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Operation Nemesis

Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Hosfeld, Rolf
Verfasser*innenangabe: Rolf Hosfeld
Jahr: 2005
Verlag: Köln, Kiepenheuer & Witsch
Mediengruppe: Buch
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Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: GE.USV Hosf / College 2d - Geschichte Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Am 24. April 1915 begann im damaligen Osmanischen Reich die von der jungtürkischen Bewegung organisierte planmässige Vertreibungs- und Vernichtungsaktion gegen den armenischen Bevölkerungsteil Anatoliens. Sie dauerte bis 1917, es fielen ihr zwischen 800000 und 1,4 Millionen Menschen zum Opfer – so das Resümee des deutschen Journalisten und Filmemachers Rolf Hosfeld in seinem fesselnden Buch «Operation Nemesis. Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern» (Kiepenheuer & Witsch, Köln). Sein Erscheinen fällt auf einen politisch hochbrisanten Zeitpunkt. Voraussichtlich am 21. April nämlich wird der Deutsche Bundestag über einen von der CDU/CSU-Fraktion eingebrachten Antrag diskutieren, in dem die Regierung aufgefordert wird, «dafür einzutreten, dass sich die Türkei mit ihrer Rolle gegenüber dem armenischen Volk in Geschichte und Gegenwart vorbehaltlos auseinandersetzt». Das hat schon im Vorfeld heftige Proteste von offizieller türkischer Seite ausgelöst. Immer noch reagiert der Staat auf jede Erwähnung des Armenien-Massakers allergisch. Gerade erst hat dies die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey bei einem Besuch in Ankara zu spüren bekommen. Dabei haben die französische Nationalversammlung und das Europäische Parlament längst Erklärungen verabschiedet, in denen das Verbrechen gegen die Armenier als Völkermord bezeichnet wird. Die deutsche rot-grüne Parlamentsmehrheit hat aber eine eindeutige Stellungnahme bisher vermieden – aus Rücksicht auf den EU-Beitrittskandidaten Türkei, als dessen Hauptfürsprecher in Europa sie auftritt und dessen Reformbereitschaft sie nicht überfordern will. Im Mai will Gerhard Schröder die Türkei besuchen, und da kann er keine Verstimmung auf Seiten seiner Gastgeber gebrauchen. Vorsichtshalber ist die Beschlussfassung über den Antrag schon einmal auf einen späteren Zeitpunkt verlegt worden. Grüne und SPD scheinen jedoch geneigt, sich dann mit der Union auf einen entschärften Text zu einigen. Dabei ist schon der Unions-Antrag vorsichtig formuliert. Das Reizwort «Völkermord» wird vermieden, der Text schliesst die deutsche Verantwortung mit ein. Das mit den Türken im Ersten Weltkrieg verbundene Deutsche Reich war zwar nicht aktiv an der Planung und Durchführung des Genozids beteiligt, hat Tat und Täter aber gedeckt und begünstigt. Kein Zweifel, auch armenische Nationalisten haben damals Verbrechen an der türkischen Bevölkerung begangen. Doch angesichts der von Hosfeld ausgebreiteten Faktenlage lässt sich nicht mehr bestreiten, dass es sich bei der Auslöschung der Armenier um mehr gehandelt hat als ein «übliches» ethnisches Massaker. Die Systematik der Vernichtung weist dieses Verbrechen als einen direkten Vorläufer des Holocaust aus. «Operation Nemesis» war allerdings nicht etwa die Bezeichnung der türkischen Mordkampagne, sondern des geheimen Rachefeldzugs armenischer Nationalisten gegen die Hauptorganisatoren dieser Untat. Am 15. März 1921 wurde der ehemalige türkische Grosswesir Talaat Pascha, der zentrale Kopf des Ausrottungsplans, in seinem Exilort Berlin von einem armenischen Aktivisten auf offener Strasse erschossen. In einem aufsehenerregenden Prozess vor dem Berliner Landgericht wurde das Ausmass der Schuld des Getöteten aufgedeckt und der auf frischer Tat ertappte Angeklagte freigesprochen. Hätte das Gericht freilich gewusst, dass dieser das Attentat nicht aus eigener Eingebung, sondern im Auftrag einer armenischen Untergrundorganisation ausgeführt hatte, wäre es wohl nie zu diesem Freispruch gekommen.Türkische Zeitungen haben diese Erkenntnis aus Hosfelds Buch genutzt, um ihn als Kronzeugen für ihre These zu zitieren, die Forderung des Westens nach Anerkennung des Genozids durch die Türkei beruhe auf einem einseitig verzerrten Geschichtsbild. Doch solche Verrenkungen können die Debatte nicht mehr aufhalten. Will die Türkei den Weg in ein pluralistisches, demokratisches Europa tatsächlich zu Ende gehen, wird sich das Land früher oder später diesem schrecklichsten Kapitel seiner Nationalgeschichte stellen müssen.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Hosfeld, Rolf
Verfasser*innenangabe: Rolf Hosfeld
Jahr: 2005
Verlag: Köln, Kiepenheuer & Witsch
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GE.USV
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ISBN: 3-462-03468-5
Beschreibung: 1. Aufl., 288 S.
Schlagwörter: Armenien, Türkei, Völkermord, Außenpolitik, Deutschland, Geschichte 1915-1922, Genocid, Genozid
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Mediengruppe: Buch