Johannes-Passion BWV 245 (späte Fassung 1749) (Elizabeth Watts, Benno Schachtner, Patrick Grahl, Matthias Winckhler, Peter Harvey, Gaechinger Cantorey, Hans-Christoph Rademann)
Matthäus-Passion BWV 244 (Hannah Morrison, Sophie Harmsen, Tilman Lichdi, Peter Harvey, Kammerchor Stuttgart, Barockorchester Stuttgart, Frieder Bernius)
Markus-Passion BWV 247 (Rekonstruierte Fassung von Dietmar Hellmann & Andreas Glöckner) (Dominique Horwitz (Sprecher), Amarcord, Kölner Akademie, Michael Alexander Willens)
Mit der Matthäus-Passion schuf Johann Sebastian Bach eines der bedeutendsten Werke protestantischer Kirchenmusik. Nun hat sich Frieder Bernius zusammen mit dem Kammerchor Stuttgart und dem Barockorchester Stuttgart dieses Werks angenommen. Die vielfach preisgekrönten Experten für historisch informierte Aufführungspraxis meistern mit filigranem Klang die monumentale Komposition, die mit unvergleichlich musikalischer, emotionaler und geistlicher Intensität die Leidensgeschichte Christi nachzeichnet. Mit der Neueinspielung beweisen sich die Ensembles und die renommierten Solisten um Tilman Lichdi einmal mehr als Idealbesetzung für Bachs Musik mit ihrer wendigen, feinen Linienführung. Bernius’ Einspielung beruht auf der Neuausgabe des ausgewiesenen Bach-Experten Klaus Hofmann aus dem Carus-Verlag. Es ist kein Geheimnis, dass Bachs Originalpartitur und Aufführungsstimmen voller Unklarheiten und Widersprüche stecken. Bernius folgt Hofmanns Ansatz, der seine Edition nach den neuesten Erkenntnissen der Bach-Forschung unter Berücksichtigung der zahlreichen Impulse durch die historische Aufführungspraxis vorgelegt hat, und setzt damit einmal mehr in künstlerischer und aufführungspraktischer Hinsicht Maßstäbe. Ausgezeichnet mit dem Pizzicato Supersonic Award.
Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion BWV 245 zählt zweifellos zu den großartigsten Vertonungen der Leidensgeschichte Jesu Christi in der Musikgeschichte. Für seine erste Passion als Leipziger Thomaskantor zog der Komponist alle musikalischen Register, so finden sich im Orchester auch ausgefallene Instrumente wie Oboe da caccia, zwei Viole d’amore und Laute. Anders als im Fall der Matthäus-Passion BWV 244 existiert von der Johannes-Passion allerdings keine endgültige Fassung, denn sie erlebte zu Bachs Lebzeiten mehrere grundlegende Umgestaltungen durch den Komponisten, wodurch verschiedene Varianten des Werks rekonstruierbar sind. Nach wie vor am häufigsten aufgeführt und eingespielt wird die traditionelle Fassung der teilweise autographen Partitur, doch eine hochinteressante Alternative findet sich in der spätesten Variante von 1749. Bei dieser hier eingespielten Version kehrte Bach zwar in vielen Details zur ursprünglichen Fassung zurück, doch ordnete er beispielsweise Änderungen bei der Instrumentierung an: So strich er die vermutlich nicht mehr verfügbare Laute und ersetzte die zwei Viole d’amore durch gedämpfte Violinen. Neu hinzu kam ein »bassono grosso«, ein Kontrafagott. Es finden sich aber auch bedeutende Textänderungen in den Arien. Zudem wird deutlich, dass die Sänger der Rollen die Chöre und Choräle nicht mitsingen sollten. Offensichtlich experimentierte der alte Bach bei seiner letzten dokumentierten Darbietung der Johannes-Passion also mit einer Aufführungspraxis, die deutlich näher an derjenigen des 19. Jahrhunderts war, als wir dies heute gemeinhin annehmen. Hans-Christoph Rademann legt hier gemeinsam mit der Gaechinger Cantorey eine exemplarische Einspielung dieser Spätfassung vor, die sich auf die minutiös erarbeitete neue kritische Ausgabe im CARUS-Verlag stützt. Ein exzellentes Solistenensemble macht die Einspielung zusätzlich zum Muss für jeden Liebhaber der Musik Bachs!
Nach Aussage des wahrscheinlich 1750 verfassten Nekrologs soll Johann Sebastian Bach fünf Passionsmusiken verfasst haben. Zumindest eine davon, die 1731 entstandene Markus-Passion BWV 247 lässt sich eindeutig durch erhaltene Textbücher belegen. Die Frage der Gestaltung der Turbachöre und Rezitative muss dabei allerdings unbeantwortet bleiben. Für letztere bietet die Aufnahme bei CARUS allerdings eine ebenso interessante wie überzeugende Lösung: Sie lässt die Evangelistenworte von dem bekannten Schauspieler Dominique Horwitz sprechen.
Verfasser*innenangabe:
Johann Sebastian Bach
Jahr:
2021 (2009-19)
Verlag:
Carus
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