Der Schlüssel zur schulischen Gesundheitsförderung ist die Stärkung von Kindern und Jugendlichen gegenüber Gesundheitsgefahren. Empowerment ist ein Schlagwort in der Gesundheitsförderung. Gemeint ist die «Ermächtigung» jener Bevölkerungsteile, die von sich aus zu keinem selbst bestimmten Leben finden und keinen Einfluss auf ihre Lebensumstände ausüben könnten. Neben Minderheiten, MigrantInnen, Menschen mit besonderen Herausforderungen oder in unterprivilegierten Lebenslagen sind vor allem Kinder und Jugendliche angesprochen.
Um Empowerment als theoretisches und praktisches Konzept für die Schule besser nutzbar zu machen, wird die Stellung der SchülerInnen in den pädagogischen und didaktischen Kommunikationen, deren Einfluss auf die Gesundheit und die Bedeutung der Führungsleistung der SchulleiterInnen untersucht. Empowerment wird dabei im Unterschied zu Trivialisierung und Entmutigung als eine basale Leistung der Schule verstanden.
"Das Buch von Wolfgang Dür ist eine bedeutsame argumentative Fundgrube für die-jenigen, die sich für eine Verbesserung des Schullebens mit den Strategien der Ge-sundheitsförderung engagieren wollen. Es ist für aufgeklärte Schulbeamte, reformerisch engagierte LehrerInnen und SozialpädagogInnen und für an der Theorie- und Praxisentwicklung der Gesundheitsförderung interessierte GesundheitswissenschaftlerInnen ein wertvoller Beitrag und Baustein. Die große konsistente Lösungsstrategie für die Gesundheitsförderung in Schulen ist es noch nicht. Zu sehr merkt man noch bei der Lektüre des Buches, dass die einzelnen Bestandteile in unterschiedlichen Verwertungs-Kontexten verfasst wurden. Es zeigt aber eine herausfordernde Lösungsrichtung und begründet diese in plausibler Weise. Allein dies ist ein großer Verdienst und wir warten gespannt auf die 2. Auflage." socialnet.de - Prof. Dr. med. Eberhard Göpel
AUS DEM INHALT
Vorwort 10
1. Einführung in das Thema und Problemstellung 13
1.1. Vulnerable Gruppen und Gesundheitsri siken
als Herausforderungen für die Schule 13
1.2. Zur Größenordnung der Gesundheitsprobleme
bei Kindern und Jugendlichen 19
1.2.1 Körperliche Gesundheit und Funktion 20
1.2.2. Gesundheitsverhalten 23
1.2.3. Psychische Probleme, Kompetenzen und Ressourcen 26
1.3. Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen, die soziale Ungleichheit,
die Familie und Umweltgerechtigkeit 30
1.3.1 Soziale Ungleichheit 31
1.3.2 Familie und Gesundheit 33
1.3.3. Ökologische Faktoren und Umweltgerechtigkeit 34
1.4. Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen und die Rolle der Schule . . . 35
1.4.1. Die ökologischen Bedingungen in der Schule 36
1.4.2. Die psychosozialen Bedingungen des Schullebens 37
1.4.3. Die Bedingungen in den Lehr-/Lernprozessen 39
1.4.4. Zusammenfassung und offene Fragen 42
1.5. Erfahrungen aus der Praxis der Gesundheitsfördernden Schulen 45
1.6. Forschungsfragen: Empowerment als Konzept für die Untersuchung
des Zusammenhangs von Gesundheit und Schule 50
2. Systemtheoretische Grundlegungen 5r
2.1. Die konstruktivistischen Grundlagen der Systemtheorie 51
2.1.1. Der Beobachter, Kybernetik zweiter Ordnung 52
2.1.2 Die Gesetze der Form 54
2.1.3. Autopoiesis 57
2.1.4. Nicht-triviale Maschinen 58
2.2. Soziale Systeme in der modernen Gesellschaft 62
2.2.1. System/Umwelt 62
2.2.2. Operationsmodi 63
2.2.3. Soziale Systeme und Selbststeuerung 65
2.2.4. Codierung, Kommunikationsmedien und symbiotische Symbole 68
2.2.5. Funktionale Differenzierung, Inklusion und Individualität 71
3. Erziehung als soziales System 75
3.1. Sozialisation und Erziehung 76
3.2. Die Rolle der Selektion 78
3.3. Codierung über die Operation der Vermittlung 82
3.4. Die Rolle der Didaktik als professionelle Form der Vermittlung 84
3-5- Das Technologiedefizit des Erziehungssystems, die reformpädagogischen
Bestrebungen und die Prozessqualität des Unterrichts 88
3.6. Vermittlung als Konstruktionsprozess - lerntheoretische Annahmen 93
3.6.1. Die behavioristische Lerntheorie 95
3.6.2. Die kognitivistische Lerntheorie 96
3.6.3. Die konstruktivistische Lerntheorie 97
3.7. Der Vermittlungsprozess und das lernende Bewusstsein 98
3.8. Vermittlung, Wissen und Lernfähigkeit 102
3.9. Didaktiken im Systemwandel 104
3.10. Von der Gleichbehandlung aller Schülerinnen
über Chancengleichheit zu Individualisierung 108
3.11. Erziehung und Person: zur Eingrenzung von Funktion
und Leistung der Erziehung 112
3.12. Die Organisation der Erziehung - Schule und Unterricht 118
3.13. Zusammenfassende Darstellung: Erziehung, Unterricht
und die Motivation der Schülerinnen 123
4. Gesundheitsförderung und Empowerment in der Schule 127-
4.1. Theorie und Konzeption der Gesundheit 127
4.1.1. Körperliche und psychische Krankheiten 130
4.1.2. Risiko- bzw. Gesundheitsverhalten 130
4.1.3. Wohlbefinden 131
4.1.4. Selbst- und Sozialkompetenz 131
4.1.5. Soziale Beziehungen in der Schule - Schulklima 132
4.1.6. Kernprozess Lehren und Lernen 132
4.2. Gesundheitsförderung in der Schule 134
4.3. Zur Theorie des Empowerments. Ein konzeptueller Vorschlag 141
4.3.1. Empowerment als politisches Konzept 141
4.3.2. Empowerment in der Gesundheitsförderungsforschung 142
4.3.3. Empowerment in der Management-Literatur 143
4.3.4. Empowerment, Macht und Steuerungsprobleme 145
4.3.5. Empowerment, Gesundheit und Erziehung 147
4.3.6. Beispiele für Empowerment-Maßnahmen für Schülerinnen 151
5. Empowerment in der Schule und die Gesundheit der Schülerinnen.
Die Ergebnisse der österreichischen HBSC-Studie [53
5.T. Die HBSC-Studie der WHO 153
5.2. Operationalisierung und Messung von Empowerment 157
5.3. Messung von ko-varüerenden Faktoren: soziale Ungleichheit,
Familie, individuelle Ressourcen 165
5.4. Das Untersuchungsmodell 168
5.5. Ergebnisse 171
5.5.1. Empowerment als Dimension (latent trait) 171
5.52. Validierung des Empowerment-Konzepts
durch Vergleich mit Schul-Outcomes 173
5.5.3. Empowerment, Geschlecht und Schicht 175
5.5.4. Empowerment und Gesundheit in bivariaten Zusammenhängen 179
5.5.5. Statistische Modellierung des Einflusses der schulischen
Prozessvariablen auf die Gesundheit der Schülerinnen 183
6. Behörde, Familienbetrieb oder Schule. Drei Schulen im Vergleich 197
6.1. Einleitung 197
6.2. Methode und Auswahl der Schulen 200
6.3. Schule A: "Wir als Schüler können nie was machen" 204
6.3.1. Überregulation: Regeln erzeugen Abweichung,'Abweichung Regeln 204
6.3.2. Übertretung und Kontrolle: Demokratie oder Bürokratie 207
6.3.3. Kontrolle, Konflikte, gestörter Unterricht 208
6.4. Schule B: "Es bringt ja nichts im Großen und Ganzen" 209
6.4.1. Das "Flegeltum" und soziale Abgrenzung 209
6.4.2. Die schiefe Familienmetapher und ihre Folgen. . 211
6.4.3. Pseudo-familiäre Kommunikation statt Führung 213
6.4.4. Interventionismus statt Partizipation und Mitsprache 214
6.5. Schule C: "Was gut läuft in unserer Klasse ist, dass Eltern,
Schüler und Lehrer gut in einem Team zusammenarbeiten" 216
6.5.1. Partizipation und Kontraktdemokratie 216
6.5.2. Ein offenes, einladendes Beschwerdesystem 217
6.5.3. Das Schul-Büfett 218
6.5.4. Mitbestimmung am Beispiel der Laptop-Klasse 219
6.5.5. Gestaltung des Klassenzimmers '. 220
6.5.6. Der Umweltpräsident. 221
6.5.7. Der Kernprozess: Unterricht in der EVA-Klasse 222
6.6. Führung als Operation in der Differenz empowernd/trivialisierend 224
7. Resümee: Empowerment, Gesundheit und Schulerfolg 227
Literatur 235