Wenige berühmte Städte waren im Lauf ihrer Geschichte so umstritten wie Jerusalem. Selten wurde die Stadt von Herrschern aus ihren Reihen regiert. Lang ist die Liste der fremden Mächte, die über sie geherrscht haben, schon in biblischer Zeit. Ägypter, Assyrer, Babylonier, Perser, Ptolemäer, Seleukiden und Römer haben einander abgelöst. Immer wieder stellte sich die drängende Frage, wie man sich den neuen Herrschern und ihrer Kultur gegenüber verhalten soll. Unterschiedlichste Formen von Anpassung und Widerstand wurden praktiziert. Seine weltgeschichtliche Bedeutung verdankt die Stadt aber nicht den turbulenten politischen Auseinandersetzungen, dem Wachsen und Schrumpfen ihres Territoriums, sondern der Tatsache, der Geburtsort jenes Monotheismus geworden zu sein, der zu einem wesentlichen Element des Judentums, des Christentums und des Islam wurde. Diese monotheistischen Religionen erfreuen sich heute nicht eines besonders guten Rufs. In breiten Kreisen genießen polytheistische Systeme mit ihrer Vielzahl von Gottheiten mehr Sympathie.Der seit 50 Jahren wissenschaftlich tätige Othmar Keel skizziert in knappen Strichen, wie der israelitisch-jüdische Monotheismus bei seiner Entstehung viele Erfahrungen, Symbole und Erkenntnisse polytheistischer Religionen aufgenommen und in seine globale Vision integriert hat. Das zu zeigen verwendet Keel ebenso souverän biblische wie außerbiblische Texte, archäologische wie neueste ikonographische Funde. Besonders letztere kommen in seiner Darstellung stark zum Zug und führen wiederholt zu überraschend neuen Einsichten.
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Vorwort 7
Drei Vorbemerkungen 9
1. Jerusalem - Geburtsort des jüdisch-christlichen Monotheismus . . . . 9
2. Eine wichtige Unterscheidung: Exklusiver und integrativ-kumulativer
Monotheismus 11
3. Monotheismus - ein Produkt der Stadt, nicht der Wüste 13
Zur Lage Jerusalems 15
1. In Bezug auf die internationalen Verkehrswege 15
2. In Bezug auf Palästina 17
3. Zur Lage Jerusalems im Gelände und zu seiner Topographie 20
Die Namen der Stadt 26
1. Topographisch-historisch-politische Namen:
Jerusalem, Zion, Davidstadt, Jebus, Aelia Capitolina 26
2. Poetisch-symbolische Namen: Morija, Ariel, Oholiba 32
3. Appellativische Namen wie "der Ort, den JHWH erwählen wird",
"Heilige Stadt" usw. 33
Die Geschichte Jerusalems 36
1. Eine starke kanaanäische Stadt der Mittelbronzezeit IIB
(ca. 1700-1500 v.Chr.) 36
2. Eine Stadt unter ägyptischer Oberhoheit - die Spätbronzezeit
(ca. 1500-1070 v.Chr.) 40
3. Jerusalem und die israelitischen Stämme - die Eisenzeit I
(ca. 1150-980 v.Chr.) 44
4. Jerusalem wird Residenz Davids-und JHWHs (um 980 v. Chr.) . . . . 47
5. Salomo, Erbauer des 1. Tempels und Märchenkönig
(um 950 v. Chr.) 54
6. Jerusalem - Konkurrenz und Kooperation mit dem Nordreich
(ca. 930-730 v.Chr.) 63
7. Die Herrschaft Assurs über Jerusalem und der Prophet Jesaja
(ca. 730-625 v.Chr.) 70
8. Der Fall Assurs und die Reorganisation Jerusalems und Judas unter
Joschija (ca. 625-609 v.Chr.) 78
9. Kooperation oder Konfrontation mit Babylon - das Problem nach
dem Tode Joschijas (609-587 v. Chr.) 84
10. Die Exilszeit - Klagen, Vorwürfe, Bitten und Visionen erneuerter
Herrlichkeit (587-539 v.Chr.) 93
11. Jerusalem während der Zeit der Perserherrschaft -
der 2. Tempel (539-333 v.Chr.) 99
12. Auseinandersetzung mit dem Hellenismus -
Jerusalem von Alexander d.Gr. bis Pompeius (333-63 v. Chr.) 105
Eine Art Fazit 116
Als Nachwort einige Bemerkungen zur Geschichtsschreibung 121
Quellenangaben zu den Abbildungen 125
Zitierte Literatur 127