Was ist Aggression, und wie wird aus Aggression Gewalt? Nimmt Gewalt zu? Welchen Einfluss haben Geschlecht, Familie und Schule? Diese Fragen beschäftigen Wissenschaftler und Praktiker unterschiedlicher Disziplinen, weil Aggression biologische, entwicklungspsychologische, soziologische, pädagogische und sozialpolitische Aspekte berührt, die alle im Alltag erhebliche Tragweite besitzen. Klaus Wahl, einer der führenden Aggressionsforscher in Deutschland, legt in diesem Buch eine Übersicht über den aktuellen Wissensstand zum Thema Aggression vor, der in vielfältigen Studien von der Genetik und Gehirnforschung bis zur Kriminologie und Kriegsforschung zusammengetragen wurde. In neuartiger Weise wird das Zusammenspiel der biotischen, psychischen und sozialen Mechanismen vorgeführt, die zu Aggression führen. Das Buch ist wie ein lesbares Lehrbuch geschrieben und bietet Studierenden und Wissenschaftlern der verschiedenen Disziplinen sowie interessierten Berufspraktikern komplette Informationen zum Nachschlagen, und auf viele brennende Fragen zu Aggression und Gewalt gibt es neue überraschende Antworten.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort IX
1 Aggressionsforschung: Klüfte und Brücken 1
2 Streit der Fakultäten: Aggression und Gewalt im interdisziplinären Blick ... 5
2.1 Definitionen und Kampfbegriffe 6
2.1.1 Aggression als évolutives Erbe 7
2.1.2 Gewalt als gesellschaftlich normierte Aggression 10
2.2 Ursachensuche 13
2.2.1 Erkenntnisstrategien 13
2.2.2 Analyseebenen für Aggression und Gewalt - Ein erstes Modell 16
2.2.3 Bio-psycho-soziale Mechanismen 16
3 Nimmt Gewalt zu? Frequenzen und Tendenzen 21
3.1 Häufigkeit ausgewählter Aggressions- und Gewaltformen 22
3.1.1 Kindliche Aggressionen 22
3.1.2 Aggression an Schulen und unter Jugendlichen:
Von Tätern zu Opfern und zurück 22
3.1.3 Gewaltkriminalität: Täter und Opfer 24
3.1.4 Politisch motivierte Gewalt und hate crimes 26
3.1.5 Kollektive Gewalt: Gruppenaggression und Kriege 26
3.2 Männliche und weibliche Aggression: Qualität und Quantität 27
3.3 Historische Wende? Die Entwicklung von Opferzahlen 28
4 Bio-psycho-soziale Überlebensmechanismen: In Gefahr und großer Not ... 31
4.1 Alternative Reaktionen: Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch 32
4.2 Aggressionshemmende Mechanismen 34
4.3 Heiße und kalte Aggression: Affektive und kalkulierte Aktionen 36
5 Sozialdynamik von Aggressionssituationen 41
5.1 Vorgeschichte, Krise und Auslöser 42
5.2 Katalysatoren, Eskalation und Folgen 43
5.3 Oft vergessen: Die Opfer 45
6 Aggression im Gehirn: Ströme und Säfte 47
6.1 Aggressionsbezogene Strukturen und Prozesse im Gehirn 48
6.2 Blicke unter die Schädeldecke: Methoden der Gehirnforschung 51
6.3 Allgemeine Gehirnaktivität und Aggression 53
6.4 Limbisches System: Von Emotionen zu Aggression 54
63 Präfrontaler Cortex: Kontrolle der Aggression 56
6.6 Neuroaktive Substanzen und ihre Mechanismen 60
6.6.1 Serotonin: Angst und Aggression 60
6.6.2 Dopamin, Noradrenalin, GABA: Treibstoff und Bremse für Aggression 63
6.6.3 Testosteron: Das gefährliche Hormon der Sieger 64
6.6.4 Glucocorticoide: Stress, Erregung und Aggression 66
6.7 Hirnstrukturen, neuroaktive Substanzen und Aggression:
Komplexe Ergebnisse, offene Fragen 68
7 Aggressionsfördernde Emotionen 71
7.1 Emotionen als Aktivierungsmechanismen 72
7.2 Frustration, Ärger und Hass 74
7.3 Furcht und Angst 76
7.4 Trauer, Depression und Autoaggression 78
7.5 Macht-, Lust- und Selbstwertgefühle 79
7.6 Emotionen und Aggression: Ein wechselvolles Verhältnis 81
8 Gewaltfördernde Kognitionen 83
8.1 Zusammenspiel von Gedanken und Gefühlen 84
8.2 Verzerrte Wahrnehmung: Übersteuertes Sozialradar 86
8.3 Rationalisierung und Legitimierung von Gewalt 88
8.4 Kognitionen und Aggression: Ein doppeltes Spiel 89
9 Geerbte Aggression: Gene und Gewalt 91
9.1 Gene: Bewegliche Beweger 92
9.2 Verhaltensgenetik: Zwillinge und Adoptivkinder 93
9.3 Molekulargenetik: Wie Gene Neurotransmitter programmieren 96
10 Doppelpässe zwischen Genen und Umwelt 99
10.1 Gene und Erziehung 100
10.2 Epigenetik: Eine neue wissenschaftliche Baustelle 104
10.3 Sex versus Gender: Aggression bei Männern und Frauen 105
10.4 Gene, Gehirn, Geschlecht und Gewalt 111
11 Keine Kurzgeschichte: Wie sich Aggression bei Kindern und
Jugendlichen entwickelt 115
11.1 Nur kleine Tyrannen? Episodische und dauerhafte Aggressivität 116
11.2 Antisoziale Entwicklungspfade 118
12 Eine sehr lange Geschichte: Evolution der Aggression 121
12.1 Hobbes oder Rousseau: Wie aggressiv ist der Mensch von Natur? 122
12.2 Sex, Status, Ressourcen: Evolutionspsychologie versus Sozialwissenschaften 123
13 Gelernte und erlittene Aggression: Familienbande und Gewalt 127
13.1 Familien als Beziehungs- und Lernorte 128
13.2 Schwangerschaft 128
13.3 Bindung 129
13.4 Eltern-Kind-Beziehung und Familienklima 131
13.5 Erziehungsstile: Und bist du nicht willig 133
13.6 Moralerziehung 136
13.7 Gewalt und Vernachlässigung in Familien 138
13.8 Frühkindliche Belastungen, Gehirnentwicklung und Aggressivität 139
14 Öffentliche und heimliche Erzieher: Einübung in Gewalt? 141
14.1 Krippe und Kindergarten: Frühe gesellschaftliche Lernorte 142
14.2 Schule: Mehr als Unterricht 144
14.3 Freunde und Peergroups: With a little help from your friends 146
14.4 Medien: Unheimliche Erzieher? 148
14.5 Von der Prävention bis zur letzten Ausfahrt vor der Kriminalitätskarriere:
Kinder- und Jugendhilfe 150
15 Wetter, Werte, Wirtschaft: Die üblichen Verdächtigen 153
15.1 Natürliches und soziales Klima 154
15.2 Sozial-kulturelle Lage und Gewalt 156
15.3 Werte, Menschenbilder, Weltbilder 157
15.3.1 Maximen, Ideologien und Persönlichkeit 157
15.3.2 Religion und Gewalt 160
16 Exkurs: Kollektive Gewalt und Kriege 163
16.1 Frühe Formen und Geschichte kollektiver Gewalt 164
16.2 Ursachen, Abläufe, Mechanismen 166
17 Ein Modell bio-psycho-sozialer Mechanismen für Aggression 169
17.1 Vorliegende Aggressionsmodelle 170
17.2 Ein Modell interdisziplinärer Aspekte von Aggression und Gewalt 171
18 Prävention: Tschto delat? What works? 173
Literatur 179
Stichwortverzeichnis 201