Verlagstext:
Die Eurokrise führt einmal mehr die Dominanz Deutschlands innerhalb der Europäischen Union vor Augen. Zudem zeigte sich in der Krise, dass das Leitbild des „ausgeglichenen Staatshaushalts“ nach wie vor stark die politische Agenda prägt und als Disziplinierungsinstrument wirkt, nachdem es zwischenzeitlich als überholt erschien.
Ingo Stützle reflektiert die jüngeren Wendungen in der europäischen Politik, legt seine Arbeit jedoch langfristiger und grundlegender an. Er ergründet, wie seit Mitte der 1970er Jahre der finanzpolitische Grundsatz „ausgeglichener Staatshaushalt“ als Leitbild europäisiert wurde und welche ökonomischen, gesellschaftlichen Bedingungen sowie Interessens- und Akteurskonstellationen dazu führten.
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Einleitung 13
Danksagung 18
1 Staatsverschuldung im Lichte der wirtschaftstheoretischen
Paradigmen 19
1.1 Hegemoniale Paradigmen:
Die Neoklassik u n d die keynessche Theorie 21
1.1.1 Die Prämissen der Neoklassik u n d die Staatsverschuldung 2 2
1.1.1.1 Das neoklassische Paradigma 2 2
1.1.1.2 Die Staatsschulden i n der Neoklassik 3 0
1.1.2 Die Prämissen bei Keynes u n d die Staatsverschuldung 33
1.1.2.1 Die keynessche Theorie u n d der Keynesianismus 33
1.1.2.2 Staatsschulden in der keynesschen Theorie 4 0
1.1.2.3 Die neoklassische Synthese 4 2
1.1.3 Exkurs: Historische Theoriefragmente zur Staatsschuld 4 5
1.1.4 Zusammenfassung 4 7
1.2 Kritik der hegemonialen Paradigmen:
Marx u n d die Kategorie der Staatsverschuldung 4 9
1.2.1 D e r Staat u n d seine Form als Steuerstaat 5 0
1.2.2 D e r öffentliche Kredit 5 4
1.2.3 Staatsschuld als fiktives Kapital 55
1.2.4 Exkurs: Anschlüsse an Keynes 57
1.3 D e r Staat als Schuldner: die Herrschaft des Finanzkapitals 58
1.3.1 G - G': Finanzmärkte u n d Finanzkapital 6 0
1.3.1.1 Hierarchie der Märkte, die Banken u n d
das Kreditsystem 6 3
1.3.1.2 Die Rolle des Zinses u n d die Rolle von Staatsanleihen 6 8
2 Zwischen ökonomischen Zwängen und politischer Kultur:
Grenzen der Staatsverschuldung 7 2
2.1 Binnen- u n d außenwirtschaftliche Grenzen
der Staatsverschuldung 75
2.1.1 Binnenökonomische Grenzen der Staatsverschuldung 75
2.1.2 Außenwirtschaftliche Grenzen der Staatsverschuldung 80
2.1.2.1 Die Zahlungsbilanz als Struktur
weltwirtschaftlicher Zusammenhänge 81
2.1.2.2 Die Zahlungsbilanz u n d die Nicht-Neutralität
des Geldes 8 4
2.1.2.3 Weltgeld, asymmetrische Währungsbeziehungen
u n d die Zahlungsbilanz 8 7
2.1.2.4 Währungshierarchie u n d Wechselkurs 9 4
2.1.3 Die Restriktionen der Zahlungsbilanz u n d die
Staatsverschuldung: Szenarien fiskalpolitischer Spielräume 9 5
2.1.4 Zusammenfassung 98
2.2 Politische Kultur - Währungsstabilität - Stabilitätskulturen 102
2.2.1 Von der politischen Ökonomie zu Economics u n d
der Ökonomismus im Anschluss an Marx 103
2.2.2 Von der politischen Kulturforschung zu Gramsci 107
2.2.3 Gramsci, die Ökonomie u n d die kulturelle Hegemonie 113
2.2.4 Stabilitätskultur in Frankreich u n d Deutschland 114
2.2.4.1 Frankreich: Geldpolitik i m Namen des
Allgemeinwohls 115
2.2.4.2 Stabilitätskultur in Deutschland:
Geldstabilität als Ordnungsfaktor 120
2.2.5 Zusammenfassung 125
3 Der lange Abschied vom Keynesianismus in Wissenschaft und Politik 128
3.1 Das Ende von Bretton Woods 128
3.1.1 Das Weltwährungssystem von Bretton Woods
u n d dessen Niedergang 128
3.1.2 Euro-Dollar-Märkte, steigende Kapitalmobilität
u n d die Entstehung globaler Finanzmärkte 131
3.2 Die Durchsetzung der Neoklassik als
herrschendes Paradigma
3.3 Vom Europäischen Währungssystem
z u r neoliberalen Integrationsweise
3.3.1 Vom Zusammenbruch des Währungssystems von
Bretton Woods zum Europäischen Währungssystem
3.3.1.1 Die europäische Integration bis zum Ende
von Bretton Woods
3.3.1.2 Die >Schlange i m Tunnel< als Reaktion auf
das Ende von Bretton Woods
3.3.1.3 Das Ende des deutschen Modells u n d
die Dominanz der D-Mark
3.3.1.4 Das Europäische Währungssystem -
ein Leitwährungssystem unter
Dominanz der D-Markt
3.3.2 Die Widersprüche des Europäischen Währungssystems
u n d der Aufstieg des disziplinierenden Neoliberalismus
3.3.2.1 Frankreichs sozialistisches Experiment
als Wendepunkt
3.3.2.2 D e r organisierte Neoliberalismus:
Die Einheitliche Europäische A k t e
3.3.2.3 Die sozialen Kräfte des europäischen
Neoliberalismus: The European Round Table
o f Industrialists
3.3.2.4 D e r Staat als Verarbeitungsform sozialer
(transnationaler) Kräfteverhältnisse
3.3.2.5 Staatswerdung Europas: Supranationalität u n d
das neoliberale Staatsverständnis
3.3.2.6 Die Herausbildung des nationalen
Wettbewerbsstaates
4 Die Prämisse >gesunder< Staatsfinanzen: D i e Wirtschafts- und
Währungsunion als Bewegungsform für monetäre Konvergenz
und ökonomische Divergenz
4.1 Von den monetären Widersprüchen der neoliberalen Integration
zur Europäisierung der Währungspolitik
4.1.1 Reform u n d Politisierung des EWS -
politische Konflikte u n d ökonomische Konkurrenz
zwischen Frankreich u n d Deutschland
4.1.2 Intergouvernementale Initiativen aus Frankreich
u n d Deutschland
4.1.2.1 Das Memorandum von Balladur: Agenda-Setting
für eine europäische Währung u n d
supranationale Zentralbank
4.1.2.2 Die Memoranden von Genscher u n d Stoltenberg
4.1.3 Zusammenfassung
4.1.4 Transnationale Perspektive: D e r neue Elitenpakt für
die neoliberale Integration u n d zivilgesellschaftliche
Initiativen f ü r eine Gemeinschaftswährung
4.1.5 Supranationale Initiative: D e r Delors-Ausschuss
als >Epistemic Commuity<
4 2 Die Phase intergouvernementaler Verhandlungen
während weltpolitischer Umbrüche
4.2.1 Der Delors-Report als Verhandlungsgrundlage
monetärer Integration: Die Vertragsentwürfe
aus Frankreich u n d Deutschland
4.2.2 Die Institutionalisierung deutscher Stabilitätskultur:
Vom Europäischen Währungsinstitut zur
Europäischen Zentralbank
4.2.3 Die neue Weltordnung: Deutschland zwischen nationalem
Großmachtsstreben u n d europäischer Integration
4.2.4 Das Ende der Sowjetunion u n d die >Wiedervereinigung<
4.2.5 Das Ende des Europäischen Währungssystems:
Die Bundesbank als Akteur a u f den Finanzmärkten
u n d die Krise des britischen Pfunds
4.2.6 Zusammenfassung
4.3 Eine Verabredung zu >gesunden< Staatsfinanzen: Der Vertrag von
Maastricht u n d die Reaktionen aus Deutschland u n d Frankreich
4.3.1 Die Verhandlungen über übermäßige Staatsdefizite,
Sanktionsverfahren u n d die Konvergenzkriterien
4.3.2 Der Vertrag von Maastricht
4.3.3 Reaktionen der Unternehmen u n d Banken in Deutschland 251
4.3.4 Reaktionen der Unternehmen u n d Banken in Frankreich 255
4.3.5 Reaktionen der Gewerkschaften i n Deutschland
u n d Frankreich 257
4.3.5.1 Deutschland 259
4.3.5.2 Frankreich 261
4.3.5.3 Die europäische Ebene 2 6 4
4.4 Die Realisierung der Wirtschafts- u n d Währungsunion als
finanzpolitisches Konsolidierungsprogramm 265
5 Vom ausgeglichenen Staatshaushalt zum Regime der Austerität 2 6 9
5.1 >Mission accomplishedc D e r ausgeglichene Staatshaushalt
i m Stabilitäts- u n d Wachstumspakt 269
5.1.1 Neue alte Konflikte zwischen Frankreich u n d
Deutschland: der Stabilitätspakt als Pakt f ü r
Geldwertstabilität u n d solide Staatsfinanzen 2 6 9
5.1.2 Die Verpflichtung zu >gesunden Staatsfinanzenc
Das Leitbild des ausgeglichenen Staatshaushalts
i m Vertrag von Amsterdam 276
5.2 Synopse: Stabilitätspakt als politisches Disziplinierungsinstrument 2 8 8
6 Schlussbetrachtung angesichts der Weltwirtschaftskrise 298
6.1 D e r Stabilitäts-und Wachstumspakt u n d seine >Aufweichung< 298
6.2 Von der Weltwirtschaftskrise zur Krise der Euro-Zone 3 0 5
6.2.1 D e r Finanzmarkt-Kapitalismus als Resonanzboden
der kapitalistischen Krise 3 0 6
6.2.2 Finanzmarkt-Kapitalismus mit europäischem Antlitz 311
6.2.3 Die Weltwirtschaftskrise ab 2008 u n d i h r Verlauf 312
6.3 Krisenkonstitutionalismus: Die Verantwortung
f ü r das System als solches 315
6.4 Von der Krise des Kapitalismus zur Krise der Staatsfinanzen 317
6.4.1 Fiskalisches Austeritätsregime der autoritären Stabilisierung 319
6.4.2 "Die Finanzmärkte retten den EU-Stabilitätspakt" 3 2 4
6.4.3 Neoliberalismen, kleine u n d große Krisen 328
6.4.4 Die neue Architektur europäischer Wirtschaftspolitik 330
6.4.4.1 D e r autoritäre Wettbewerbsetatismus 330
6.4.4.2 Re-Regulierung im Roll-Out-Neoliberalismus 339
6.5 Autoritäre Finanzpolitik u n d Austerität
als politisches Prinzip 3 4 4
Abbildungsverzeichnis 351
Tabellenverzeichnis 351
Siglen 352
Literatur 352