Cover von Die Stunde der Wahrheit? wird in neuem Tab geöffnet

Die Stunde der Wahrheit?

um Verhältnis der Wissenschaft zu Politik, Wirtschaft und Medien in der Wissensgesellschaft
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Weingart, Peter
Verfasser*innenangabe: Peter Weingart
Jahr: 2005
Verlag: Weilerswist, Velbrück Wiss.
Mediengruppe: Buch
verfügbar

Exemplare

AktionZweigstelleStandorteStatusFristVorbestellungen
Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: GS.AT Wein / College 3a - Gesellschaft, Politik / Regal 3a-6/7 Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Gegenwärtig erleben wir die Auflösung der Wissenschaft als Institution in ihrer seit dem Ende des 18. Jahrhunderts überkommenen Gestalt. Wissensgesellschaften sind nicht nur durch die vermehrte Produktion und Anwendung wissenschaftlichen Wissens in der Gesellschaft charakterisiert, sondern gleichzeitig durch eine veränderte Art und Weise der Wissensproduktion. Neben der Verwissenschaftlichung der Gesellschaft vollzieht sich eine Vergesellschaftung der Wissenschaft. Seit Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich die akademische Wissenschaft zu einem gesellschaftlichen Funktionssystem, das sich intern immer weiter ausdifferenzierte (immer neue Disziplinen und Teil-disziplinen erfand), nach außen relativ geschlossen war und - wenigstens dem Anspruch nach - eine selbstgesteuerte Entwicklung nahm. Wissenschaftliche Forschung bemühte sich, durch Reduktion und Vereinfachung der Natur auf Zusammenhänge, die im Laborexperiment erfaßt und kontrolliert werden können, zu allgemeinen Naturgesetzen zu gelangen. Anwendbar war dieses Wissen in dem Maße, wie sich natürliche Verhältnisse auch außerhalb des Labors auf Laborbedingungen hin »normieren« ließen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts macht das Funktionssystem Wissenschaft gravierende epistemische und institutionelle Veränderungen durch. Wissenschaft als Institution löst sich ausihrer bisherigen sozialen Isolierung; die Grenzen zwischen universitärer Grundlagenforschung und angewandter Industrieforschung verwischen sich; Wissensproduktion ist nicht mehr vorrangig auf die Suche nach Naturgesetzen gerichtet; die Forschung wendet sich vom Labor experiment ab und arbeitet eher an Modellen und Simulationen; die Einteilung in Disziplinen ist nicht mehr der entscheidende Organisationsrahmen der Forschung. Mit einem Wort, die soziale Distanz zwischen akademischer Wissenschaft und Öffentlichkeit schrumpft. Diese engere Anbindung der Erkenntnisproduktion an soziale Anwendungskontexte stürzt das wissenschaftliche Wissen in vielfache Legitimationskrisen. Der Versuch der Politik, ihre Entscheidungen durch wissenschaftliche Expertise zu rechtfertigen, bringt die Wissenschaft in Verbindung mit den politischen Lagern und involviert sie in deren Konflikte. Im Dauerclinch zwischen Gutachtern und Gegengutachtern verliert wissenschaftliches Fachwissen seine Glaubwürdigkeit. Vielleicht am schwersten wiegt aber, daß die Schrumpfung der Distanz zwischen der Wissenschaft und den anderen gesellschaftlichen Systemen den Wissensbegriff selbst verändert. Denn diese relative Distanz der akademischen Wissensproduktion zu sozialen Interessen - Status, Macht und ökonomischer Ertrag - war vielleicht die soziale Voraussetzung für die »Objektivität« wissenschaftlicher Erkenntnis. Der anwendungsorientierten Wissenschaft fällt es schwer, die Erwartungen zu erfüllen, die man traditionell der Wissenschaft gegenüber hegt - nämlich »objektives«, sicheres, gewisses Wissen zu liefern. Schlägt also jetzt der Wahrheit die Stunde?

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Weingart, Peter
Verfasser*innenangabe: Peter Weingart
Jahr: 2005
Verlag: Weilerswist, Velbrück Wiss.
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.AT
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 3-934730-98-1
Beschreibung: Studienausg., unveränd. Nachdr. der Erstausg., 397 S.
Schlagwörter: Politik, Wissenschaft, Medien, Wirtschaft, Informationsgesellschaft, Bürgerliche Wissenschaft, Politische Entwicklung, Politische Lage, Staatspolitik, Wissenschaften, Economy (eng), Wirtschaftsleben, Ökonomie <Wirtschaft>, Kommunikationsgesellschaft, Mediengesellschaft, Wissensgesellschaft
Suche nach dieser Beteiligten Person
Fußnote: Literaturverz. S. 356 - 383
Mediengruppe: Buch