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Die Wiener Urania

von den Wurzeln der Erwachsenenbildung zum lebenslangen Lernen
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Petrasch, Wilhelm
Verfasser*innenangabe: Wilhelm Petrasch
Jahr: 2007
Verlag: Wien ; Köln ; Weimar, Böhlau
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Wien (RK)., Die einen kennen sie als Kino der Viennale, andere aus Kindheitstagen mit "Kasperl und Pezi", ältere Zeitgenossen schwärmen von den kunsthistorischen Matineen am Sonntag, Sternefreunde bewundern die traditionsreiche Sternwarte der Stadt: Die Wiener Urania, vor einigen Jahren aufwendig saniert und modernisiert, ist bis heute aus dem Wiener Vortrags- und Bildungsleben nicht wegzudenken. Wilhelm Petrasch, langjähriger Leiter der Urania am Donaukanal, hat nun die Geschichte dieser vielleicht ältesten Wiener Bildungsinstitution erstmals zusammengefasst. Detailreich erinnert er nicht nur an das umfassende, meist von hoher Qualität verbundene Bildungsprogramm wahrhaft humanistischen Ausmaßes, sein Werk "Die Wiener Urania" unterstreicht auch deutlich, wie sehr diese Adresse ein Stelldichein der wissenschaftlichen und künstlerischen Elite war. Sei es in der Literatur, wo neben Thomas Mann, auch der junge Thomas Bernhard, aber auch etwa Literatur-Nobelpreisträger Günther Grass oder der Zwischenkriegszeit-Lyriker Thomas Kramer vortrugen, sei es in der Wissenschaft, wo etwa 1921 Albert Einstein seine berühmt- unverständliche Relativitätstheorie den Wienerinnen und Wienern näher bringen wollte.
Zwtl.: Vom "Nordpol" bis zur Sozial-Reportage
Das Selbstverständnis, thematisch breit, aber von ausgesuchter Qualität Bildung zu verbreiten, begleitet die Urania - in der antiken Mythologie eine Muse und Tochter des Zeus und der Mnemosyme (Erinnerung) - seit ihren frühesten Anfängen. Zuerst in der Wollzeile, Haus 34, bescheiden untergebracht, wanderte die "Urania" in der Zeit vor ihrer heutigen Adresse am Donaukanal im Jahr 1910 - Architekt war der Otto Wagner-Schüler Max Fabiani - überall dorthin, wo die Wiener des Fin de Siecle Neuigkeiten von der Welt erfahren wollten. So errichtete etwa der Verein 1898 ein aus Holz bestehendes Gebäude im Prater, wo für 800 Personen ein wissenschaftliches Theater angeboten wurde; mitsamt Dunkelkammer zur Entwicklung der damals neuartigen Röngtenbilder, einem Labor, physikalischen Experimentierräumen und - natürlich - einer bescheidenen Sternwarte. Bereits damals lockten Vorträge mit abenteuerlich-exotischen Titeln, wie etwa "Der Kampf um den Nordpol", das Publikum erfolgreich in das Reich des unendlichen bildungsbürgerlichen Wissenskosmos. Aber auch sozial engagierte Vorträge wie Emil Klägers "Durch die Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens", der zwischen 1905 und 1908 dreihundert Mal aufgeführt wurde und zu einem temporären Zerwürfnis mit Wiens Bürgermeister Karl Lueger führte, der das Thema imageschädigend fand, zählen bis heute zu den großen Ereignissen der Urania-Chronologie. Die Inanspruchnahme des Urania-Angebotes ging sogar soweit, dass man auf der Mariahilfer Strasse eine noch größere Zweigstelle errichten wollte. Vom Gemeinderat im Jahr 1922 abgesegnet, waren es die entbehrungsreichen Zwischenkriegsjahre, die das Projekt nicht zur Verwirklichung brachten.
 
 
Zwtl.: Enge Kontakte zu den Universitäten und Akademien
 
Bemerkenswert ist, dass insbesondere die Naturwissenschaften, inklusive der Medizin, von Beginn an eine große Rolle gespielt haben. Ebenbürtig darf die Bedeutung des Kinos eingeschätzt werden, wo die Urania zu den frühesten und innovativsten Anbietern ihrer Zeit zählte. So wurden etwa 1928 zum ersten Mal in der Urania Tonfilme angeboten. Auch die Uraufführung österreichischer Filme war bis in die achtziger Jahre gelebte Praxis bzw. Ausdruck des konstanten Engagements um den "guten" Film. Neben Literatur, Musik und Kunstgeschichte spielte auch das Thema "Reisen" eine außerordentliche Rolle: 1949 berichtete etwa Hans Hass, später auch Thor Heyerdahl vor ausverkauften Rängen von ihren maritimen Abenteuern.
 
 
Das knapp 500 Seiten starke Buch zeichnet in zehn chronologisch geordneten Kapiteln die im Jahr 2010 hundertjährig werdende Bildungsgeschichte des bekannten Hauses nach. Zu Beginn gibt Petrasch jeweils einen bündig gefassten Überblick über die jeweiligen zeithistorischen Ereignisse, wobei es anzumerken gilt, dass für die Zeit nach 1945 der Autor erstaunlich wenige Zeilen für die Verwerfungen des nationalsozialistischen Bildungsbürgertums und deren akademische Vortragende findet. Allein bei einem Vortragenden für Literaturkurse findet sich die Erwähnung, dass dieser auch Vortragender der "Napola", der NS- Nachwuchselite, war. Deutlich werden im Buch auch die Moden der Wissensvermittlung: Etwa in der Zeit der 50er Jahre, als das "Gespräch" mit dem Publikum en vouge war: "Wir diskutieren das Fernsehprogramm", "Wir sprechen über Erziehungsfragen" lauteten Vortragsreihen, die allesamt sehr gut besucht waren und heute in Form von "Supernanny"-Serien im Fernsehen weiterleben. "Kasperl und Pezi" des Lehrerehepaares Marianne und Hans Kraus ab dem Jahr 1950 kommen ebenso vor, wie etwa auch die jahrzehntelange Lehr- und Vortragstätigkeit von Wiens "Sternenboten" Hermann Mucke im Planetarium, wie auch in der Urania. Auch wenn es expressis verbis nicht vorkommt: Gerade die oftmals jahrzehntelange Tätigkeit von Vortragenden in der Urania hat viel mit deren legendären Ruf als bildungsbürgerliche Institution jenseits von Excel- und Pilates-Kursangeboten zu tun. Inhalt:
 
 
I.
Ideen und ihre Verwirklichung: Die Urania Berlin 1888
- l i -
li.
Gründung und erste Schritte der Wiener Urania 1897-1899
- 21 -
III.
Ein eigenes Gebäude mit öffentlicher Sternwarte 1899-1910
- 3 1 -
IV.
Erfolge und Bildungshunger vor dem und im Ersten Weltkrieg 1910-1918
- 5 3 -
v.
Konzert- und Literaturhaus - Musterlichtspielbühne 1918-1927
- 9 5 -
VI.
Wirtschaftskrise - Neuorientierung der Volksbildung 1927-1934
-159-
VII.
Die Wiener Urania im Ständestaat 1934-1938
- 1 9 1 -
VIII.
Die Wiener Urania im "Reichsgau Wien" - Wiederaufbau nach 1945
1938-1947
- 2 2 3 -
Wiener Urania
IX.
Zwischen Tradition und neuen Zielen 1947-1973
X.
Multikulturelles Zentrum - Generalsanierung und Umbau des Urania-Gebäudes
1973-2003
-299-
Quellen- und Literaturverzeichnis
- 4 4 1 -
Bildnachweis
- 4 4 9 -
Namenregister
- 4 5 1 -
Sachregister
zu den Einrichtungen der Wiener Urania
- 4 8 3
 
 

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Petrasch, Wilhelm
Verfasser*innenangabe: Wilhelm Petrasch
Jahr: 2007
Verlag: Wien ; Köln ; Weimar, Böhlau
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PN.U
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ISBN: 978-3-205-77562-1
2. ISBN: 3-205-77562-7
Beschreibung: 482 S. : Ill.
Schlagwörter: Geschichte, Verein Volksbildungshaus Wiener Urania, Landesgeschichte, Ortsgeschichte, Regionalgeschichte, Zeitgeschichte
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Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturverz. S. 441 - 448
Mediengruppe: Buch