Erstmalig ins heutige Deutsch übersetzt von Reinhard Kaiser.”Der abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“, erstmals 1668/69 in Nürnberg gedruckt, ist der eine, ganz große Roman des deutschen Barock, das große Volksbuch der deutschen Literatur. Es hatte zu Lebzeiten von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen bahnbrechenden Erfolg, es gab mehrere Fortsetzungen und andere ”simplicianische“ Schriften. Und — wahrscheinlich wurde über dieses Buch alles gesagt und geschrieben, was dazu zu sagen und schreiben ist. Zumindest die Zuschreibungen, die der ”Simplicissimus“ im Laufe seiner dreihundertvierzigjährigen ”Wandlungsgeschichte“ erfahren hat, müssten ihn — bis heute — zu einem der populärsten Bücher aller Zeiten machen: dieses Buch sei eine Persiflage und Parodie auf Wolfram von Eschenbachs Parzival; es sei ein Bindeglied zwischen Parzival und Goethes Wilhelm Meister — und damit eingereiht in den Olymp des deutschen Entwicklungsromans. Ein Bekehrungsroman sei er, ein Schelmen-, ein Picaro-Roman, ein Abenteuerroman, ein komischer dazu, ein Stück große Satire, ein Narrenspiegel, ein christliches Erbauungsbuch, ein autobiographischer Roman, ein Kriegsroman, ein Zeiten- und Sittenbild, in Teilen eine Utopie, erotische Groteske, ein phantastischer Reisebericht, eine Robinsonade und noch einiges mehr ... All diese Zuschreibungen treffen zu und doch — ist die Lektüre dieses Buches nicht mit Lust, nein, — eher traditionell durch Schule und bestenfalls noch Studium — mit Frust, dem Addiktum der Unlesbarkeit, der Langeweile und vor allem der Mühsal verbunden. Warum diese Mühsal und nicht erkennende Lust?, fragte sich Reinhard Kaiser, als er sich an die Übersetzung des Simplicissimus machte und einen ungeheuerlichen Prozess der ”Entzifferung“, die ”brutale Operation“ des Übersetzens in Angriff nahm: nach dreihundertvierzig Jahren sind im Barock geläufige Wörter und Wendungen in Vergessenheit geraten oder — eine viel tückischere Spielart der Sprache — in ihrer Bedeutung verschoben worden (”falsche Freunde“ nennt sie der Übersetzer). Darüber hinaus gibt es Stolpersteine, die das flüssige Lesen und Verstehen behindern, sprachliche Merkwürdigkeiten, alte Wortformen, altertümliche Schreibweisen, absonderliche grammatische Strukturen, fehlende — den Text gliedernde — Satzzeichen u.v.m. Grimmelshausens Roman scheint mit ”einer Patina überzogen, die den heutigen Leser vor eine schwierige Wahl stellt. Entweder er liest langsam, hält bei jedem Stutzpunkt inne und räumt ihn mit eigenem Nachdenken aus dem Weg... Oder der Leser liest, wie er es gewohnt ist: zügig — und merkt bald, wie er nicht mehr alles mitbekommt. ... So bietet der Simplicissimus heutigen Lesern die Chance, sich auf zweierlei Weise zu verirren — entweder im Dunst des nur halb Verstandenen oder im Schwärmen von Einzelheiten, die der Klärung und Erklärung bedürfen.“Hier gilt es, den verborgenen Glanz von Grimmelshausens ”Herzenszähmerin“ wieder zum Vorschein zu bringen: dieses Buch durch Übersetzen zu entziffern und — hinterher — beim erneuten Lesen zu Entdeckungen zu verhelfen, mit denen der geneigte Leser beileibe nicht gerechnet hat. Der Simplicissimus ist ”keine altbackene, muffig und fast ungenießbar gewordene Scharteke, sondern ein Roman, der mit seinem Scharfsinn, seinem Witz und seiner gedankenspielerischen Kunstfertigkeit, mit seiner Großartigkeit und Eindringlichkeit zu den allerbesten gehört, die es in unserer Literatur gibt“(Verlagstext)
Verfasser*innenangabe:
Hans Jacob Christoffel Grimmelshausen. Aus dem Deutschen des 17. Jahrhunderts u. m. e. Nachwort von Reinhard Kaiser
Jahr:
2009
Verlag:
Frankfurt am Main, Eichborn
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Systematik:
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DR
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ISBN:
978-3-8218-4769-6
2. ISBN:
3-8218-4769-7
Beschreibung:
2. Aufl., 762 S.
Mediengruppe:
Buch