Adolf Muschg, 1934 geboren, ist in einer kleinen Lehrerwohnung an der Zürcher Goldküste aufgewachsen, unter reichen Leuten. Der Vater, strenger Pietist, kennt nur eine Autorität, unter die er seine gesamte Familie zwingt: die reformierte Bibel. Nach seinem Tod lebt die sehr viel jüngere, depressive Mutter mit ihrem Sohn in enger Symbiose. Der Junge hat eine Rettungsfantasie, die ihm hilft, durchzustehen: Schriftsteller werden. Zunächst aber wird er Lehrer am Gymnasium in Zürich, dann Lektor in Japan, später Professor an der ETH in Zürich. Da ist aber, nach Kritiken und Essays, auch sein Debütroman erschienen: "Im Sommer des Hasen". Heute ist Muschg einer der wichtigsten deutschsprachigen Schriftsteller und ein europäischer Intellektueller, Büchnerpreisträger ("Der rote Ritter") und mit seinem erzählerischen und essayistischen Werk immer präsent. Das biografische Porträt von Manfred Dierks charakterisiert Muschgs Werk und beschreibt wichtige Stationen seines Lebens. Im Hintergrund steht immer die Zeitgeschichte und wie Muschg sie deutet. (Verlagstext)
AUS DEM INHALT:
INHALT
VORWORT 9
I HERKUNFT
Nur die Schrift 1934-1950
Vater liest 11
Pietismus und Schriftstellersucht 21
Zuflucht vor der Schneiderlehre: Schiers 29
Im Mutterhaus: ein wenig Gottes Sohn 36
Das Ressentiment: aus Not schöpferisch 40
Wiedergeburt im Nein: Le Pendu 46
II LETZTE SCHULJAHRE UND STUDIUM
Weitere Urszenen 1950-1958
Anwältin des "Anderen": Fanny Moser 51
Heimwehland: Japan und Zen 57
Das Studium: Emil Staiger, Karl Schmid,
Max Wehrli 62
Urszenen der Seele: Griechenland und
die Psychoanalyse 66
Urszene einer Bewährungshilfe: Tödliche Krankheit 70
III DER FAMILIENROMAN
Vater und Großer Bruder 1958-1959
Traumangebote: Prinz Georg und Prinz Karl 76
Die Künstlerfamilie: Du gehörst dazu! 81
Der stärkste Name: Vater 86
Unwillige Konkurrenz: der Große Bruder 89
Die Dissertation: der Vater, der Sohn
und das Andere 97
IV AKADEMISCHE KARRIERE
Und ein plötzlicher Schreibfluss 1960-1969
Die Mutter ist glücklich 102
Japan: Experimente mit dem ganz Anderen 106
Göttingen: Universitätsassistent bei Waither Killy 112
Überlistung der Schreibblockade: der erste Roman 116
Cornell University, Ithaca/NY: Assistant Professor 119
V PROFESSOR UND SCHRIFTSTELLER
Dr. Albissers Grund 1970-1975
Zürich: die Professur, Geschriebenes
und Ungeschriebenes 128
Therapieversuche: Was fallt dir dabei ein? 134
"Albissers Grund" (1974): Lektüre des Biographen 139
"Albissers Grund": Wer ist Zerutt? 144
Kein Glück Hermann Burger 152
VI RES PUBLICA UND HEIMATLAND
Le Pendu als Staatsbürger
öffentliche Person 158
Res Publica: Pflicht und Schuldigkeit 161
VII AM AUSGANG DER MODERNE
Eine Poetik der Gegenwart 1976-1981
Ein Manifest: Fritz Zorns "Mars" 171
Krankheit als Metapher: Krebs 175
Ein psychologisches Zeitzeichen 178
Zürcher Narzissmus 180
Narzisstisches Selbstbild 189
Konservatismus und Zeitgeist:
Das Zürcher Thomas-Mann-Archiv 195
Ausbildung der eigenen Statur 202
Hanna Muschg beginnt zu schreiben 205
VIII JAPAN UND DAS ANDERE
Zen und Meister Eckhart
Das ausgeschlossene Dritte 208
Klostergast 212
Japan und die deutsche Mystik 215
Transzendenz und Mystik:
"Das Licht und der Schlüssel" 219
IX BETRIEB UND KLAUSUR
Der Rote Ritter 1982-1994
Literaturbetrieb und schwierige Texte 226
Neues Leben: Atsuko Kanto 229
Erziehungsroman eines Muttersohns" 233
Die Muster und das Eigene: zur Erzähltradition 237
Unterkunft fürs eigene Leben 238
X FAMILIENSACHE THOMAS MANN
Das Doppelzüngige
Kein rettender Gedanke 244
Ambivalenz 247
XI PRÄSIDENT DER BERLINER AKADEMIE
Das Geisterhaus 2003-2005
Die Akademie 251
Ein Programm für eine Akademie 254
Reformversuche und Rücktritt 262
XII POLIS EUROPA UND SPÄTE ROMANE
Offene Kunstwerke 2005-2014
Zeit des Übergangs 264
Der Europa-Diskurs 265
Muschgs Europa 270
Späte Romane 275
Die drei Bücher "Sax" 276
Erzählteppich der Assoziation 281
Phantasie vom geretteten Selbst 284
ANHANG
Adolf Muschg über WOHNEN und SCHREIBEN
Zweihäusigkeit 285
Aspekte des Schreibens 288
Literaturverzeichnis 297
Dank 301
Bildnachweis 302
Vita 303
Personenverzeichnis 304