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Vorbestellen	Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a	Standorte: PH.GI Roe / College 3c - Philosophie / Regal 317	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0

"Nach der China-Begeisterung der Aufklärung beherrschten Hegels Verdikt der Substantialität und Webers These vom Fehlen jeder Spannung gegen die Welt das westliche Bild der chinesischen Ethik. Motiviert durch die Sinnkrise der Moderne, kehren heute kontextualistische Interpretationen die Wertung bei grundsätzlicher Akzeptierung des Befundes um: China, namentlich der Konfuzianismus, belehre gerade über die Richtigkeit einer kontextgebundenen, an Tradition und Ritual statt an Autonomie und Prinzipien ausgerichteten Ethik. In einer Kritik beider Positionen zeichnet der Autor in philologischer Arbeit an den Originaltexten die logische Struktur des ethischen Diskurses der chinesischen Achsenzeit als einer Aufklärungsepoche nach. Er interpretiert die klassische chinesische Moralphilosophie, die sich im Meinungsstreit der Konfuzianer, Mohisten, Daoisten und Legalisten herausbildet, als reflektierte Antwort auf die Krise der konventionellen Sittlichkeit Chinas und als Durchbruch zu 'postkonventionellem' Denken im Sinne Lawrence Kohlbergs. Seit dem Durchburch der Achsenzeit verfügt die chinesische Kultur, nicht anders als der Westen, über einen textlich fixierten Bestand an kritischem Denken, auf den bis heute, allen regressiven Entwicklungen zum Trotz, immer wieder zurückgegriffen werden konnte. Aufklärung, Universalismus und die Orientierung an abstrakten Normen sind weder ein Vorurteil noch ein Privileg des Okzidents."