Cover von Der weibliche Körper als Schlachtfeld wird in neuem Tab geöffnet

Der weibliche Körper als Schlachtfeld

neue Beiträge zur Abtreibungsdiskussion
Suche nach Verfasser*in
Verfasser*innenangabe: Marianne Enigl ; Sabine Perthold Hsg.
Jahr: 1993
Verlag: Wien, Promedia
Mediengruppe: Buch
verfügbar

Exemplare

AktionZweigstelleStandorteStatusFristVorbestellungen
Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: GS.OF Wei / College 3h - Gender / Regal 3h-2 Status: Entliehen Frist: 09.07.2024 Vorbestellungen: 0
Vorbestellen Zweigstelle: Bücherei der Raritäten Standorte: GS.OF Weib Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Die Riesin 'Hon' war die symbolisierte weibliche Verfügbarkeit, bereit, alles in sich aufzunehmen, um dann vernichtet zu werden. Die französische Künstlerin Niki de Saint-Phalle hatte die gigantische, auf dem Rücken liegende Frauenplastik Mitte der 60er Jahre als einen öffentlichen Tempel des Frauseins geschaffen: die Schenkel gespreizt, begehbar durch die grün gestrichene Vagina. Jedermann war eingeladen, sich in der Liegefrau umzutun: Im linken Arm befand sich ein Kino, in dem Greta Garbos erster Film gezeigt wurde; in der linken Brust war ein Planetarium installiert, in der rechten Brust eine Milchbar. Der Bauch war Dachterrasse. Am Ende der Schau wurde die Figur von ihrer Schöpferin zerstört.Frauenkörper zum 'Lebensraum' erklärt. Das Körperinnere, vom Ultraschall vorzeigbar gemacht. Statt Cinematographie wie in 'Hon' nun Fötoskopie an jeder Frau. Ebenfalls in den 60er Jahren wurde mit Hilfe der Technik Unsichtbares sichtbar und das Enigma des weiblichen Unterleibs nach außen gestülpt. Bereits das früheste Produkt der Schwangerschaft wurde mit 'ungeborenem Leben' gleichgesetzt.Barbara Duden, Kulturwissenschafterin, sieht darin einen Mißbrauch des Begriffes Leben und einen Paradigmenwechsel in der Rezeption von Schwangerschaft und Abtreibung.Intention dieses Buches ist es, den weiblichen Körper als Schlachtfeld vielfältigster, ununterbrochen wechselnder Interessen darzustellen. Im Mittelpunkt der immer wieder wellenartig aufbrechenden Auseinandersetzungen steht der Umgang mit der Abtreibung: An ihm manifestieren sich auch jetzt, zwei Jahrzehnte nach Inkrafttreten der großen Strafgesetzreformen, Liberalität oder frauenverachtende Bevölkerungspolitik. Wie ordnen Frauen in wichtigen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Funktionen die jüngsten Entwicklungen ein? Wie definieren sie heute ihre theoretische Position? Zu welchen Perspektiven gelangen sie?Im ersten Teil des Buches dokumentieren die eingeladenen Wissenschafterinnen, daß die Antworten auf diese Frage tradierte Argumentationsmuster zu sprengen vermögen.Theologin Herlinde Pissarek-Hudelist wählt einen sehr persönlichen Zugang, Politologin Claudia von Werlhof kleidet ihre Synthese zum 'Leerkörper' in rasanten strukturalistischen Sprachduktus. Soziologin Anna Bergmann analysiert das Phänomen des 'Erlanger Babys' und seiner künstlich belebten Mutter als Ausdruck für die Polarität zwischen Fruchtbarkeit und Todeskult im Patriarchat, Religionswissenschaftlerin UTS Ranke-Heinemann widmet sich in polemischer Weise dem Jungfräulichkeitskult.Der zweite Teil des Buches zeigt im internationalen Vergleich, wie unterschiedlich Recht und Unrecht gewichtet sind: 25% der Weltbevölkerung leben in Ländern , in denen Schwangerschaftsabbruch nur zur Lebensrettung der Frau erlaubt ist. In manchen Staaten kennt das Gesetz nicht einmal diese Ausnahme vom Abtreibungsverbot.'Wie es im Einzelfall keinen Mittelweg zwischen Weiteraustragen und Abbrechen der Schwangerschaft gibt', so die beiden niederländischen Experten Evert und van Praag, 'scheint es bisher keinen dauerhaften Kompromiß in der politischen Grundentscheidung gegeben zu haben'.Dies zeigt sich immer wieder in Zeiten politischen Umbruchs. Denken wir an das Amerika des George Bush. Oder an das Rumänien Ceausescus. Oder an Deutschlands Ringen um ein Abtreibungsrecht.Global werden jährlich bis zu 50 Millionen Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt.Teil III ist Österreich und Deutschland gewidmet. In Österreich hat man sich, auf Druck der Autonomen Frauenszene, zu einem akzeptablen Gesetz durchgerungen, doch das Thema ist ein Tabu geblieben. Gynäkologe Alfred Rockenschaub schildert das politische Klima, in dem die Fristenlösung entstand; Ärztin Judith Binder beschreibt die Praxis in einem feministischen Gesundheitszentrum.Sozialwissenschafterin und Psychologin Beate Wimmer-Puchinger diagnostiziert die schizophrene Situation in Österreich. In der früheren Bundesrepublik Deutschalnd hätten die Frauen gegen ein frauenfeindliches Gesetz hervorragende Widerstandsstrategien und entsprechendes Know-how entwickelt. Österreich habe zwar ein liberales Gesetz - doch zu wenig daraus gemacht.Die beiden Juristen Hans-Georg Koch und Oskar Lehner bestätigen anhand der Entwicklung des Rechts, was Niki Saint-Phalle mit ihrem Kunstobjekt darstellte: die Verfügbarkeit und Verfügungsgewalt über den weiblichen Körper, der es entgegenzutreten gilt.

Details

Suche nach Verfasser*in
Verfasser*innenangabe: Marianne Enigl ; Sabine Perthold Hsg.
Jahr: 1993
Verlag: Wien, Promedia
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.OF
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 3-900478-62-7
Beschreibung: 208 S.
Schlagwörter: Aufsatzsammlung, Bevölkerungspolitik, Feminismus, Internationaler Vergleich, Schwangerschaftsabbruch, Abortus artificialis, Abtreibung, Beiträge, Feministische Theorie, Interruptio graviditatis, Ländervergleich, Sammelwerk, Schwangerschaft / Abbruch, Schwangerschaftsunterbrechung
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Enigl, Marianne; Perthold, Sabine
Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturverz. S. 205 - 207
Mediengruppe: Buch