(I-20/17-C3) (GM ZWs / PL)
Ebenso provokant wie klar zeigt Jonathan Aldred: Wirtschaft und Ökonomie haben diese verheerende Entwicklung zu verantworten. Eine überfällige, augenöffnende Kritik, die den desaströsen Einfluss ökonomischer Theorien auf unsere Moral und Wertvorstellungen offenbart. In den letzten 50 Jahren hat sich das, was wir als »gut« oder »richtig« bewerten, dramatisch verändert. Verhaltensweisen, die unserer Großelterngeneration nur schädlich oder schlicht bösartig vorkamen, erscheinen heute rational, ja natürlich.
In der Folge von Milton Friedman, John Maynard Keynes und ihren Erben hat sich die Ökonomie unmerklich zur Ersatzreligion moderner Gesellschaften aufgeschwungen. Ihre Maximen und Schlüsselideen ¿ von Nudging bis zum Trittbrettfahren ¿ wirken sich heute direkt auf unsere Entscheidungsfindung aus und durchdringen so gut wie jeden Aspekt des alltäglichen Lebens. Im 21. Jahrhundert haben Wirtschaft und Ökonomie nicht nur Einfluss auf Politik und Gesellschaft, sondern auch auf unser Denken, Handeln und unsere Moral genommen. Hinter ihrer Dominanz werden die Alternativen zum System unsichtbar: Heute akzeptieren wir bereitwillig, dass alles vermarktet werden kann. Zugänglich deckt Aldred die erstaunliche Macht, welche die Ökonomie über uns hat, auf und zeigt anhand konkreter Beispiele aus unserer Erfahrungswelt, wie sie uns tagtäglich verdirbt. Ein ebenso scharfsinniges wie schonungsloses Buch, das zugleich Wege aufweist, uns aus ihrem allgegenwärtigen Klammergriff einer korrumpierenden Ökonomie zu befreien.
Warum ist wirtschaftliches Denken schlecht für unsere Moral?
»Ich behaupte nicht, dass die Menschen heutzutage grundsätzlich »weniger nett« oder »unmoralischer« sind als die vorherigen Generationen. In den letzten fünfzig Jahren haben uns stattdessen neue ökonomische Ideen darüber, wie wir uns verhalten sollten, dazu gebracht, die Welt auf eine andere Art und Weise zu sehen. Es sind diese wirkmächtigen Ideen, die unser Verhalten neu justiert haben: Was vor gar nicht allzu langer Zeit noch egoistisch, dumm oder schlicht bösartig erschien, ist heute akzeptabel, rational, natürlich und so offensichtlich, dass wir es nicht in Frage stellen.«
INHALT / / 1 EINFÜHRUNG 9 / Batteriehühner für die Freiheit 17 - Lebensentwürfe 27 / / 2 TRAUE NIEMANDEM 33 / Dr. Seltsam und der Enkel des Kaisers 35 - Nichtkooperation zum Thema Nichtkooperation 43 - Vertrauen ohne echtes / Vertrauen 49 - Chicken: das Feiglingsspiel 56 - Der Kaiser der Antarktis gewinnt den Nobelpreis 58 - Eine Zombie- Wissenschaft des menschlichen Lebens 63 / / 3 WOHLSTAND SCHLÄGT GERECHTIGKEIT: DAS SELTSAME COASE-THEOREM 73 / Ein Ökonom wider Willen und sein Theorem durch Zufall 77 - Coase versus Chicagoer Schule? 84 - Die Revolution von 1968 89 - Posner im Wunderland 94 - Ein Triumph des Coase-Theorems 100 / / 4 DER STAAT ALS GEGNER 111 / Das Unmöglichkeitstheorem 115 - USA-Schottland 1:0 121 - Mathematische Philosophie 125 - Politik, Kopfläuse und Wurzelkanäle 130 - It´s the voters, stupid 134 - Smartphones und Streichquartette 140 - Die Politik, die wir verdienen? 146 / 5 FREE-RIDING: TRITTBRETTFAHRER DRÜCKEN SICH / VOR IHREM BEITRAG 153 / Wie kam es, dass Trittbrettfahren als »clever« gilt? 156 - Trittbrettfahrer vs. kleine Leute 163 - Sich zu engagieren ist allemal besser als unentbehrlich zu sein 169 - Die Klimaveränderung und ich 176 - Sandhaufen, harmlose Folterknechte und zögerliche Politiker 182 / / 6 DIE ÖKONOMIK VON ALLEM 191 / Die neue Ökonomik von allem 195 - Gary Beckers schwer greifbare Freakonomics 200 - Über Geschmack lässt sich nicht streiten 208 - Der Wirtschaftsnobeltrostpreis 214 - Wie viel sind Sie wert? 218 - Babys und Nieren 225 - Eine titanische Frage 231 / / 7 JEDER MENSCH HAT SEINEN PREIS 237 / Hohes Tier trifft Yankee-Schauspielerin 243 - Der jüdische Schneider und der Blutspender 248 - Die Gemeinsamkeit zwischen einem Niemand und einem Jemand 255 - Die seltsame Welt von Nudge 262 - Jenseits von Zuckerbrot und Peitsche 270 / / 8 ZAHLENGLÄUBIGKEIT 279 / Wahrscheinlichkeit wird subjektiv 284 - Der Computer sagt, das kann nicht einfach so passiert sein 292 - »Es ist wie ein gewaltiges Erdbeben« 299 - »Call in the Plumbers« 303 - Fünf Schwarze Schwäne und Nobelpreise 308 - Eine Zahl wird fabriziert 316 - Irgendeine Zahl ist besser als gar keine Zahl? 324 / / 9 JEDER MENSCH VERDIENT, WAS ER BEKOMMT 329 - Gründe, nicht über Ungleichheit zu sprechen 331 - Es ist hart an der Spitze 339 - Weil Sie es wert sind 343 - Sie bekommen, was Sie herausschlagen können 348 - Steuern gelten neuerdings als Diebstahl 355 - Die Rache des / Lumpenproletariats 362 - It´s not the economy, stupid 370 / / 10 EINE SCHWIERIGE BEZIEHUNG: DIE MODERNEN WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN UND WIR 375 / Ökonomen stehen nicht außerhalb der Wirtschaft 385 - In der Ökonomik gibt es kaum »Fakten« 386 - Wir stehen nicht außerhalb der Wirtschaft 388 / / ANHANG 401 / Weiterführende Literatur 403 - Danksagung 409 - Anmerkungen 413 - Personenregister 439
Verfasser*innenangabe:
Jonathan Aldred ; aus dem Englischen übersetzt von Karsten Petersen
Jahr:
2020
Verlag:
Stuttgart, Klett-Cotta
Aufsätze:
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ISBN:
9783608982374
2. ISBN:
360898237X
Beschreibung:
442 Seiten
Sprache:
Deutsch
Originaltitel:
Licence to be bad
Fußnote:
Enthält Literaturverzeichnis auf Seite 403-407
Mediengruppe:
Buch