Vorangetrieben von »Schwulen« selbst wurde seit dem 19. Jahrhundert das Konzept schwuler Identität durchgesetzt. Noch heute gelten »Sichtbarkeit« und »Identität« weithin als Schlüsselbegriffe politischer Kämpfe Homosexueller um Anerkennung und Respekt. Jedoch wird aktuell immer deutlicher, dass auf diese Weise ein Ordnungsregime entsteht, das auf Geschlechternorm, Weißsein, Bürgerlichkeit und Paarbeziehung basiert. So werden beispielsweise Queers of Color und Queers mit abweichenden Lebensentwürfen marginalisiert.
Die Autoren des vorliegenden Bandes hinterfragen die Gewissheit, dass eine einheitliche schwule Identität existiert, aus unterschiedlichen Perspektiven: bewegungsgeschichtlich, wissenschaftstheoretisch und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Homonationalismus und rassistische Gentrifizierung.
/ AUS DEM INHALT: / / /
"Homosexualität" und "die Anderen"
Zu Fragen von Sichtbarkeit und Anerkennung,
Nationalismus und Rassismus im westlichen Konzept
der "Homosexualität" 9
Gestern und heute - Aktionsformen und (Aktions-)Raum 17
Sichtbarkeit: (An-)Erkennung und Anerkennung 22
Begriff und Dank 31
Prozessdenken und Homosexualität
im Kontext von Naturwissenschaft
und Pädagogik 33
Der (natur-)wissenschaftliche Erkenntnisprozess
und die "Homosexualität" 34
Erkenntnis als Prozess 34
Die Bedeutung der Methode für die Erkenntnis 35
Qualitäten der Dinge? Zum Erkenntnisgewinn der Menschen 37
Erkenntnis vor dem Hintergrund der Relativitätstheorie -
und Materie als Schwingung 39
Die Erfindung der "Homosexualität" ist paradox vor
dem Hintergrund des (natur-)wissenschaftlichen
Erkenntnisstandes 41
"Homosexualität" im Kontext der Nach-Einstein'schen
Wissenschaft 41
Von der alten Konzeption geschlechtlicher, sexueller
Handlungen zur neuen Sicht der "Homosexualität" 43
Die statische Konzeption von "Homosexualität" 45
Die Methoden des Sehens und Homosexualität I 50
Die Methoden des Sehens und Homosexualität II 66
"Homosexualität" zwischen seltenem "Rätsel"
und Massenerscheinung 69
Sichtbarkeit - Macht - Handlungsmacht:
Gesellschaftliche und pädagogische Dimension 72
Macht und Sehen 73
Ja, ich bin so - und das ist gut so. Vom schwulen Coming-out 77
Pädagogische Entscheidung: Zwischen "Homosexualität"
und gleichgeschlechtlichem Tun 79
Homo- und queerpolitische Dynamiken
und Gentrifizierungsprozesse in Berlin 83
Homonationalismus als neue Migrations- und Sexualpolitik 88
Argumentationsmuster des deutschen Homonationalismus 89
Deutscher Homonationalismus und Gentrifizierung 89
Institutionalisierung der schwulen Identitätspolitik
und die Gegenwart des Homonationalismus 90
Beispiel I: Daniel Krause 93
Beispiel II: Jan Feddersen 96
Homonationalismus durch Staat, Wissenschaft
und Zivilgesellschaft 99
Von der Sichtbarkeit der Opfer und der Täter_innen 100
Die schwulen Küsse sind deutsche Leitkultur 105
Die Stadt der Schwulen und die Erfindung
einer neuen "Nation"? 108
Der Schwulenkiez: Schöneberg 108
Kreuzberg und das Ende der Trans*genialen 115
Neukölln: Vom "orientalischen" zum "Schwulenkiez" 121
Moschee: nur was für Heteros 124
Muslim_innen vs. Homosexuelle 126
Abschluss 129
Abbildungen 135
Literatur 137