Ein Riss geht durch die Demokratien der westlichen Gesellschaften. Immer größer werdende Einkommensunterschiede setzen das soziale Band bis zum Zerreißen unter Spannung. Zwar haben die Bürgerinnen und Bürger ihre Fähigkeit, sich einzumischen und ihren Einfluss geltend zu machen, beständig erhöht. Doch während sich die politische Bürgerschaft auf dem Vormarsch befindet, schwindet sie als soziale Körperschaft dahin. In dieser Kluft liegt die größte Gefahr für die Demokratie selbst. Das Überleben der Demokratie als "politische Form" ist - so Rosanvallon - an einen Vergesellschaftungsmodus, an eine "soziale Form" gebunden, in der sich Gleiche als Freie und Freie als Gleiche begegnen können.
Lassen sich Gleichheit und Freiheit sozial und politisch versöhnen? Kann die Gesellschaft der Gleichen tatsächlich auch eine Gesellschaft von Bürgerinnen und Bürgern sein, die sich in ihren Unterschieden, in ihrer Individualität wechselseitig anerkennen? Fragen, die Rosanvallon unmissverständlich bejaht. Insofern richtet er sich gegen jene neoliberalen Positionen, die im Namen vermeintlicher Leistungsgerechtigkeit das Lob der Ungleichheit anstimmen. Indem die Empörung gegenüber eklatanten Ungleichheiten als Ausdruck niedrigen Sozialneids diskreditiert wird, werden Gleichheitspostulate politisch denunziert.
Rosanvallon spannt vor seinen Leser/innen ein sozial- sowie begriffsgeschichtliches Panorama auf, das die Geschichte der Gleichheitsvorstellungen vom späten 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart des frühen 21. Jahrhunderts darstellt. Die sich abzeichnende Zerstörung der sozialen Matrix, die Basis jeder Demokratie, ist die zeitdiagnostische Beobachtung, an der sich Rosanvallons Ausführungen orientieren.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Einleitung - Die Krise der Gleichheit 9
I Die Erfindung der Gleichheit 21
Die Welt der Gleichen 23
Die Gesellschaft unabhängiger Individuen 33
Die Gemeinschaft der Bürger 47
Die Marginalisierung der Unterschiede 62
Errungenschaften und Unvollendetes 76
II Die Pathologien der Gleichheit 93
Die gespaltene Gesellschaft 95
Die liberal-konservative Ideologie 108
Der utopische Kommunismus 135
Der Nationalprotektionismus 159
Der konstitutive Rassismus 177
III Das Jahrhundert der Umverteilung 195
Die Umverteilungsrevolution 197
Die historischen und politischen Faktoren eines Bruchs 206
Die Entindividualisierung der Welt 224
Die Konsolidierung des redistributiven Sozialstaats 234
IV Der große Gegenschlag 247
Die unvermeidliche Moralkrise der Solidarinstitutionen 249
Die Ökonomie und die Gesellschaft der Singularität 259
Das Zeitalter der Verteilungsgerechtigkeit 270
Die totale Konkurrenzgesellschaft 276
Radikale Chancengleichheit 286
V Die Gesellschaft der Gleichen (Erster Entwurf) 301
Von der Verteilungsgleichheit zur Beziehungsgleichheit
Singularität 309
Reziprozität 319
Kommunalität 328
Auf dem Weg zu einer allgemeinen Ökonomie
der Gleichheit 342
Bibliografie 355
Personenregister 380
Verfasser*innenangabe:
Pierre Rosanvallon. Aus dem Franz. von Michael Halfbrodt. [Institut für Sozialforschung]
Jahr:
2013
Verlag:
Hamburg, Hamburger Ed.
Aufsätze:
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Systematik:
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GS.OI
ISBN:
978-3-86854-257-8
2. ISBN:
3-86854-257-4
Beschreibung:
1. Aufl., 384 S.
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Originaltitel:
La société des égaux <dt.>
Fußnote:
Literaturangaben
Mediengruppe:
Buch