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Warten auf "Geschichte"

der Dramatiker Heiner Müller
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Fuhrmann, Helmut
Verfasser*innenangabe: Helmut Fuhrmann
Jahr: 1997
Verlag: Würzburg, Königshausen und Neumann
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Heiner Müller (1929-1995), ohne Zweifel einer der bedeutendsten Autoren der Literatur der DDR, gilt heute weithin als der wichtigste deutschsprachige Dramatiker der Gegenwart überhaupt. Ob sein Werk dieser Einschätzung wirklich gerecht wird, muß zwar vorläufig offen bleiben, denn erst die Zukunft, die schon so manchen Superlativ der Gegenwart zurückgestutzt oder zunichte gemacht hat, wird zeigen, ob ihm ein solcher Rang gebührt oder nicht. Soviel aber steht fest: Die deutsche Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besitzt in Heiner Müller einen ihrer interessantesten und provozierendsten, sprachmächtigsten und experimentierfreudigsten sowie schillernd­sten und umstrittensten Stückeschreiber. Zentral nicht nur für Müllers Leben und Denken, sondern auch für sein Werk ist seine zugleich seismographische und emphatische Beziehung zur ,Geschichte‘. An historische Ereignisse, die Epoche machen, knüpft er regelmäßig Hoffnungen für die DDR und den Sozialismus, die sich ebenso regelmäßig als Illusionen erweisen. Dieses unermüdliche Auf und Ab von Hoffnung und Enttäuschung interpretiert Müller selbst, ausgehend von den Verheißungen des historischen Materialismus, als „Warten auf Geschichte“. Wer hingegen eine kritisch-realistische Haltung zu jenen Verheißungen einnimmt, sieht darin nüchtern ein tragikomisch-vergebliches „Warten auf Godot“. Auch wenn dieses ambivalente Warten die Produktion Müllers durchaus nicht determiniert, so ist doch deren Thematik und Stimmung nicht allein, sondern sogar deren Form durch den Bezug auf das Wechselspiel der Geschichte entschieden mitbestimmt. In einem Gespräch aus dem Jahre 1992 beklagt sich Heiner Müller darüber, daß man einige DDR-Autoren, zu denen er sich rechnet, eigentlich „nie richtig gelesen“ gabe: „Früher nicht und heute auch nicht. Aus verschiedenen Gründen: Früher wurden sie gelesen als Beweis, daß auch in der DDR ein paar intelligente Menschen begriffen haben, daß dieses System nicht funktioniert – also als dissidente Texte. Heute werden sie als affirmative Texte denunziert. Beides sind sie nicht, weder das eine noch das andere. Sie sind einfach Beschreibungen von Zuständen.“ Zur Erläuterung seines Vorwurfs läßt Müller drei Thesen einfließen, die seine Sicht des Verhältnisses von Autor und Text formulieren und in der Tat cum grano salis als Maßstäbe textgerechter Interpretation gelten können: „Man muß ausgehen von der Trennung zwischen Text und Autor.“ – „Die Autorität ist der Text, nicht der Autor.“ – „Der Text ist klüger als der Autor.“ Jener Vorwurf mangelnder Textlektüre trifft auf einen nicht unerheblichen Teil der Kritiken und Untersuchungen, die bisher zu Heiner Müller vorliegen, sicherlich zu. Der Anspruch auf Allgemeinverbindlichkeit aber, den die Klage und Anklage des Autors erhebt, läßt sich bestreiten. Die hier gesammelt vorgelegten Studien – zum Beispiel – beweisen das Gegenteil. Zu entscheiden jedoch, wer in diesem Streit des Autors mit seinen Interpreten recht hat, ist letztlich Sache des Lesers. (Verlagstext)

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Fuhrmann, Helmut
Verfasser*innenangabe: Helmut Fuhrmann
Jahr: 1997
Verlag: Würzburg, Königshausen und Neumann
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PL.M
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ISBN: 3-8260-1266-6
Beschreibung: 182 S.
Schlagwörter: Aufsatzsammlung, Drama, Müller, Heiner, Beiträge, Sammelwerk, Schauspiel
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Fußnote: Literaturverz. S. 175 - 182
Mediengruppe: Buch