Verlagstext:
Immerthals Buch beschreibt den Wandel des Begriffs und der Vorstellung vom Unternehmer aus einer wirtschaftsphilosophischen Perspektive. Dieser Wandel bezieht sich dabei insbesondere auf Vorstellungen vom Unternehmertum, die noch heute von den sogenannten Klassikern der Moderne geprägt sind. Ein solches Unternehmerethos oszilliert zwischen Zukunftsvorsorge, Verantwortung, Paternalismus, Risiko- und Innovationsbereitschaft sowie bindungslosem oder gar verantwortungslosem Nomadentum, das den Unternehmer als Fremden in der „eigenen“ Gesellschaft begreift. Ein solches modernes Ethos orientiert sich in seiner Beschreibung des Unternehmers an einem Individualakteur, der in den verschiedenen theoretischen Ansätzen als Pionier, Kapitalist, Risikoträger, Kommunikator oder Arbitrageur auftritt.
Diese Vorstellungen vom Unternehmer und Unternehmertum werden insbesondere durch die Bezugnahme auf die Begriffe des Risikos und der Innovation in Frage gestellt und dekonstruiert. So wird ein Unternehmerbegriff neu entwickelt, der diesen als kollektiven Akteur in Netzwerken und Unternehmertum als eine spezifische Kommunikationsstruktur begreift, die sich mit Risiko und Innovation auseinandersetzen und diese zu kapitalisieren weiß. Die Untersuchung hat drei Teile.
Im ersten Teil wird das moderne Verständnis von Unternehmertum, insbesondere anhand der Begriffe von Ethos und Strategie, erörtert. Der zweite Teil setzt sich mit dem Begriff des Risikos als soziales Konstrukt und Vermögen auseinander, indem die Transformation des modernen Unternehmertums – auch im Hinblick auf Ethos und Strategie des Unternehmertums - sichtbar gemacht wird. Der dritte Teil vollzieht eine Neuformulierung des Unternehmerbegriffs im Ausgang der Moderne. Dies geschieht aus einer kommunikationstheoretischen Perspektive und durch die Einführung der sozialphilosophischen Kategorie des Dritten, die den Unternehmer nicht mehr als autonomes, sondern eher als dezentriertes und verführtes Subjekt begreift. /
Stimmen zum Buch:
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.11.2007: "Rezensent Peter Bendixen begrüßt diese Studie über den Unternehmer, die Lars Immerthal vorgelegt hat. Er findet darin eine in die philosophisch, ökonomisch und soziologische Denktradition eingebundene, überaus detailreiche Beschreibung der Entwicklung der Figur des Unternehmers. Besonders interessant scheint ihm die Auseinandersetzung mit den klassischen, von Max Weber und Joseph A. Schumpeter herkommenden Vorstellungen des freien, eigenständigen, individuellen, ethisch handelnden Unternehmers. Instruktiv findet er besonders Immerthals Betonung des Unternehmers als Fremden in der eigenen Gesellschaft. Der Autor führt für Bendixen überzeugend vor Augen, dass die klassischen Vorstellungen des Unternehmers heute nicht mehr tragen. So habe sich einerseits der Raum der Möglichkeiten durch die Globalisierung erweitert, andererseits seien Unternehmer heute mehr denn je in überindividuelle Strukturen des Wirtschaftsgeschehens eingebunden. Das Buch scheint Bendixen nicht gerade leichte Kost, erfordert es doch die Bereitschaft, dem Autor bei seinen oft abstrakten Gedankengängen zu folgen. Gleichwohl ist das Buch für Bendixen "lesens- und bedenkenswert".
Verfasser*innenangabe:
Lars Immerthal
Jahr:
2007
Verlag:
München, Fink
Aufsätze:
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Systematik:
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ISBN:
978-3-7705-4237-6
2. ISBN:
3-7705-4237-1
Beschreibung:
430 S.
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Literaturverz. S. [411] - 421
Mediengruppe:
Buch