Das Textanalysemodell, das unserem ‚intuitiven‘ – spontanen und naiven – Lesen der Texte entspringt, ist von den Regeln der klassischen französischen Dramaturgie stark beeinflusst (Tragödie und Komödie des 17. Jahrhunderts): Diese Dramaturgie bildet oft den Bezugspunkt der neuen Erfahrungen, die im Verhältnis zu ihr eine Krise oder eine mise en abyme darstellen. Das analytische Modell, das wir vorschlagen, soll also eine gewisse transhistorische Universalität aufweisen und sich unterschiedlichen geschichtlichen Kontexten anpassen können, vor allem aber dem Kontext des zeitgenössischen Theaters“ (Patrice Pavis).
Der französische Autor Patrice Pavis ist Professor für Theaterwissenschaft am Département Théâtre de l´université de Paris 8 und unterrichtet als Gastdozent an zahlreichen internationalen Universitäten – in Deutschland zuletzt an den theaterwissenschaftlichen Instituten der Universitäten in Bochum und München. Er gilt als einer der besten Kenner des zeitgenössischen Theaters. Mit seinen Veröffentlichungen zur Theatersemiotik, zur Aufführungsanalyse und zum interkulturellen Theater – die in über 20 Sprachen übersetzt vorliegen – hat er maßgeblich zur Grundlagenforschung im Bereich der zeitgenössischen Theater- und Aufführungspraxis beigetragen. 2008 erhielt Patrice Pavis den deutsch-französischen Gay-Lussac-Humboldt-Preis. (Verlagstext)
AUS DEM INHALT:
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Vorwort
Thesen zur Analyse des Theatertextes
A)Textualität
B) Aussagesituation
I. Diskursive Strukturen: die Intrige
II. Narrative Strukturen: die Dramaturgie
III. Aktantenstrukturen: die Handlung
IV. Ideologische und unbewusste Strukturen: der Sinn
Nathalie Sarraute: Pour un out oupour un non oder das Drehkreuz der Sprache
I. Der Weg: Intrige, Fabel und Aktanten
II. Wörter und Tropismen
III. Die Risse im Dialog
IV. Zugeständnisse an die Theatralität
Übungen zur Vorbereitung
Michel Vinaver: Porträt d'une femme oder die Wiederherstellung der Wirklichkeit
I. Diskurs über die vinaversche Methode 72II. Das dramaturgische Zerlegen
III. Verfahren der Texterstellung
IV. Die Figuren
Übungen zur Vorbereitung
Bernard-Marie Koltes: Dans la solitude des cbamps de coton oder die Welt, in der man dealt
I. Thematik: Die Etappen und der Zweck des Deals
II. Die postklassische Dramaturgie
III. Stilistische Analyse: Die Textualität und ihre verbale Umsetzung
IV. Die Rhetorik des sozialen Diskurses und des Unbewussten: der unterdrückte Wunsch
V. In der Vielheit der Begriffsfelder
Übungen zur Vorbereitung
Philippe Minyana: Inventaires oder der hinterhältige Schreibstil
I. Die Aussage als Ruf in den Raum hinein
II. Eine rasende Rhythmisierung
III. Eine .hinterlistige' Textualität
IV. Eine Rumpelkammerthematik
V. Dramaturgie der Gedankensprünge
VI. Das handelnde Objekt des Diskurses
VII. Das Unbewusste der Ideologie
VIII. Katharsis für Arme?
Übungen zur Vorbereitung
Xavier Durringer: Une envie de tuersur le baut de la langue oder die Fallen des Naturalismus
A) Textualität: Der Stil und seine Verneinung
B) Eine sehr angespannte Aussagesituation
I. Eine sehr angespannte Intrige
II. Eine Dramaturgie zwischen Klassik und Naturalismus
III. Handlung und Aktivismus
IV. Der versteckte Sinn und das Unbewusste
Übungen zur Vorbereitung
Yasmina Reza: Jlrt¿ oder die Kunst der Fuge
I. Dreigliedriger Aufbau
II. Die Figuren: Das Dreieck der Doppeldeutigkeiten
III. Die Krise der Kunst
IV. Eine dandyhafte Schreibweise
V. Ideologische Identifikation
Übungen zur Vorbereitung
Jean-Luc Lagarce:/'eto¿ dans ma maison etj'attendais que lapluie vienne oder die langsame Pavane der Frauen um das Bett eines schlafenden jungen Mannes herum
I. Eine Dramaturgie der Auflösung
II. Von Aktanten zu Textfiguren
III. Das Voranschreiten des Schreibens
Übungen zur Vorbereitung
Enzo Cormann: Toujours l'orage oder das letzte Missverständnis
I. Erster Akt: die fantasmatische Konstruktion des Dramatikers
II. Zweiter Akt: das Insspielsetzen
III. Dritter Akt: Die Interpellation des Zuschauers
Übungen zur Vorbereitung
Schluss: Die zeitgenössische französische Dramatik: einige Tendenzen
A) Textualität
I. Thematik
II. Dramaturgie
III. Die Figur
IV. Ideologie und Legitimation
V. Die Schreibweise
VI. Der Text und seine Inszenierung
VII. Für eine integrale Theorie der Figur
Nachtrag
Die Inszenierung zeitgenössischer Theaterstücke
Combat de negres et de chiens
Papa doit manger
Le Bonheur du vent
A tous ceux qui...
Hier, c'est man anniversaire
Schlussfolgerungen
Die zeitgenössische Dramatik und die neuen Medien
Notizen vom 24. Oktober 1999 über Zulu Time
Stille in den Strukturen oder das Schweigen in der zeitgenössischen französischen Dramatik
Musik und Materialität der Wörter
Literatur