Sonderausgabe 28 - Winter 2024: Kant
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2024 jährt sich der Geburtstag Immanuel Kants zum 300. Mal. Zeit, sich das Werk des großen Philosophen aus Königsberg zu vergegenwärtigen. Die Sonderausgabe des Philosophie Magazins bietet eine anschauliche Einführung entlang der kantischen Fragen „Was kann ich wissen?“, „Was soll ich tun?“, „Was darf ich hoffen?“, die gemeinsam erklären, was Menschsein bedeutet.
Mit Gayatri C. Spivak, Gregor Gysi, Jacques Rancière, Omri Boehm, Susan Neiman, Lea Ypi, Manon Garcia u.v.m.
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1. WAS KANN ICH WISSEN? Bei der Beantwortung dieser Frage gilt es Kant zufolge zwei Klippen zu umschiffen: Auf der einen Seite müssen wir einen alles zersetzenden Zweifel vermeiden, für den sich sämtliches Wissen in bloße Denkgewohnheiten auflöst. Auf der anderen Seite sollten wir uns auch keinem Dogmatismus verschreiben, der Wissen auf Gebieten behauptet, die sich jenseits aller Überprüfbarkeit befinden. In seiner „Kritik der reinen Vernunft“ analysiert Kant unser Erkenntnis vermögen, verabschiedet sich von der klassischen Metaphysik und gewinnt doch gerade durch die Einschränkung des Wissens „Platz zum Glauben“.
2. WAS SOLL ICH TUN? Wichtiger als alle Theorie ist für Kant letztlich die Praxis. Auch wenn sich die Existenz des freien Willens nicht beweisen lässt, müssen wir unbedingt an ihm festhalten, da wir sonst die Möglichkeit moralischen Handelns aufgeben. Unsere Freiheit besteht darin, dem kategorischen Imperativ zu folgen, den Kant in der „Kritik der praktischen Vernunft“ so formuliert: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Doch was folgt aus dieser Aufforderung zur Verallgemeinerung unserer Maximen?
EXKURS: GENIE, RASSIST ODER SPIESSER? Kant hat keineswegs nur begeisterte Anhänger: Zuletzt häuften sich die Rassismusvorwürfe gegen ihn, schon länger steht sein bürgerlicher Vernunftfetisch in der Kritik. Wo liegen die blinden Flecken seiner Philosophie? Inwiefern war Kant Kind seiner Zeit? Und an welchen Stellen hat er uns noch immer Gültiges zu sagen?
3. WAS DARF ICH HOFFEN? Ebenso wenig wie die Freiheit lässt sich Kant zufolge die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele theoretisch beweisen. Und doch haben wir gute Gründe, auf sie zu hoffen. Mit der Hoffnungsfrage befasst sich Kant in seinen Religionsschriften, aber auch in der „Kritik der Urteilskraft“. Hier legt er dar, dass sich etwa in der Erfahrung des Schönen die Kluft zwischen Natur und Freiheit überwinden lasse und, wie er in einer Notiz festhält, sich zeige, dass „der Mensch in die Welt passe“.
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*** Warum Kant lesen? Kant zählt zu den bedeutendsten Philosophen aller Zeiten. Zugleich gilt sein Werk als unzugänglich, trocken und gefühlskalt, zum Teil auch als...
*** Das Leben an sich / Helena Schäfer: Kants Alltag als Professor in Königsberg verlief in geordneten Bahnen, doch er war nicht der oft karikierte „Mann nach der Uhr“.
*** Omri Boehm: „Wir müssen rational sein, um nicht von außen kontrolliert zu werden“ / Theresa Schouwink. Der israelische Philosoph Omri Boehm versteht Kant, entgegen der gängigen Klischees, als einen Denker des Ungehorsams, gar als Anarchisten.
*** Kantograd / Helena Schäfer: An Kant entzündet sich immer wieder Streit in seiner Heimatstadt Königsberg, dem heutigen Kaliningrad.
*** Quellen der Inspiration / Hendrik Buchholz. Kants geniale Leistung bestand auch darin, verschiedenartige geistige Einflüsse in seinem philosophischen System zusammenzuführen.
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WAS KANN ICH WISSEN?
*** Marcus Willaschek: „Wir suchen nach abschließenden Antworten“ / Theresa Schouwink: Die Kritik der reinen Vernunft revolutionierte die Philosophie. In dem Werk untersucht Kant die Leistungsfähigkeit der Vernunft und zeigt, dass...
*** Das Zeit-Paradox / Étienne Klein. Die Beschaffenheit der Zeit ist eines der großen Rätsel der Philosophie. Nach Kant ist sie ein fester Bestandteil unserer Art, die Welt wahrzunehmen...
*** Jörg Noller: „Wir müssen uns in der KI erkennen“ / Dominik Erhard. Zu welcher Art von Erkenntnis ist künstliche Intelligenz fähig? Wichtige Einsichten finden sich bei niemand Geringerem als Immanuel Kant...
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WAS SOLL ICH TUN?
*** Jens Timmermann: „Wir sind alle nicht so gut, wie wir sein sollten“ / Lia Nordmann. Im Zentrum der Kritik der praktischen Vernunft steht die Freiheit. Unter dieser verstand Kant jedoch etwas anderes als wir heute.
*** Moralberatung mit Kant. Im Leben erscheint es uns oft alles andere als klar, was zu tun ist. Die Formulierung des kategorischen Imperativs hingegen ist streng und deutlich …
*** Susan Neiman: „Der Begriff des Bösen ist zentral für Kants Gesamtwerk“ / Helena Schäfer. Die Philosophin Susan Neiman hält die Frage nach dem Bösen für ein Leitmotiv in Kants Schriften. Im Interview spricht sie über das Ringen mit einer...
*** Frieden: Endzweck der Menschheit / Friedrich Weißbach. Kriege bestimmen derzeit das Weltgeschehen. Der Ruf nach Frieden wird lauter, doch wie wäre er zu erreichen? Kants Schrift Zum ewigen Frieden gibt...
*** Lea Ypi: „Der Kapitalismus verstößt gegen das kantische Prinzip“ / Friedrich Weißbach. Ist die Verwirklichung von Freiheit eine Sache des Einzelnen oder der Gesellschaft? Die Philosophin Lea Ypi betont, dass es auch in unterdrückenden...
*** Was ist guter Sex, Herr Kant? Manon Garcia. Soweit man weiß, hatte Kant keine Liebesbeziehungen. Die Ehe definierte der strenge Königsberger lakonisch als Verbindung „zum...
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EXKURS: GENIE, RASSIST ODER SPIESSER?
*** Was die Kollegen dachten / Hendrik Buchholz. Nach Kant war in der Geistesgeschichte nichts mehr wie zuvor. Die Philosophen in Kants Nachfolge dachten mit ihm, gegen ihn und über ihn hinaus...
*** Gayatri C. Spivak: „Kant braucht unsere Hilfe“ / Friedrich Weißbach. Aufgrund rassistischer Äußerungen, eines vermeintlich veralteten Vernunftkonzepts und eines ausgrenzenden Universalismus steht Kant...
*** Bürger Kant / Moritz Rudolph. Kant ist der maßgebliche Philosoph des bürgerlichen Zeitalters, das im 18. Jahrhundert mit der Industrialisierung Englands, der Revolution in...
*** Hartmut Böhme: „Die Vernunft hat kein Feuer, kein Licht, keine Wärme“ / Svenja Flaßpöhler. Kants Philosophie lebt von der Ausgrenzung der Affekte. Die Lust kommt nur als Störfaktor vor – mit fatalen Konsequenzen, argumentiert der...
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WAS DARF ICH HOFFEN?
*** Otfried Höffe: „Kant vermittelt uns eine Hoffnung aus guten Gründen“ / Timm Lewerenz. Hat das Leben einen Zweck? Wie erlangen wir Zuversicht in einer Welt der Gewalt? Diese Fragen trieben schon Kant um.
*** Vom Nutzen der nutzlosen Kunst / Theresa Schouwink. In jüngster Zeit wird Kunst oft daran gemessen, welche moralischen Inhalte sie vermittelt. Aber wird man dem, was Kunst ausmacht, damit gerecht...
*** Josef Früchtl: „Wir transformieren unsere Sinnlichkeit im Gespräch“ / Kilian Thomas. Über Geschmack lässt sich streiten. Aber wie? Im Gespräch über Kants Ästhetik erläutert der Philosoph Josef Früchtl, wie eine Diskussion über...