Der Bericht des deutschen Jakobiners und Naturforschers Georg Forster über Cooks zweite Weltumseglung (Reise um die Welt, 1777, 1778-80) lieferte dem europäischen Publikum vielfältige Informationen über die Welt des Südpazifik und gab den wissenschaftlichen und philosophischen Diskussionen entscheidende Anstöße. Der Kulturwissenschaftler Takashi Mori analysiert die wichtigsten Aspekte, Zusammenhänge und Einflüsse dieses epochalen Werkes in verschiedenen Disziplinen: Nautik, Astronomie, Chronometrie, Geographie und Kartographie; Naturgeschichte (Linné, Buffon); Medizin und Diätetik (Hufeland); Ästhetik (Carus’ Briefe über Landschaftsmalerei, Hirschfelds Theorie der Gartenkunst) und Anthropologie (Rousseau, Diderot). Von besonderem Interesse sind der Vergleich von Forsters Blick auf fremde Kulturen mit der weniger eurozentrisch geprägten Perspektive von Carsten Niebuhr (Reisebeschreibung nach Arabien) sowie die Untersuchung des Einflusses, den die Reise um die Welt auf die Entwicklung der literarischen Robinsonade genommen hat. (Verlagsinformation)
Takashi Mori (geb.1970 in Osaka) studierte an der Waseda Universität (Tokyo) Literaturwissenschaft und lehrt nach einem Forschungsaufenthalt in Bonn und Berlin derzeit an der Kansai Universität (Osaka).
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Einleitung
1. Reiseberichte im 18. Jahrhundert 11
2. Wissenschaftliche Reiseberichte und literarische Robinsonaden 13
3. Forsters Reise um die Welt in der bisherigen Forschung 16
4. Überblick 18
I. Die Entwicklung der Seefahrt seit der Frühen Neuzeit
1. Schiffsbau, Mannschaftsorganisation und Navigationsverfahren
1.1 Schiffsbau 25
1.2 Mannschaftsorganisation 26
1.3 Navigationsverfahren 27
2. Die Bestimmung der geographischen Länge
2.1 Mondtabellen und andere astronomische Verfahren 28
2.2 Chronometrie:John Harrisons Seeuhren 31
2.3 Die Überlegenheit des astronomischen Verfahrens 33
3. Geographie und Kartographie
3.1 Das ptolemäische Weltbild 36
3.2 Cook und der Südkontinent 38
3.3 Laperouse, d'Urville und Darwin: Die abschließende Kartierung der Welt 41
4. Ein Naturhistoriker reist um die Welt
4.1 Sammeln, Beschreiben und Klassifizieren: Das System der Naturgeschichte (Buffon, Linne) und die Entdeckungsreisen 43
4.2 Ein Leben als Naturhistoriker 44
4.3 Fragmentarisierende Beschreibung und universale Klassifikation 46
4.4 Naturalistische Südsee-Anthropologie 49
4.5 Die "allgemeine Harmonie" der Natur 52
II. Diätetik und die Rehabilitierung von Geschmacks- und Geruchssinn
1. Skorbut und die Suche nach der richtigen Diät
1.1 Der Kampf gegen den Skorbut 57
1.2 Zur Bedeutung Tahitis für die Diätetik 59
2. Pesthauch und Duft
2.1 Der Anteil von Geschmack und Geruch an der Erforschung der Natur 62
2.2 Pest und Pesthauch 63
2.3 Heuende Düfte
a) Räucherstoffe 65
b) Parfüms 65
c) Makrobiotik 66
2.4 Strand und Badekultur 68
2.5 Forsters Theorie der Wahrnehmungslehre 71
2.6 Schätzung des Geruchssinns auch bei Rousseau 74
2.7 Ästhetik der Düfte 75
2.8 Tahiti - fast ein Paradies 77
III. Anthropologische Aspekte
1. Tahiti und die Spielarten des Exotismus
1.1 Rousseau und der Rousseauismus 81
1.2 Bilder Tahitis: Diderot, Forster und Bougainville 82
a) Diderot 82
b) Forster 83
c) Zwischenexkurs: Die unedlen Wilden von Tierra del Fuego 85
d) Bougainville 86
e) Zwei sehr unterschiedliche Lesarten 87
1.3 Forsters Erfahrungen mit dem >edlen Wilden< Mahaine 88
2. Menschen, Affen und Menschenaffen
2.1 Rousseaus Ansichten über den Orang-Utan 90
2.2 Forsters zweifache Kritik an Rousseau 92
2.3 Forster, Soemmerring, Camper und die Rassenlehre des 18. Jahrhunderts 94
2.4 Empirische und philosophische Anthropologie 102
2.5 Forsters Verabsolutierung des Werts der europäischen Kultur 104
IV. Landschaftstheorie und Gartentheorie
1. Landschaft
1.1 Natur als Landschaft 109
1.2 Stimmung und schöne Landschaft 110
1.3 Sinnlicher Naturgenuss 114
1.4 Variable Perspektiven 116
1.5 Carus' Theorie der Landschaftsmalerei 118
1.6 Forsters Reisebeschreibung als literarische Simulation photographischer und filmischer Verfahren 120
1.7 Ihr Einfluss auf Alexander von Humboldts Kosmos 121
2. Europäische Gärten und südpazifische Inseln
2.1 Landschaft als Gegenstand von Malerei und Literatur 123
2.2 Wilde Natur und Gartenlandschaft 123
2.3 Zwei Positionen in Landschaftsmalerei und Gartenanlage 126
2.4 Intertextuelle Bezüge: Der locus amoenus 130
2.5 Die Schwierigkeit des adäquaten Ausdrucks 132
V. Zum Vergleich: Ein anderer Blick auf eine fremde Kultur
1. Carsten Niebuhrs >Arabische Reise<
1.1 Äußere Umstände und wissenschaftshistorische Bedeutung 137
1.2 Arabien in der europäischen Vorstellung bis zum
18.Jahrhundert 138
2. Forsters Blick auf die Südsee
2.1 Unparteilichkeit und Empathie 141
2.2 Naturgeschichte, Eurozentrismus und koloniale Ideologie 142
2.3 Kulturelle Missverständnisse bei der Geländearbeit 144
3. Niebuhrs Blick auf Arabien
3.1 Eigenes Bemühen um das Verstehen einer fremden Kultur 148
3.2 Geländearbeit 149
3.3 Religiöse Toleranz 151
3.4 Kultur und Kulturen: Das Problem der Hierarchie 153
VI. Naturgeschichte und Robinsonade
1. Piraten, Entdecker und Forscher: Die Ursprünge der wissenschaftlichen Reisebeschreibung
1.1 Robinson Crusoe in Wirklichkeit und Literatur 159
1.2 Reiseberichte eines Seeräubers: William Dampier 160
1.3 Humanistischer Empirismus statt >esprit de systeme