Die Ansichten, die populäres Kino bietet, sind nie unabhängig von politischen Absichten, aber auch nie deckungsgleich mit ihnen. Mainstream-Filme registrieren Machtverhältnisse, zeigen konkrete Formen von Anziehung und Abstoßung – und geben Wahrnehmungen Raum, für die sie gar nicht zuständig scheinen.
Der Wiener Kritiker und Theoretiker Drehli Robnik hat dieses umstrittene Terrain zu seinem bevorzugten Spielraum erkoren. Esprit und Tiefe seines Zugangs erinnern an eine Tradition, die Jean-Pierre Gorin den "Weg der Termiten" genannt hat – eine insistierende, Haken schlagende Denk- und Schreibweise, die den "großen Klassikern" wie auch den "minderen" Formen des Kinos ungeahnte Perspektiven entlockt.
Dieses Buch versammelt 25 ausgewählte Texte aus drei Jahrzehnten: Aufsätze aus Pop- und Filmzeitschriften, historisch-analytische Studien sowie Beispiele für Robniks Vortragstätigkeit als philosophischer Edutainer. Die Kino-Arena, die sich in seinen Schriften öffnet, ist auch ein kultureller und politischer Kampfplatz. Und alle, die sich darauf tummeln, haben ihre Gründe: Kirk Douglas und die Beatles, Colonel Landa und Private Ryan, Monsieur Hulot und Dr. Strangelove, Barbara Lodens "Ich" und Jordan Peeles "Wir". (Verlagstext)
Inhalt
Career Opportunities (Im Never Gonna Knock)
Drehli Robniks Schriften - zum Geleit
Alexander Horwath
100 Jahre Film versus Faschismus
Der schräge politische Realismus in Siegfried Kracauers Anfängen
Bilder, die die Welt bewegten
Zehn Szenen, zehn Filme, 1955 bis 1980
The Night ofthe Hunter, 1955, Charles Laughton
Le Trou, 1960,Jacques Becker
Rosemary’s Baby, 1968, Roman Polanski
Das Geheimnis derschwarzen Handschuhe, 1970, Dario Argento
Wanda, 1970, Barbara Loden
The Satanic Rites ofDracula, 1973, Alan Gibson
Martha, 1974, Rainer Werner Fassbinder
Jaws, 1975, Steven Spielberg
Exit... Nur keine Panik, 1980, Franz Novotny
The Big Red One, 1980, Sam Fuller
AFFEKTE UND EFFEKTE: KINO-AUTOREN
»Now That We Know«. Macht und Ohnmacht bei Kirk Douglas
DRINNEN UND DRAUSSEN: KINO UND ANDERE RÄUME
Bewegung, Begegnung, Rückholung. Straßen-Bilder im Film
Flexibel in Trümmern
Was aus Städten werden kann, wenn das Blockbuster-Kino sie durchsieht und umbaut
Lücken lesen. Filmische Raum-Entwürfe seit 1990
Männerverstärker. Die Rock-Gitarre als Problem: Spielfilmbilder 1956-2000
Wo X war, muss King werden
Geschichtsunterricht: Sechs Musikvideos von Spike Lee
Film Sucht Heim. Fremdheitserfahrungen im Nachhall des Kinos -
mit Deleuze, Kracauer, Schlüpmann und Ranciere
OHNE GENIERER: RÄTSELSCHRIFT ÖSTERREICH
Das tägliche Branding
(Austro-)Faschismus im Weißen Rößl - Parodie, Parade, Pogrom
»Realistik« der Empfindung in Eddy Sailers Sexkrimis
In der Stadt, in der Zeit. Wien als Gedächtnisraum und Geschichtstreffpunkt
in Scorpio und anderen Krimis um 1970
Zwangsalltag ohne Erlösung. Ulrich Seidls Hundstage
Tag der Toten. Paranoia, Messianismus und Gedächtnisbildung in
Gerhard Friedls Hat Wolffvon Amerongen Konkursdelikte begangen?
GESCHICHTE, POLITIK, FILM: NACHBILDER VON KRIEG UND FASCHISMUS
Django Delinked, Lincoln Chained, the Initial Unsilenced
Keeping house mit Tarantino & Spielberg
None Shall Escape. Kontrafaktik, jüdische Agency und ihr (geschichts)politisches
Potenzial bei Spielberg & Tarantino
Arsenische Demokratie. Gift und Geschichte in Arsen und Spitzenhäubchen
Zerstreut wohnen, routiniert töten. Krieg und Holocaust bei
William Wyler, George Stevens, Siegfried Kracauer und Shelley Winters
Das Loch im Volk: Horrorfilm heute
Demonic demos bei Ari Aster,Jordan Peele und anderen
FILMREGISTER
QUELLENNACHWEISE
FOTONACHWEISE
DANK
Es läuft.Jacques Tatis Playtime
»I Bet You’re Sorry You Won«
Pop als Flucht, die nicht loszuwerdende Vergangenheit und
die Banalität des massenkulturellen Alltags in Filmen von Richard Lester
Gesicht, Headline, Nähe zum Feind. Sam Fullers Affektpolitik
David Cronenberg zur Halbzeit. Ein Lexikoneintrag
Tanzmusik/Film. Speed/Crash
Gehirn, Gewalt, Geschichte. Stanley Kubricks Realismus