Der vorliegende Sammelband verfolgt die Korrektur und Erweiterung des Literaturbegriffs um seine feminine Komponente, und zwar am Beispiel französischer Autorinnen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Viele Schriftstellerinnen etwa des Ancien Régime, deren Werke in hohen Auflagen erschienen, sind heute vergessen. Das Band versucht daher zunächst, die Gründe dafür unter den verschiedensten Gesichtspunkten zu erfassen. Neben die verschollenen sind dann -exemplarisch - die kanonisierten Autorinnen gestellt, für die, bis in die Gegenwart hinein, eine gewisse Kontinuität in der Wahl von Gattungsformen und Themen ersichtlich wird. Bei aller unvermeidlichen Auswahl und Beschränkung erscheinen die bekannteren Namen des 19. Und 20. Jahrhunderts so in einer neu konstitutierten Tradition. Die Analysen münden ein in einen Perspektivenaufriß des weiblichen Gegenwartsromans. (Verlagstext)
Inhalt
Einleitung
Renate Baader: Vorbemerkung
Henning Mehnert: Weibliche Inspiration zwischen Ekstase und Uterogenese
Thomas M. Scheerer: Ein "feministischer" Literaturhistoriker des 20. Jahrhunderts: Jean Larnac
Einzeldarstellungen
Mittelalter
Dietmar Rieger: Die französische Dichterin im Mittelalter: Marie de France - die "trobairitz" - Christine de Pizan
16. Jahrhundert
Klaus Ley: Weibliche Lyrik der Renaissance: Pernete du Guillet und Louise Labé
Dietmar Fricke: Wiedergeburt in Lieben und Schreiben - Weibliche erzählende Prosa der Renaissance: Jeanne Flore - Hélisenne de Crenne - Marguerite de Navarre
17. Jahrhundert
Renate Baader: Streitbar und unzeitgemäß: die Moralistik der Marie de Gournay
Fritz Nies: Gipfelpunkt einer weiblichen Paradegattung: die Sévigné-Briefe
Ilse Stempel: Desillusionierung und Kritik: Mme de Lafayette und die Entzauberung des höfischen Helden
18. Jahrhundert
Ursula Böhmer: Konversation und Literatur: zur Rolle der Frau im französischen Salon des 18. Jahrhunderts
Jürgen von Stackelberg: Die Kritik an der Zivilisationsgesellschaft aus der Sicht einer "guten Wilden": Mme de Grafigny und ihre "Lettres d'une Péruvienne"
Johannes Thomas: Die Ambivalenz aufklärerischer Moral: Mme Riccobonis "Lettres de Miss Fanni Butlerd"
Hanspeter Plocher: Der Aufstand in der Idylle: Mme de Charriere
19. Jahrhundert
Heinz Willi Wittschier: Literaturtheorie, Kulturgeschichte und Frauenroman zwischen Aufklärung und Romantik: Mme de Stael
Bettina von Randow: Melancholie und Sozialismus: Flora Tristan
Hans-Joachim Lope: Zwischen Emanzipation und Trivialität: George Sand
20. Jahrhundert
Raimund Theis: Jugendstil und Heimkehr zur Natur: Colette
Christel Krauß: Enfanter ou écrire - "gebären oder schreiben": Simone de Beauvoir
Dietmar Fricke/ Hans T. Siepe: Subjektivität als Subversion - Der gegenwärtige Frauenroman zwischen Realitätserfahrung und Utopieentwurf
Gesamtbibliographie in Auswahl
Namen- und Sachregister