Das Buch wirft einen Blick hinter die nationalsozialistische Propagandakulisse und entwickelt auf Basis von Befehlsblättern, Archivdokumenten und Schilderungen von Zeitzeugen ein anderes Bild der Hitlerjugend: Gewalt und Vandalismus, Korruption und Diebstahl, Sexualität, Individualismus und Eigensinn. Es handelte sich demnach um eine prekäre, chaotische und oft überforderte Massenorganisation, die nicht nur »von oben« gesteuert und kontrolliert wurde, sondern vor Ort unterschiedlich funktionierte und deren junge Mitglieder sich der Kontrolle des Staates mitunter sogar entzogen. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung 9
Mythos Hitlerjugend 9
Konzeption und Zielsetzung 13
Quellen und Materialien 25
I. Genese einer Massenorganisation 31
1. Revolution und Gleichschaltung 31
1.1 Hitlerjugend als revolutionäres Abenteuer 31
1.2 Gleich- und Ausschaltung der organisiertenJugend 38
1.3 Die Bündischen in der Hitlerjugend 49
1.4 Die konfessionellen Jugendverbände 61
1.5 Die Eingliederungen in der Praxis 74
2. Die Eroberung des Alltags 82
2.1 Glaubensfragen in der Hitlerjugend 82
2.2 Die Hitlerjugend in den Sportvereinen 87
2.3 Die Hitlerjugend im Klassenzimmer 99
2.4 Schule: Bastion der Hitlerjugend? 106
3. Von der Bewegung zum Apparat 113
3.1 Organisatorische Herausforderungen 113
3.2 Die ersten Enttäuschten 129
II. Anspruch und Realität der Hitlerjugend 139
1. Die prekäre Hitlerjugend 139
1.1 Korruption, Unterschlagung, Bettelei 139
1.2 Junge Parteivandalen und undisziplinierte Hitlerjugend 149
1.3 Propaganda. Wenn Jugend um Jugend wirbt 158
1.4 Unsittliche Hitlerjugend? Die Sexualitätsdiskurse 172
2. Schulung und Antisemitismus 190
2.1 Schulungen an der Basis 190
2.2 Desinteressierte, Mitläufer, Radikale 202
2.3 Vorgaben und Wirklichkeit an der Basis 208
3. Die Hitlerjugend und die Judenverfolgung 214
3.1 Antisemitische Praxis 214
3.2 Die Hitlerjugend und die Novemberpogrome 222
3.3 Apologien der Funktionäre 227
4. Die Heimbeschaffung 234
4.1 Die Situation der ersten Jahre 234
4.2 Die Hitlerjugend im Konflikt mit Gemeinden 239
4.3 Heimbauprojekte: Anspruch und Realität 241
5. Millionen im Gleichschritt? 249
5.1 Freiwilligkeit und Verpflichtung 249
5.2 Zur Erfassung durch die Hitlerjugend um 1936 253
5.3 Massenorganisation der Karteileichen? 257
5.4 Die Jugenddienstpflicht 267
III. Massenmobilisierung 275
1. Mobilisierung in Permanenz 275
1.1 Die Erfassungsappelle 275
1.2 Die Grundlagen der Jugenddienstpflicht 280
1.3 Die Alltagspraxis der Jugenddienstpflicht 288
1.4 Ein Überblick: Die Hitlerjugend im Kriegsdienst 300
2. Hitlerjugend als Zwangsgemeinschaft 323
2.1 Gegenkulturen, Unangepasste, Widerständler 323
2.2 Disziplinarische Probleme und Jugendkriminalität 335
2.3 Die Polizeiverordnung und die "Jugendverwahrlosung" 351
2.4 Das Beispiel einer Clique aus Dresden 370
3. Aussonderung und Umerziehung 378
3.1 Die Selektion junger Menschen 378
3.2 Spätes HJ-Pilotprojekt: die Landesjugendhöfe 383
4. Die letzten Parteigenossen 393
4.1 Eine späte erinnerungspolitische Debatte 393
4.2 Wie "freiwillig" waren die letzten Parteieintritte? 398
Bilanz 409
Anhang 423
1. Abkürzungsverzeichnis 423
2. Quellenverzeichnis 427
3. Literaturverzeichnis 437
4. Personenverzeichnis 455