Kriegsfilme nehmen uns mit: in Zeit und Raum, indem sie uns an die Schauplätze historischer Konflikte und militärischer Auseinandersetzungen versetzen, vor allem aber emotional, indem sie uns zu Zeugen technifizierter Gewalt, körperlicher Verstümmelung und kollektiven Sterbens machen.
Thomas Elsaesser und Michael Wedel zeichnen den grundlegenden ästhetischen Wandel des Hollywood-Kriegsfilms in der jüngeren Vergangenheit nach. Ausgangspunkt ihrer Betrachtung ist jener historische Moment, an dem er eine doppelte Metamorphose durchläuft. Ende der siebziger Jahre nämlich erfolgt eine reflexive Brechung, die kritisch mit der ästhetischen Form des Genres umgeht und nach seiner Verstrickung in die Wahrnehmung und Realität des Dargestellten fragt. Zugleich transformiert es sich immer intensiver zu einem "body genre", in dem eine über sinnliche Ansprache vermittelte Darstellung von Kriegsgeschehen als Reflexion am Körper, mit dem Körper geschieht.
In prägnanten Einzelanalysen spannen die Autoren einen Bogen von Francis Ford Coppolas Apocalypse Now (1979) über Steven Spielbergs Saving Private Ryan (1998) bis hin zu aktuellen Beispielen des Genres, um die ästhetischen Prämissen und kulturellen Resonanzen dieses Wandels bis in die Gegenwart hinein offenzulegen. Wie gehen Kriegsfilme mit ›Geschichte‹ und traumatischen gesellschaftlichen Ereignissen um? Wie nehmen sie mediale Diskurse auf und verwandeln sie in ein ›affektives Gedächtnis‹? Inwiefern spiegelt sich in ihnen die neue Qualität asymmetrischer militärischer Antagonismen und heterogener Formen von ›Gemeinschaft‹ in einer globalisierten Welt? Was schließlich sagen sie über eine Kultur aus, die sich in diesen Filmen Instrumente schafft, um die tödliche Gewalt moderner Militärtechnik, die Grenzen und Entgrenzungen subjektiven Körperempfindens ästhetisch auszutesten - auf der Seite der auf der Leinwand handelnden und leidenden Figuren ebenso wie auf der der Zuschauer im Kino? [Verlagsangabe]
Inhalt
Einleitung | 7
1. Echoraum der Moderne: APOCALYPSE NOW | 19
Von der Romanze zum Ritual: Das Kino und der postmoderne Autor 24 / Citizen Coppola: Ein Autor ohne Angst vor Autoritäten? 29 / Technik und Technologie: Der Horror ... 32 / Autorschaft, Sounddesign und New Hollyood 37 / Narration zwischen Klangraum und Klangfigur 41 / Auditive Ereignisse und Tropische Topoi 48 / Sich ausbreitende Kreisbewegungen: Conrad, Coppola und der moderne Kolonialismus 58
2. Retrospektion, Überlebensschuld und affektives Gedächtnis: SAVING PRIVATE RYAN | 65
Ausgangspunkte 67 / Der Einleitung einen Rahmen geben: Spielberg und der Rückspiegel 75 / Viszerale Authentizität 76 / Jenseits von Authentizität als verkörpertem Realismus: Generationentransfer und Legitimation 83 / Ein affektives Gedächtnis schaffen: Transfer und Übertragung 84 / Schützen und Retten 86 / Von der Rettung zur Erlösung 90 / Das Kino rettet, was in der Geschichte seinem Schicksal überlassen wurde 98 / Noch einmal der Rückspiegel 100
3. Kommunizierende Körper: WINDTALKERS | 103
Kriegsfilm als reflexives "Körpergenre" 103 / Körperdiskurse und Fantasiestrukturen 106 / Der Kriegsfilm als Ensemblefilm: Gruppenfiguren und Figurengruppen 113 / Körper und Gemeinschaft im Ausnahmezustand 119 / Mediale Reflexionen am
kinematograpnischen Körper 122
Epilog | 125
Dank | 143
Literatur | 145
Bildnachweise | 152
Verfasser*innenangabe:
Thomas Elsaesser ; Michael Wedel
Jahr:
2012
Verlag:
Paderborn, Konstanz University Press
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Systematik:
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ISBN:
978-3-86253-028-1
2. ISBN:
3-86253-028-0
Beschreibung:
152 Seiten : Illustrationen
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Mediengruppe:
Buch