Was ist unter narrativer Therapie und weitergehend narrativer Praxis zu verstehen? Welche konzeptionellen und methodischen Weiter- und Neuentwicklungen hat sie in den letzten Jahren erfahren? Wie kann in verschiedensten Kontexten und Settings narrativ gearbeitet werden, welche Impulse für schulenübergreifendes, beraterisches und therapeutisches Tun ergeben sich daraus? Dieses umfassende Handbuch informiert fundiert und facettenreich über Begrifflichkeiten und theoretische Hintergründe, vor allem aber über die Praxis narrativen Vorgehens in psychosozialen und organisationsbezogenen Arbeitsfeldern. Aus der narrativen Therapie von White und Epston, der Philosophie von Deleuze und Braidotti und aus anderen Quellen gespeist steuern mehr als 45 Autorinnen und Autoren von nationalem und internationalem Rang eine große Bandbreite an neuen kreativen Arbeitsansätzen bei, untermauern narratives Verständnis mit theoretischen Grundlagentexten, präsentieren aktuelle Ergebnisse narrativer Forschung und geben sozialkritischen Perspektiven Raum. Dieses Handbuch eröffnet therapeutisch, beraterisch und wissenschaftlich Tätigen in Zeiten des ständigen gesellschaftspolitischen Wandels eine Vielfalt neuer Denk- und Handlungsmöglichkeiten.
Die Beiträge von David Epston, Jan Olthof und Peter Jakob, Dan Wulff et al., Peter Rober, Jim Wilson (Wie man Bilder für therapeutische Geschichten mit Kindern findet), Rudi Dallos und Arlene Vetere, Kaethe Weingarten et al. sowie Afiya Mangum Mbilishaka wurden von Astrid Hildenbrand aus dem Englischen übersetzt.
Inhalt
Vorwort der Herausgebenden ............................................................................ 9
Ein Brief von David Epston ................................................................................ 12
Teil 1 Zugänge zu narrativen Landschaften
Jan Olthof und Peter Jakob
Die Bedeutung nomadischer Theorie für die Entwicklung neuer Praxis
formen narrativer Therapie - ein Dialog .......................................................... 24
Jürgen Straub
Vom Leben erzählen: Warum und wozu diese ganzen Geschichten? ............ 41
Tom Levold
Sprechen und Erzählen: Für eine Erweiterung der narrativen Perspektive
in der systemischen Therapie.............................................................................. 73
Heidrun Schulze
Eine Reise zu machtkritischen Denkorten und Denklandschaften narrativer
Praxis.................................................................................................................... 90
Dietmar J. Wetzel
Kontexte des Familiengedächtnisses - Aspekte, Funktionen und Formen
des Erinnerns und des Vergessens...................................................................... 105
Arist von Schlippe
Erzählen schafft Erinnerung. Die Verkörperung und transgenerationale
Bedeutung von Geschichten in Familien .......................................................... 120
Gabriele Lucius-Hoene und Carl Eduard Scheidt
Narrative Forschungszugänge ............................................................................ 135
Teil 2 Narrative Praxis als methodischer Prozess
Jan Müller
Narrative Praxis: Was geschieht im Gespräch? ................................................. 150
Jan Olthof
Das nomadische Team: Zusammenarbeit in der narrativen Psychotherapie 165
Dan Wulff, Sally St. George, Dan Dulberger und Monica Sesma
Unmöglichkeit ergründen: Das »Unmögliche-Fälle«-Projekt......................... 183
Heidrun Schulze
Narrative Praxis als Dissens: Dekolonisierung epistemischer Wissensordnung
gegenüber Kindern............................................................................................... 197
Elisabeth Christa Markert und Thomas Schollas
Perspektiven systemischer Biografiearbeit........................................................ 210
Michael Müller
Narratives Arbeiten in Organisationsentwicklung und Coaching.................. 222
Peter Rober
Nicht erzählte Geschichten in der Therapie....................................................... 238
Teil 3 Kontexte und Settings narrativer Praxis
Jim Wilson
Woran erkennt man, ob ein Goldfisch weint? Betrachtungen über
das Geschichtenerzählen in der Therapie.......................................................... 256
Jim Wilson
Wie man Bilder für therapeutische Geschichten mit Kindern findet.............. 261
Jasmina Sermijn
Paare einladen, ihre Beziehungsgeschichte zu bereichern. Narrative Impulse
für die Paartherapie............................................................................................. 270
Thomas Friedrich-Hett, Simon Forstmeier und Meinolf Peters
Narrative Beratung und Therapie mit Älteren - Perspektiven aus systemischer,
verhaltenstherapeutischer und psychodynamischer Sicht................................. 285
Mathias Klasen und Claudia Schiffmann
Aufsuchende Familientherapie in der Jugendhilfe: Ein narrativer Ansatz.... 299
Thomas Klatetzki
Narrative Praktiken in sozialen personenbezogenen Dienstleistungs
organisationen ..................................................................................................... 312
Gerhard Walter
Grundzüge einer narrativen Konzeption und therapeutischen Praxis in
psychiatrischen Einrichtungen: Stationärer Aufenthalt als Übergang............ 328
Heiko Kleve, Britta Boyd, Tobias Köllner und Tom Rüsen
Überlebensgeschichten im transgenerationalen Unternehmertum: Narrative
und Narrationen in Familienunternehmen und Unternehmerfamilien ........ 347
Teil 4 Kreuzungen: Die Pluralität narrativer Praxis
Rudi Dallos und Arlene Vetere
Bindungsorientierte narrative Therapie ............................................................ 360
Sabine Trautmann-Voigt
Narrative, körpersprachliche Kommunikation und Embodiment.................. 379
Brigitte Boothe
Psychisches Leben und die narrative Selbstmitteilung..................................... 395
Teil 5 Politische Dimensionen narrativer Praxis
Kaethe Weingarten, Alma R. Galvän-Durän, Sol D’Urso und Deliana Garcia
Das Witness to Witness Program: Hilfe für Helferinnen im Kontext
der COVID-19-Pandemie................................................................................... 410
Afiya Mangum Mbilishaka
Black Lives (and Stories) Matter: Ethnisch narrative Therapie in Frisierstuben
und Schönheitssalons........................................................................................... 432
Peter Jakob und Sarah
Therapie der Gewaltfreiheit: Vom Opfernarrativ zur Widerstandsgeschichte 449
Julia Hille, Katarzyna Gdowska, Milena Kansy und Maria Borcsa
»Ja, denn ich lebe generell schon jetzt ein sesshaftes Leben«: Ambiguität(en)
in Erzählungen von Familien mit einer Vertreibungsgeschichte .................... 466
Ein Aufruf
Chimamanda Ngozi Adichie
Die Gefahr einer einzigen Geschichte................................................................ 482
Autorinnen und Autoren ................................................................................... 484
Register ................................................................................................................ 491