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Politischer Moralismus

der Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Lübbe, Hermann
Verfasser*innenangabe: Hermann Lübbe
Jahr: 1989
Verlag: Berlin, Siedler
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

"Vor mehr als zwanzig Jahren hat der deutsche Philosoph Hermann Lübbe ein kleines Büchlein verfasst, das seinem Inhalt nach aktueller kaum sein kann. Der Titel Politischer Moralismus – Der Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft hält, was er verspricht. Der Verfasser zeigt in einfachen, aber durchdringenden Worten, wie eine durch komplexe naturwissenschaftliche, ökonomische und gesellschaftliche Prozesse verunsicherte Öffentlichkeit auf diese Entwicklungen reagiert: mit einem intuitiven, oft verstandesdefizitären und hysterischen Moralismus. Das Erstaunliche an dem Werk ist, dass es bereits geschrieben war, bevor die rasanten Prozesse der Globalisierung und Kommunikationsrevolution sichtbar wurden, welche Individuen und ganze Gesellschaften entwurzelt haben - und vor dem Fall des eisernen Vorhangs.Lübbe zeichnet den Prozess nach, in welchem gute Absichten, kombiniert mit einem gesinnungsethischen Absolutismus, zu verheerenden politischen Resultaten führen. Dabei spielt es für die Analyse keine Rolle, ob der absolut vertretene Wert „linke“ oder „rechte“ Positionen repräsentiert. Im Gegenteil: Die Ergebnisse seiner Untersuchung lassen sich gewinnbringend auch auf den gegenwärtig wütenden Terror religiös motivierter Fundamentalisten übertragen. Wie ein ideologisch geschlossenes System sich empirieresistent verfestigt, schildert der Autor in unüberbietbarer Klarheit. Er zeigt, wie die Urteilskraft eines wie auch immer gearteten Polit- oder Öko-Jüngers von einem hochgradigen Wirklichkeitsverlust korrumpiert wird, in dem die Selektivität der Wahrnehmung jeden externen Kritikversuch wegradiert. Die Folge ist, dass ein Sachdiskurs über konkrete Probleme gar nicht mehr möglich ist. Denn der Kritiker ist nicht der argumentative Gegner im Diskurs, sondern ein Feind, der als Person aufgrund seiner moralischen Verworfenheit diskreditiert werden muss. Die Selbstrechtfertigung des Ideologen findet durch seine „Moralpanzerung“ einen undurchdringlichen Schutz. Die Wucht von Lübbes Analyse sei an einem Beispiel demonstriert: „Mit dem scharfen Schwert guter Gesinnung durchhaut (des Ideologen) Moralismus den verhedderten Knoten moderner zivilisatorischer Lebensrealität, und die Intensität in der Demonstration solcher Gesinnung wächst komplementär zu den Schwierigkeiten, die es macht, auf die Frage nach den Fälligkeiten zur Minderung unleugbarer Zivilisationslasten eine pragmatisch genugtuende Antwort zu geben.“Zwar lassen sich Lübbes Argumente vor allem auf die Gewaltherrschaften des 20. Jahrhunderts beziehen, er überträgt sie jedoch auch auf ein kultur- und technikkritisches Öko-Weltbild. Er befürwortet zwar eine natursensible Industriepolitik, kritisiert aber die „moralistisch enthusiasmierte Selbstverwerfung unserer Zivilisation“ durch monistisch argumentierende Umweltgruppen, die Zielkonflikte verleugneten und Schulden einseitig verteilten. Für Debatten in Bezug auf Großprojekte oder die „Energiewende“ in Deutschland ließen sich nüchternere Diskursformen finden, würde man die Mechanismen verstehen, die aus Sachfragen moralistische Konflikte machen.Lübbe zeigt, dass ein politischer Pluralismus und absolute moralische Klarheiten konstitutiv auf Kriegsfuß stehen müssen. Die von Gesinnungsfanatikern proklamierte Identität individueller und kollektiver Interessen als Regel- und Dauerzustand sei eine Lebenslüge. Am Ende seines Essays rät der Philosoph den Vertretern hoher Ideale, zu entspannen und dem Alltag eine Gewissensgelassenheit angedeihen zu lassen. Es sei mühsam und sogar frustrierend, den sozialen Prozess ständigen „Gesinnungsbewährungsproben“ auszusetzen.Lübbes Analyse über den politischen Moralismus hat in gutem Sinne therapeutischen Charakter und ist leicht verständlich, aber dennoch anspruchsvoll. Eine Neuauflage mit einer Aktualisierung der Fallbeispiele würde einem gesellschaftlichen Diskurs gut tun, der gegenwärtig wieder einer moralinsauren Polarisierung zuneigt." (http://ethischer-realismus-workgroup.blog.de/2012/02/24/gelesen-hermann-luebbe-politischen-moralismus-12910760/)

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Lübbe, Hermann
Verfasser*innenangabe: Hermann Lübbe
Jahr: 1989
Verlag: Berlin, Siedler
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GP.PV
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ISBN: 3-88680-244-2
Beschreibung: 2. Aufl., 121 S.
Schlagwörter: Moral, Politik, Politische Entwicklung, Politische Lage, Staatspolitik
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Mediengruppe: Buch