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Die Jahre 1992-1995 werden in der europäischen Geschichte erinnert werden als die Zeit, in der das Land Bosnien, so wie es war, zerstört wurde. Ganz unabhängig davon, ob der Friede von Dayton hält - die Besonderheit dieses Vielvölkerlandes, nämlich das überwiegend friedliche und von Bereitschaft zur Toleranz geprägte Zusammenleben der muslimischen, orthodoxen und katholischen Bevölkerungsteile, ist unwiderruflich dahin. Zumindest seiner bewegten Geschichte zum Überleben zu verhelfen, ist das Verdienst und die traurige Aufgabe dieses Buchs. Der Krieg in Bosnien war von Anfang an kein Bürgerkrieg, in dem Bosnier verschiedener Religionen oder Volkszugehörigkeit aus angeblich "uraltem Haß" übereinander hergefallen wären, sondern vielmehr ein Raub- und Vernichungskrieg, der von außen - von nationalistischen Serben - in das Land hineingetragen worden ist. Die nachträgliche Parteinahme der meisten Bosnier mit "ihrer" Kriegspartei ist buchstäblich herbeigebombt worden - das Erfolgsmodell Bosnien durfte in den Augen fanatischer Nationalisten keinen Bestand haben. Noel Malcolm wendet sich vehement gegen die auch im Westen bereitwillig akzeptiere Legende vom "Bürgerkrieg". Er tut dies, indem er erstmals die Geschichte dieses Landes erzählt, das infolge jahrhundertelanger Fremdherrschaften ein fruchtbares Gemisch von Religionen und Ethnien hervorbrachte. Großreligionen und Großmächte haben sich hier berührt und überlappt, bekämpft und letztlich vermischt. Der Blick des Historikers auf Bosnien erschließt einen kulturellen Reichtum, dessen systematische Zerstörung eines der großen Verbrechen dieses Krieges ist. Wozu die bosnische Geschichte hingegen nicht taugt, ist die resignierende Erklärung oder gar Rechtfertigung des Krieges.