Die Debatte um Inklusion hat seit der 2008 in Kraft getretenen UN-Behindertenrechtskonvention deutlich an Popularität gewonnen. Auffällig ist, dass hier oftmals das Bild einer dichotomen Gesellschaft bemüht wird, in der es angeblich ein »Drinnen« und ein »Draußen« gibt. Der Inklusion wird dadurch der Charakter eines »heiligen Projekts« zugeschrieben, durch das Menschen mit Behinderung Aufnahme finden sollen in die Gesellschaft. Es gibt aber keine Exklusion aus der Gesellschaft. Allerdings bestehen innerhalb der Gesellschaft massive Ausgrenzungsprozesse.Diese zu beseitigen hieße, die Gesellschaft so zu transformieren, dass ihre Fokussierung auf Erwerbsarbeit und die Normierungen der leistungszentrierten Bildungsinstitutionen aufgegeben werden können.
Uwe Becker analysiert umfänglich die Ausgrenzungsdynamiken, die Menschen in den Bildungsinstitutionen, in Arbeitslosigkeit und Armut - begleitet von politischer Diffamierung - erleiden. Er fordert eine Korrektur der ökonomisch gesteuerten, erwerbsarbeitszentrierten Gesellschaftslogik ein, ohne die Inklusion zum Desaster für Menschen mit Behinderungen, deren Angehörige, Pädagoginnen, Pädagogen und alle gutwilligen Akteure dieses Projekts zu werden droht.
/ AUS DEM INHALT: / / /
1 Einführung | 7
2 P o l i t i k von ganz oben - Landung im Diffusen 119
Inklusion - wissen Sie, was gemeint ist? 119
Völkerrecht heißt nicht unbedingt,
dass das Recht beim Volk ankommt | 22
Inklusion als Kulturleistung | 28
Bruchlandungen der Bildungspolitik | 30
Inklusion meint einen kompletten Systemwechsel | 35
3 Alle sollen mitmachen 143
Inklusion an der Ladentheke | 43
Appelle an die Gesellschaft klingen gut und kosten nichts | 44
Ein inklusionsfreundlicher Arbeitsmarkt? | 47
Werkstätten - lieber den Spatz in der Hand | 51
Und raus bist du - Exklusionen im Inklusionszeitalter | 56
4 Chancengerechtigkeit -
d i e Lotterie des Sozialstaates wird inklusiv 159
Schröder, Blair und der neue Sozialstaat | 59
Die Schonräume schwinden | 61
Ein Bewegungsangebot -
die Moral der Selbstaktivierung ist inklusiv | 64
Eine Einladung mit fragwürdigem Charakter | 66
5 Beschädigte Inklusionsräume | 69
Drinnen und Draußen | 69
Ausgrenzende Teilhabe | 71
6 Der Raum der Erwerbsarbelt | 77
Erwerbsarbeit - die Zentrale | 77
Die Rentenkoje | 82
Arbeitslosigkeit - die Kammer der Scham (I) | 86
Exkurs: Armut und Arbeit -
historische Notizen zur Verknüpfung zweier Phänomene | 88
Arbeitslosigkeit - die Kammer der Scham (II) | 97
Flexibel, mobil, ausgebrannt 1103
Emanzipation im Gewand des Kapitalismus 1109
Iustitia laboris 1117
Inklusionsbilanz (I) 1120
7 Der Raum der Bildung 1125
Was möchtest du denn mal werden? 1125
Die BildungsVerlierer 1126
Von der Hilfsschule zur Förderschule 1134
Normierung der Kindheit 1138
Frühkindlich erzogen zur kompetenten Arbeitskraft 1141
Zu laut, zu zappelig, zu ruhig 1146
Inklusionsbilanz (II) 1151
8 Der öffentliche Raum 1159
Der Sozialraum zwischen Erosion und Projektion 1159
In Sonneberg wird es halbdunkel 1167
9 Inklusionslogiken 1171
Die unsichtbare Hand der Inklusion 1171
Die Bankenkrise - Inklusion ohne Entrinnen 1177
Inklusionskollisionen 1182
Inklusion hat revoltierendes Potenzial 1184
L i t e r a t u r 1191