Das Konzept der Resilienz hat in der Psychologie und Pädagogik, aber auch im öffentlichen Diskurs eine erstaunliche Karriere gemacht. Die einen verknüpfen damit hohe Erwartungen an eine Verbesserung der seelischen Gesundheit durch die systematische Förderung der psychischen Abwehrkräfte. Von anderen wird es als individualisierendes Konzept heftig kritisiert, das die Verwundbarkeit von Kindern übersieht und von der Verbesserung belastender Lebensverhältnisse eher ablenkt. Das Buch prägt der Anspruch, sowohl die Fortschritte und Chancen der Resilienzforschung und -förderung angesichts aktueller Krisen und Transformationsprozesse in unseren Gesellschaften konstruktiv zu erörtern als auch die Risiken und Grenzen des Ansatzes kritisch zu reflektieren.
Inhalt
Einleitung: Resilienz - Chancen und Risiken eines boomenden
Konzepts ............................................................................................................... 9
Rolf Goppel & Ulrike Graf
1 Chancen und Perspektiven des Resilienzkonzepts im
pädagogischen Feld
Resilienzförderung in Kindertageseinrichtungen und Schulen -
Perspektiven über das Individuum hinaus .................................................. 23
Klaus Fröhlich-Gildhoff
Aufarbeitung von Gewalt in der Kindheit. Was aus der
Zeugenschaft von Betroffenen über Resilienz gelernt werden kann ...........33
Sabine Andresen
Was heißt eigentlich »Prozess«? Bemerkungen zu den
Implikationen des Prozesscharakters für das Verständnis von
Resilienz und Vulnerabilität............................................................................45
Michael Fingerle
Das Resilienz-Paradox in Forschung und Prävention.................................58
Isabella Helmreich
2 Probleme und Widersprüche des Resilienzkonzepts im
pädagogischen Feld
Resilienz und Bildung - eine (macht-)kritische Perspektive auf die
Verhältnisbestimmung von Anpassung und Widerstand in
bildungsprogrammatischen Texten .......................... 67
Anne Kirschner
Diskreditierungen »sozioökonomisch benachteiligter«
Schüler*innen in einer Pisa-Sonderauswertung zum »Erfolgsfaktor
Resilienz« ........................................................................................................79
Kirsten Puhr
Der Resilienz widerstehen - der Vulnerabilität auch? Überlegungen
mit Blick auf verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche.............. 88
Thomas Müller
Wer von Resilienz redet, darf von Vulnerabilität nicht schweigen.
Und wer von Vulnerabilität schweigt, redet nicht von Resilienz.
Eine Perspektivierung materialistischer (Behinderten-)Pädagogik ... 95
Robert Schneider-Reisinger
Aggressives Verhalten als Ausdruck psychischer Widerstandskräfte 105
Jennis Schramm
Pädagogik außerhalb gesellschaftlicher Verhältnisse? Eine
soziologische Hegemoniekritik an Resilienz am Beispiel eines
sexualisierten Übergriffes in einer Schule....................................................113
Monika Götsch & Sandro Bliemetsrieder
3 Herausforderungen und Möglichkeiten der Förderung von
Resilienz im pädagogischen Feld
Resilienz mit Introvision: Gelassenheit fordern zur Stärkung
innerer Widerstandskräfte............................................................................. 123
Telse Iwers & Angela Rohde
Familiale Resilienz bei chronischer Erkrankung als Thema von
Lernen und Bildung........................................................................................ 136
Birgit Behrisch
Darf das vulnerable Subjekt sein? Resilienz und Vulnerabilität als
Leitkategorien für pädagogisches Handeln.................................................144
Ramona Thümmler & Janieta Bartz
Kinder aus bildungsfernen Milieus in der Corona-Pandemie -
Einstellungen und Resilienz..........................................................................153
Britta Klopsch & Carsten Rohlfs
Wenn Widrigkeiten nicht zur Sprache kommen. Weiße Flecken auf
der kognitiv-evaluativen Landkarte und Resilienz....................................162
Jörg Kohlscheen & Ronja Struck
Resilienz im Spiegel ausgewählter Kinderbilderbücher .......................... 171
Ulrike Graf
4 Rückblicke und Bilanzierungen im Hinblick auf die
Bewältigung risikobehafteter Kindheiten
Müssen uns die Dichter sagen, was Resilienz ist? Drei verschiedene
»Risikokindheiten« und drei verschiedene Bewältigungsstrategien
in autobiografischer Perspektive..................................................................185
Rolf Göppel
Festschreiben, Umschreiben, Sich-Freischreiben: Resiliente
Kindheitsbewältigung durch autobiografische Selbstreflexion......... 199
Margherita Zander
Erzählungen Jugendlicher mit Sehbeeinträchtigung im
Spannungsfeld von Resilienz und Verwundbarkeit.................................. 211
Anne Bödicker
Verzeichnisse
Die Autorinnen und Autoren........................................................................ 221