Verlagstext:
Christoph Hennings materialreiche Studie unterzieht hundert Jahre theoretischer Marxrezeption über die Disziplingrenzen hinweg einer kritischen Analyse. Vor diesem Hintergrund versucht der Autor eine Rekonstruktion des Marx'schen Werkes gegen seine bisherigen Auslegungen. Der erste Teil des Bandes behandelt systematisch die Marxrezeptionen in Sozialdemokratie und Kommunismus, in Ökonomie, Soziologie, Philosophie, Kritischer Theorie und Theologie. Als Haupttendenz erweist sich hier die Verlagerung ökonomischer Argumente in immer spekulativere Gefilde. Der zweite Teil kritisiert heutige Sozialphilosophien und zeigt, dass ihr dezidiert normativer Ansatz aus diesen verfehlten Marxrezeptionen resultiert. Der Band fordert damit zu einer neuen Auseinandersetzung mit Marx jenseits politischer Grabenkämpfe heraus.
Stimmen zum Buch:
"Wer sich auf diese groß angelegte Rehabilitation der Politischen Ökonomie einlassen will, wird dies mit Gewinn und nicht zuletzt Leselust tun, sollte aber darauf gefasst sein, dass Hennings Kritik eine nicht geringe Anzahl der bekanntesten Autoren der Philosophie- und Soziologiegeschichte des 20. Jahrhunderts einschließt und seine bisweilen ungebremste Polemik oft genug nach Abrechnung klingt. Der Autor dringt allerdings mit gutem Grund darauf, dass sich die herangezogenen Rezeptionen an einem dezidiert ökonomischen Verständnis messen lassen müssen."
Quelle: Morris Vollmann, Aufklärung und Kritik, 2 (2005)
"[D]ieses Buch [kann] sowohl für solvente Einsteiger in die Beschäftigung mit >dem< Marxismus als auch für solche, die sich mit den Geisteswissenschaften der Gegenwart herumschlagen wollen, von Nutzen sein."
Quelle: Ingo Elbe, UTOPIEkreativ, 193/1
"Geballte 660 Seiten Marx-Rezeption durch die Brille der zeitgenössischen, modernen Philosophie gab es schon lange nicht mehr. Der engagierte Transcript-Verlag ist für seinen Mut zu dieser Publikation zu beglückwünschen."
Quelle: Gerald Munier, AKP, 6
"Vor mir liegt ein ganz ungewöhnliches, eindrucksvolles Buch."
Iring Fetscher, Marx-Engels-Jahrbuch, 2006
/ AUS DEM INHALT: / / / Vorrede 9
1 Einleitung 11
1.1 Die Fragestellung 11
1.2 An Marx festhalten? Ein Vorbegriff seiner Theorie 14
1.3 Die Lücke in der Sozialtheorie der Gegenwart 17
1.4 Zur Methode dieser Arbeit 20
1.4.1 Die Beschränkung auf Texte 20
1.4.2 Der deutschsprachige Schwerpunkt 21
1.5 Der Aufbau der Arbeit 23
2 Marx gestern: Zur Genese theoretischer Fehlrezeptionen 27
2.1 Marx in der Theorie der Sozialdemokratie 31
2.1.1 Das Erfurter Programm 31
.2 Der Revisionismus 40
.3 Der Neukantianismus als gegenstrebige Fügung 49
.4 Die Orthodoxie 52
.5 Systematische Kernpunkte I: Die Reproduktionsschemen 60
.6 Systematische Kernpunkte II: Der Fall der Profitrate 77
2.2 Marx in der Theorie des Kommunismus 88
2.2.1 Die Rolle der Gewalt 89
2.2.2 Die Organisation der Partei 95
2.2.3 Die Diktatur des Proletariats 98
2.2.4 Schöpferische Entwicklung des Marxismus 105
2.2.5 Der Trotzkismus - ein geringeres Übel? 111
2.2.6 Systematische Kernpunkte III: Der Imperialismus 114
2.3 Marx in der ökonomischen Theorie 130
2.3.1 Marx zwischen wirtschaftswissenschaftlichen Paradigmen 130
2.3.2 Marxwiderlegungen aus neoklassischer Sicht 141
2.3.3 Übernahme der Neoklassik durch Marxisten 152
2.3.4 Ausstrahlung des Paradigmas in Nachbarwissenschaften 167
2.3.5 Systematische Kernpunkte IV: Zur Geldtheorie bei Marx 169
2.4 Marx in der (deutschen) Soziologie 190
2.4.1 Die Aufteilung der Welt in normfreie Funktionen
und normative Rahmen 193
2.4.2 Woher die Vorherrschaft der Neoklassik in der Soziologie? 200
2.4.3 Normativität als Lückenbüßer unvollständiger Weltbilder 203
2.4.4 Die Projektion der Schwächen auf die Symbolfigur Marx 211
2.4.5 Kritik der Technokratiethese und Industriesoziologie 215
2.4.6 Die soziologische Behandlungsart sozialer Klassen 224
Systematische Kernpunkte V: Klassen bei Marx 225
Klassen (und mehr) bei Max Weber 230
Klassen bei Helmut Schelsky 237
Klassen bei Niklas Luhmann 245
2.5 "Von Marx zu Heidegger": Sozialphilosoph 251
2.5.1 Ein Kategorisierungsversuch von Rene König 253
2.5.2 Philosophiehistorische Vergegenwärtigung des Idealismus 258
Der Einfluss Fichtes 258
Der Einfluss Nietzsches 262
Der Einfluss Hegels 264
Die Weltanschauungs- und Lebensphilosophie 267
2.5.3 Rudolf Eucken als Vorläufer 277
2.5.4 Georg Lukäcs als Mittelsmann 286
2.5.5 Martin Heideger als Ausläufer 302
Heidegger und Marx 304
Heidegger und der Nihilismus 312
2.5.6 Die Systemphilosophie Niklas Luhmanns 321
2.5.7 Systematische Kernpunkte VI: Marx und Hegel 328
Marx als Hegelkritiker 328
Hegelmarxismus: Semantische Verschiebungen 336
2.6 Kritische Theorie oder die Auflösung der Kritik in Religion 343
2.6.1 Horkheimers Lebensphilosophie 344
2.6:2 Pollocks hermetische Staatskapitalismus-Analyse 350
2.6.3 Adornos quietistischer Utopismus 355
2.6.4 Systematische Kernpunkte VII: Marx' Religionskritik 362
2.6.5 Religionskritik als Politikum 373
2.6.6 Vier theologische Positionen zu Marx 376
Ablehnung wegen "Atheismus" 376
Toleranz trotz "Atheismus" 378
Religiöser Sozialismus 380
Exkurs: Kritik philosophischer Säkularisationstheorien 384
Trennung von Religion und Politik 398
2.6.7 Walter Benjamins politische Theologie 400
3 Marx heute: Kritik der Gegenwartsphilosophie 411
3.1 Jürgen Habermas oder die Rückkehr der Philosophie des Rechts 414
3.1.1 Anthropologische Anfänge 416
3.1.2 Die Transformation in Rationalitätstypen 421
3.1.3 Der Mythos der "normativen Fundamente" 423
3.1.4 Systematische Kernpunkte VIII: Marx und die Ethik 430
3.1.5 Die prozeduralen Strukturen 438
3.1.6 Systematische Kernpunkte IX: Marx und das Recht 454
3.2 John Rawls oder die Apotheose des Nichtwissens 462
3.2.1 John Rawls als Neoklassiker 463
3.2.2 Rechtfertigung von Stachanov 469
3.2.3 Die Reaktion des Kommunitarismus 471
3.2.4 Reaktionen in der deutschen Philosophie nach 1989 480
Otfried Hoffe 482
Wolfgang Kersting 483
Axel Honneth 485
3.3 Wirtschaftsethik: eine "normativ gehaltvolle" Gesellschaftstheorie? 491
3.3.1 Hintergründe des Aufstiegs dieser Disziplin 491
3.3.2 Theologische Wirtschaftsethik 494
3.3.3 Betriebswirtschaftliche Wirtschaftsethik 501
3.3.4 Historistische Wirtschaftsethik 509
3.3.5 Der Hegelianismus der Wirtschaftsethik 515
3.3.6 Globalisierungskritik als Platzhalter 519
3.4 Neopragmatismus oder die Permanenz Hegels 522
3.4.1 Die deutsche Pragmatismusrezeption als Problemanzeige 523
3.4.2 Eine Transformation des deutschen Idealismus? 526
3.4.3 Neopragmatismus und Marxismus als feindliche Brüder 534
3.4.4 Die Bewahrung von Rationalität und Normativität bei Marx 539
4 Folgerungen für die Philosophie nach Marx 543
4.1 Die Rolle der Realität als Maß der Verortung 544
4.2 Topologie der Sozialphilosophie 548
4.2.1 Topik der Philosophie bei Kant 549
4.2.2 Überwindung des Dualismus bei Hegel 550
4.2.3 Transformation der Philosophie (Hegels) bei Marx 551
4.2.4 Transformation der Philosophie (Hegels) im Pragmatismus 554
4.2.5 Supernormativismus: Doppeltransformierte Philosophie 556
4.3 Funktion und Reichweite der Theorie bei Marx 557
4.3.1 Grundzüge der Theorievermeidung in der Marxkritik 558
4.3.2 Marx' Theorie ist kein Determinismus 560
4.3.3 Marx' Thema ist die bürgerliche Gesellschaft 561
4.3.4 Neoklassische Umbesetzungen der ökonomischen Theorie 562
4.3.5 Der Nebenschauplatz Dialektik als diskursive Verschiebung 563
4.3.6 Die Aufgabe einer Kritik der normativen Sozialphilosophie 564
4.4 Normative Theorie: Ethik als Erklärungssubstitut 566
5Literatur 571