Die Psychoanalyse ist eine negative Theorie des Subjektes; sie beschreibt, was das Subjekt hindert, sich selbst zu erkennen und mit sich einig zu sein. Die Psychoanalyse schlägt nicht vor, wie die Person, die in die Analyse kommt, letztendlich zu sein habe. Sie befasst sich mit den Behinderungen von Subjektivität, nicht mit deren positiven Ausformungen. Sie hört schließlich auch dort ein Nein, einen Widerstand oder einen Widerspruch, wo alle subjektiven Lebensäußerungen stillgestellt zu sein scheinen.
Aber sie ist auch interessiert an allen drei klassischen Aspekten der Negativität, die Leibnitz als den Mangel, das Leiden und das Böse bezeichnet hat. Sie untersucht das Negative auf seine zerstörerische Kraft hin, aber auch auf sein Entwicklungspotential. Daher sind philosophische Konzeptionen der Negativität für die psychoanalytische Theoriebildung aund die theoretische Fundierung ihrer Praxis besonders wichtig geworden.
Inhalt
Einleitung 7
TEIL I
GRUNDLAGEN
1. Der Wandel psychoanalytischer Therapiekonzepte.
Klinische Herausforderungen und methodischer Fortschritt. 19
2. Transdisziplinäre Erkundungen zwischen Psychoanalyse
und Kulturwissenschaften und Philosophie 40
TEIL II
DAS ANALYTISCHE GESPRÄCH AUF DER SUCHE NACH DEM SINN
3. Mitspieler und Kritiker. Die kritische Hermeneutik
des psychotherapeutischen Gesprächs 51
4. Das psychoanalytische Gespräch als Austausch
von Worten oder als Gabe 68
5. Die Negativität des Symptoms und die Schwierigkeiten,
Nein zu hören 91
6. Perspektiven produktiver und destruktiver Negativität 109
TEIL III
LIEBE UND TOD IN DER PSYCHOANALYSE
7. Tertium datur. Zur dialektischen Vermittlung von
Eros und Thanatos in der Anerkennung von Differenz izi
8. Erotik und die Anerkennung des Anderen.
Die Liebesbeziehung aus der Sicht der Psychoanalyse.
Aktuelle und geschichtliche Perspektiven 142
TEIL IV
VERSTEHEN VON BILDERN, VERSTEHEN DURCH BILDER
9. Über das Verstehen-wollen. Hermeneutische Grundpositionen
der Psychoanalyse und die documenta 13 157
10. Sprachbilder und Bildersprache.
Über die Berechtigung, von inneren Bildern zu sprechen -
Psychoanalytische Reflexionen 171
11. Erinnerungsbilder. Wie werden sie in der therapeutischen
Situation erzeugt? 182
12. Liebeszauber - Bildzauber 196
TEIL V
NEGATIVE GEFÜHLE UND SINNSUCHE IN TRAUER
UND MELANCHOLIE
13. Verlieren, trauern, verzeihen. Psychodynamik
der Depression 203
14. Die Klinik der Melancholie, die Kunstkritik und
die Gesellschaftsanalyse. Drei Formen der Suche nach
der Seele oder eine? 213
15. Zu den Bedingungen gelingender Trauer 227
16. Zum Verhältnis von Psychopharmakologie und
Psychoanalyse am Beispiel der Depressionsbehandlung 235
TEIL VI
GRENZSETZUNGEN UND SINNGRENZEN IN DEN PSYCHOSEN
17. Die Grenzen des Verstehens und die Negativität der Symptome.
Zur Psychodynamik der psychotischen Störung 263
18. Die Grenzen des Durcharbeitens in der Psychosentherapie 280
19. Erschöpfte Schöpfung. Psychotisches Erleben zwischen
Kreativität und Stillstand 298
TEIL VII
AUSGRENZUNGEN UND FREIRÄUME
20. Wegwerfen, Verwerfen, Ausstoßen? Wie Abfall entsteht
und wiederkehrt. Semiotische und soziopsychoanalytische
Betrachtungen 311
21. Zwischen Eröffnung, Vermittlung und Einspruch.
Psychotherapie und soziale Verhältnisse 327
22. Die Konstruktion von Differenz 340
TEIL VIII
SCHLUSSFOLGERUNGEN:
WAS BEWIRKEN DAS VERSTEHEN UND DIE GABE DES GESPRÄCHS?
23. Was leistet die Psychoanalyse für die Selbstkonstitution? 353
24. Zum zukünftigen Stellenwert der Psychotherapie in
der Psychiatrie 367
Nachweise 377
Register 380