gesetz der Serie: Spiel mit dem Genre
4.2 Zur Psychoanalyse der Filmerzählung
4.2.1 Drehbuch- und andere Autoren auf der Leinwand
4.2.2 Dramaturgie und unbewusste Wirkung
4.2.2.1 Suspense und Affektsteuerung
Suspense und Affect Attunement
Suspense und soziales Biofeedback
Soziales Biofeedback und Spannungsdramaturgie
4.2.2.2 Konstellationen
4.2.2.3 Handlung und Figur
4.2.2.4 Filmfigur und Mentalisierung
4.2.2.5 Affektregulierung im Traum: Moser und Zeppelin
4.2.2.6 Erzählen: Suspense und Konstellation, Handlung und Figurenim kulturellen Raum
Freud: Von der zweistufigen Witzwirkung zur Interaktion
4.3 Spiegel und Schnitt: Affektregulierung, Temporalität undFilmästhetik
4.3.1 Selbstkonstitution im Spiegel - Von Bildern und Identitäten
4.3.1.1 Vom Foto zum Film: Erfolge eines Hütchenspiels
4.3.1.2 Technische Blicke: Kadrierung, Einstellungsgröße, Fokus,Motion und Kamerabewegungen
Kadrierung
Innen/außen
Licht
Einstellungsgröße
Fokus
Kamerabewegung
4.3.2 Zeitdramaturgie: Der Schnitt ins Auge
4.3.2.1 Temporal mind
4.3.2.2 Zeit- und Bewegungsbild - Das Erbe des Neorealismus
4.3.2.3 Feinschnitt
4.3.2.4 Erzählende Schnitte
4.4 Es werde Lichtspiel - Zur Psychoanalyse des Kinoraums
4.4.1 Soziologie des Publikums
4.4.2 Zeit-Spiele
4.4.3 Grundannahmengruppen
4.4.4 Suture
4.5 Zusammenfassung:Psychoanalyse der Wirkungsdramaturgie
5. Filmtheorie und Psychoanalyse
5.1 Embodiment - Filmpsychoanalyse und Körper
5.1.1 Der Körper der Physiologie
5.1.2 Der Leib der Phänomenologie
5.1.3 Leib und Körper in der Filmpsychoanalyse
5.2 Noch einmal: Film und Traum
5.2.1 Eine kleine Kulturgeschichte des Traums
5.2.2 Geträumte Filme
5.2.3 Gefilmte Träume
5.2.4 Filme sind also keine Träume, aber sie werden als solche erlebt
5.2.5 Literatur, Traum und Kino
5.2.6 Der Film-Traum der Psychoanalyse
5.2.7 Also doch: Film als Traum, Traum als Film?
5.3 Film and Media Studies - Metz und die Folgen
5.4 Filmmetaphern
5.5 Frauen-und Männerbilder im Kino
5.5.1 Die feministische Aufdeckung des männlichen Blicks unddie Psychoanalyse
5.5.2 Und der weibliche Blick?
5.6 Was Sie schon immer über Hitchcock wissen wollten,von 2izek aber nur über Lacan erfahren haben
5.7 Schönheit und Resonanz -Plädoyer für eine temporale Ästhetik
5.8 Szene und Seduktion
6. Und die Moral von der Geschichte?
Literatur
Filmregister
Personenregister
Sachregister