Warum schreiben Wissenschaftler so kompliziert? Wieso verwandeln sich aufregende und befreiende Ideen in gelehrten Büchern so rasch in ein Dickicht aus beinahe undurchdringlichem, zähem Jargon? Und wie lässt sich das anders machen klarer, griffiger, lesbarer? Wissenschaftliche Schreibführer gibt es genug in mittlerweile kaum noch zu überblickender Zahl. Die meisten richten sich an Studienanfänger und verstehen sich explizit als Lehrbücher. Sie legen gewöhnlich großen Wert auf Formales (auf die korrekte Benutzung der wissenschaftlichen Hilfsmittel, korrektes Zitieren usw.) und bemühen sich, die wissenschaftlichen Konventionen der unterschiedlichen Fachdisziplinen möglichst genau abzubilden. Die Deformationen der Wissenschaftssprache und die einigermaßen bizarren Phänomene, die diese disziplinären Schreibregeln ebenfalls erzeugen, kommen in ihnen nicht vor. Valentin Groebner interessiert sich dagegen dafür, was die Wissenschaftler tatsächlich mit der Sprache anstellen. Wissenschaftliches Schreiben findet nun einmal nicht in den luftigen Räumen der Konzepte und Theorien statt, sondern buchstäblich unter Druck, zwischen administrativen Vorgaben, Aktualitätsbemühen und unausgesprochenen Spielregeln unter Kollegen und heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts, in einer digital verflüssigten Publikationslandschaft mit unklaren Haltbarkeitsdaten. Wissenschaftssprache ist deswegen kein Lehrbuch, sondern ein Essay in praktischer Absicht. Entstanden ist er aus langen Erfahrungen mit und in Schreibwerkstätten. Die »Gebrauchsanweisung« im Untertitel ist wörtlich gemeint. Um wissenschaftliches Schreiben in der Wirklichkeit geht es: um Reputationsgemeinschaften, disziplinäre Sprachregelungen und magische Anrufungen der Schutzpatrone ebenso wie um Theorieblasen, Fußnotenzäune und Begriffsdrachen, plus einer kleinen Checkliste in Sachen Lesbarkeit. Ein Versuch in akademischer Selbstaufklärung also: Für wie begriffsstutzig oder gescheit hält man die eigenen Leserinnen und Leser eigentlich?
Inhalt
Intro 9
Worum geht es? 11
1. In der Schreibwerkstart 13
2. Irgendwie deutsch 18
3. Hochspezialisiert wofür? 2 3
4. Allein in Digitalien 2 6
Ein bisschen Feldforschung 3 3
1. W wie Wissenschaft 3 4
2. Territorien, Grenzen, Titel 3 8
3. Dr. phil. historisch 4 3
4. Willkommen in der
Reputationsgemeinschaft 4 8
5. Disziplinäre Sprachspiele 55
6. Magische Anrufungen 58
Lesbarkeit. Ein Werkzeugkasten 6 9
1. Orientieren Sie Ihre Leser 7 0
2. Verdichten, bitte 7 7
3. Dinge, Orte, Personen 82
4. "Aber ich habe doch noch viel
mehr Material!" 8 8
5. Wo steht das Wichtige? 9 6
6. "Schatzi, ich bin's": Die Autorperson 102
7. Sprechende Automaten 107
8. Ungeheuer theoretisch:
Begriffsdrachen 113
Es ist ohnehin Ihr Text 127
merci 135
Anmerkungen 137
Verfasser*innenangabe:
Valentin Groebner
Jahr:
2012
Verlag:
Konstanz, University Press
Aufsätze:
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Systematik:
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PN.WS
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ISBN:
978-3-86253-025-0
2. ISBN:
3-86253-025-6
Beschreibung:
143 S.
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Literaturverz. S. 137 - 143
Mediengruppe:
Buch