Russlands militärischer Überfall auf die Ukraine hat ganz Europa wie durch einen Donnerschlag tief erschüttert – die politischen und sozialen Folgen sind bis heute kaum zu ermessen. Für die deutsche Ostpolitik war bislang das Verhältnis zu Moskau – so oder so – eine richtungsweisende Wegmarke, die ganz nebenbei auch dem großen geografischen Raum, der nun einmal zwischen Berlin und Moskau liegt, ein entsprechend zurückgesetztes Maß verlieh.
Daran hatten die Beitritte dieser Länder zur Europäischen Union und zur NATO zwar vieles geändert, aber das entscheidende Gewicht deutscher Ostpolitik blieb unverrückbar gesetzt. Erst Putins verzweifelte Entscheidung, in das Nachbarland einzumarschieren und es anzugreifen, rückt diesen Zwischenraum – der jetzt von Finnland bis Rumänien reicht und die Ukraine künftig einschließen wird – in einer ganz ungewollten Weise in den Vordergrund.
Die beiden Autoren suchen zur Lage nach dem militärischen Einmarsch Russlands – auch aus der Sicht Polens, des unmittelbaren Nachbarns der Ukraine und des russischen Kaliningrad – nach geeigneten Perspektiven, die sich aus dieser dramatischen Zuspitzung der Verhältnisse im Osten Europas ergeben. Dabei sparen sie die vielfach verquickten historischen Linien nicht aus, die oft genug wie ein böser Fluch über diesem Raum zu liegen scheinen. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung.................................................................................................7
von Krysztof Pilawski und Holger Politt
Vorspann
Russisch-offizielle Geschichtsphilosophie.......................................... 15
Teill
Wie es dazu kommen konnte
von Krzysztof Pilawski
Putin in den Schützengräben der Geschichte.................................... 19
Drei Traditionen .............................................................................. 20
Auf Lenins Pfaden ........................................................................... 21
Unter Jelzins Fahne ......................................................................... 26
Der Staat bin ich................................................................................42
Russland ist zu klein ..........................................................................50
Oberster Historiker im Land........................................................... 55
Vergangenheit kennt keine Zukunft.................................................57
Teil 2
Drei Reportagen - Riga, Tallinn, Kaliningrad
von Krzysztof Pilawski
Das Sankt-Georgs-Band kämpft..................................................................60
Im russischen Tallinn ............................................................................68
Kaliningrad-Sehnsuchtsort Königsberg........................................... 73
Teil 3
Spiel mit dem Feuer - Annexion und Krieg
von Holger Politt
Vor dem Krieg..................................................................................... 81
Umworbenes Kiew.......................................................................... 81
Bemerkungen zur Ukraine-Politik Polens........................................ 83
Polen und das Programm der »Östlichen Partnerschaft« ............. 88
Die polnische Sicht auf die Ukraine..................................................90
Hinter dem Bug. Historische Linien, europäische Erwartungen ... 92
Naive Fehlschlüsse............................................................................97
Zum Beitrag »Der 8. Mai 1945 und heute«
von Alexander Rahr................................................................. 99
Zum Thema »Polen und der Norden«.......................................... 102
Bemerkung zur Nationalitätenfrage bei Rosa Luxemburg
aus gegebenem Anlass.................................................................. 104
Nach dem Kriegsausbruch................................................................ 107
An Kiews Seite............................................................................... 107
Ein Krieg wird legitimiert:
Riskantes Spiel mit alten Rechnungen ......................................... 109
»Ganz famose Burschen« ............................................................ 112
Polen hilft....................................................................................... 114
Die Reise nach Kiew...................................................................... 116
Kwasniewski über Putin ................................................................ 119
Bedrohlich - Russlands Krieg gegen die Ukraine
weckt alte Gespenster .................................................................. 121
Rosa Luxemburg in der Ukrainefrage........................................... 124
Bilaterales zwischen Warschau und Berlin ................................. 127
Zwei Bemerkungen zum 19. April 2022 ........................................ 129
Zerschlagenes Porzellan................................................................ 131
Zwischen Berlin und Moskau ....................................................... 133
Verrechnet .................................................................................... 135
Ernst Bloch - 1938 ........................................................................ 138
Zuerst der Verteidigungskampf, die Friedenstaube später........ 141
Blinder Fleck.................................................................................. 144
Orbans zerplatzte Autoreifen....................................................... 146
Ukrainischer Nationalfeiertag...................................................... 148
Gegen Putins Annexionswahn ..................................................... 151
Reflexionen vor und nach dem Überfall...........................................154
Landverschiebung............................................................................154
Erste Überlegungen über ein Nachkriegspolen
an der Seite der Sowjetunion....................................................... 156
Zwischen Denkmal des Sieges und Okkupationsmuseum .......... 162
Jelzins Tafel in Tallinn .................................................................... 164
Abspann
[Verfasstheit der russischen Gesellschaft]........................................ 167
von Stanislaw Brzozowski
Text-Nachweise ................................................................................. 171