(I-22/11-C3) (G ZWs / BG)
Der Gründer der Muslimbruderschaft Hasan al-Banna (1906 - 1949) zählt zu den bedeutendsten Vordenkern und Aktivisten des Islamismus. In seinem Kampf gegen Kolonialismus, christliche Mission und Verwestlichung verknüpfte er nicht nur islamische Tradtitionen mit europäischen Ideen der Selbsthilfe und Selbstermächtigung. Er übersetzte die Idee einer islamischen Reform und Erneuerung in organisiertes, praktisches Handeln. In ihrer glänzend geschriebenen Biographie führt Gudrun Krämer eine islamische Moderne vor Augen, die bislang weithin verkannt wurde.
Die Muslimbrüder gehören seit ihrer Gründung im Jahr 1928 zu den einflussreichsten islamischen Bewegungen der Gegenwart, auf die sich islamische Aktivisten von der palästinensischen Hamas bis zur türkischen AKP beziehen. Auf der Grundlage vielfältiger, bislang kaum ausgeschöpfter arabischer Quellen zeigt Gudrun Krämer, wie Hasan al-Banna aus einem sufisch inspirierten Bildungs- und Wohltätigkeitsverein eine Massenorganisation mit Hunderttausenden von Anhängern schuf, die unter Berufung auf die Religion Politik machte. Neben einem eigenen Zweig der Muslimschwestern entstand im Schatten des Zweiten Weltkriegs auch ein Geheimapparat. Ende 1948 wurde die Muslimbruderschaft verboten, wenig später fiel al-Banna einem Attentat zum Opfer. Noch heute dient er nicht-jihadistischen Islamisten als Referenz. Gudrun Krämer erhellt die ideengeschichtlichen Grundlagen, das soziale Umfeld und den politischen Kontext der Bewegung, porträtiert Mitstreiter und Gegner und erschließt anhand der Biographie Hasan al-Bannas eindrucksvoll ein Schlüsselkapitel in der Geschichte des modernen Islam. - Ein einzigartiger Schlüssel zum Verständnis des Islamismus. Was der radikale Islam von westlicher Politik und christlicher Mission gelernt hat. Gudrun Krämer ist eine glänzende Stilistin und führende Vertreterin ihres Faches.
Inhalt
Vorwort 7
1. Bildung und Frömmigkeit im ländlichen Raum 11
Ahmad al-Banna as-Sa'ati: Der gelehrte Uhrmacher 13 - Kulturelle
Renaissance und religiöse Reform 27 - Korrektur und Mah
nung 38 - Patriotismus 46 - Das Lehrerseminar in Daman-
hur 53 - Die Begegnung mit dem Sufismus 55
2. Die Zeit der Orientierung 71
Brüche und Übergänge 71 - Das Dar al-'Ulum 82 - Der Turban
streit 86 - Das islamische Milieu 91 - Die Wiederentdeckung
der islamischen Klassiker 98 - Ahmad as-Sa‘ati und der Musnad
des Ahmad b. Hanbal 102 - Islamische Vereinigungen 108 -
«Männer machen Nationen, Mütter machen Männer» in - Die
Zeitschrift al-Fath und der Verein Muslimischer Junger Männer 115
3. Baupläne: Die Muslimbrüder in Ismailiyya 121
Sondierungen 121 - Die Gründung der Muslimbruderschaft 128 -
Erste Erfolge 13 2 - Erste Zweifel 145
4. Grundmauern: Die Muslimbrüder in Kairo 155
Neue Räume, neue Formen 155 - Heirat und Familie 159 -
Die Achse der Bewegung 164 - Medien der Da'wa 173 - Der
Kampf gegen die Unmoral 183 - Der Kampf gegen die christliche
Mission 190 - Der Kampf gegen den Zionismus 194
5. Ausbau: Sport, Scouts und Studenten 201
Körperkultur und Pfadfindertum 201 - Jawwala und Kata’ib 213 -
Rekrutierung und soziale Basis 223 - Schulen und Hoch
schulen 231 - Mitglieder und Zweigstellen 238
6. Design: Der Islam der Muslimbrüder 243
Der Volksschullehrer als Lehrer des Volkes 243 - Wahrheit, Wandel,
Einheit 245 - Salahs und Suhs 257 - Salahs und Wahhabis 261 -
Erwachen, Macht und Ohnmacht 268 - Glaube, Wissen,
Handeln 276 - Die Islamisierung von Staat und Gesellschaft 290
7. Umbauten: Die Phase der Gestaltung 297
Die Politik der Muslimbrüder 297 - Palast und politische
Parteien 300 - Die Erste Fitna und die Shabab Muhammad 305 -
Dienstagsansprachen und al-Manar 312 - Der Zweite Welt
krieg 315
8. Ein Haus mit vielen Wohnungen 331
Expansion 331 - Die Muslimschwestern 341 - Der Spezialappa
rat 353 - Einhegung 358 - Führungskrise 365
9. Einsturzgefahr: Das Ende einer Epoche 377
Nationale Frage und Palästinakonflikt 377 - Eskalation 387 -
Auflösung 395
Anmerkungen 407
Literatur 481
Bildnachweis 501
Register 503