Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) entstehen durch Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft und betreffen vorsichtig geschätzt ca. 2 von 100 Menschen in Deutschland. Die durch den Alkohol ausgelösten Schäden des Gehirns verursachen gravierende psychische Behinderungen, die jedoch häufig nicht sichtbar sind – daher passen die Erwartungen der Umwelt oft nicht zu den Fähigkeiten der Betroffenen und es kommt zu vorschnellen Bewertungen des auffälligen Verhaltens als »faul« oder »oppositionell« mit entsprechenden Empfehlungen (»Du musst dich mehr anstrengen«). Mit der neurobehavioralen Perspektive auf diese Störungsbilder gelingt Jörg Liesegang ein neuer Zugang: Was ist, wenn die Kinder aufgrund ihrer Funktionsbeeinträchtigung wirklich nicht anders können? Welche Unterstützung brauchen sie, wie kann eine faire Hilfestellung aussehen? Orientiert an der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO gelingt hier ein ressourcenorientierter Brückenschlag – von der Diagnostik über die Stellungnahme der Beratung gegenüber Jugendamt oder Schule bin zur Psychoedukation der Betroffenen selbst.
REZENSION:"Fazit - FASD, also die Fetale Alkoholspektrumstörung, hat seine Ursachen im Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft. Der Autor Jörg Liesegang vertritt eine neurobehaviorale Perspektive gepaart mit Erkenntnissen aus der Systemtheorie und eröffnet damit einen neuen Zugang. Die Aussagen von Liesegang zur Teilhabe sind immens wichtig: Teilhabe ermöglicht eine gesunde Entwicklung des Selbst in einem sozialen Umfeld. Teilhabe ist die beste Medizin (S. 163). Die systemische Perspektive gepaart mit einem breiten Theorie- und Praxiswissen zu Hintergründen und möglichen Fallstricken macht das Buch äußerst lesenswert. Ein must have für alle, die beruflich und persönlich mit dem Erscheinungsbild FASD in Berührung kommen."
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Inhalt
Geleitwort 10
Vorwort 11
1 Diagnosestellung einer FASD 13
1.1 Entwicklung der Diagnostik der Fetalen Alkoholspektrumstörung 14
1.2 Diagnosestellung mit der deutschen S3-Leitlinie 15
1.3 Diagnose und Angst vor Stigmatisierung 22
1.4 Diagnose und die leibliche Mutter 24
1.5 Diagnose und Selbstbild 27
1.6 Diagnose und Perspektive 29
2 Neurobehaviorale Perspektive 34
2.1 Hirnorganische Veränderungen und Verhalten bei FASD 36
2.2 Verhaltensauffälligkeiten als sekundäre Veränderungen bei FASD 38
2.3 Die neurobehaviorale Perspektive und die Pädagogik 42
2.4 Die neurobehaviorale Perspektive und die Psychotherapie 45
2.5 Die neurobehaviorale Perspektive und Entwicklung 48
2.6 Typische Fragen und Antworten zur neurobehavioralen Perspektive 50
2.7 Teilhabe als Ziel der neurobehavioralen Perspektive 56
3 Beratung im Alltag 60
3.1 Beratungsprozess 61
3.2 Typische Themen bei FASD-Beratungen 68
3.3 FASD-Beobachtungsschema 71
3.4 Fragebogen zu Fähigkeiten, Verhalten und Selbstbild als Orientierung 75
3.5 Hypothesenschema bei konkreten Schwierigkeiten im Alltag: das
Teilhabe-Ermöglichungs-Modell 79
3.6 Grundhaltungen im Beratungsprozess 87
4 Stellungnahme der Beraterin 91
4.1 Ziel der Stellungnahme: die Schaffung von guten Entwicklungsbedingungen 91
4.2 Beschreibung des Ist-Zustandes von Hirnfähigkeiten 97
4.2.1 Orientierung 99
4.2.2 Intelligenz 100
4.2.3 Globale psychosoziale Funktionen 100
4.2.4 Anpassung 101
4.2.5 Stabilität 102
4.2.6 Ausdauer 102
4.2.7 Zugänglichkeit 103
4.2.8 Geselligkeit 104
4.2.9 Umgänglichkeit 105
4.2.10 Gewissenhaftigkeit 105
4.2.11 Psychische Stabilität 106
4.2.12 Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen 107
4.2.13 Optimismus 107
4.2.14 Selbstvertrauen 108
4.2.15 Zuverlässigkeit 109
4.2.16 Motivation 110
4.2.17 Appetit 111
4.2.18 Impulskontrolle 111
4.2.19 Schlafen 112
4.2.20 Aufmerksamkeit 113
4.2.21 Kurzzeitgedächtnis 114
4.2.22 Abrufen und Verarbeiten von Gedächtnisinhalten 115
4.2.23 Psychomotorische Kontrolle 116
4.2.24 Situationsangemessenheit von Emotionen 117
4.2.25 Affektkontrolle 118
4.2.26 Spannweite von Emotionen 118
4.2.27 Auditive Wahrnehmung 119
4.2.28 Visuelle Wahrnehmung 120
4.2.29 Geruchswahrnehmung 121
4.2.30 Geschmackswahrnehmung 121
4.2.31 Berührungswahrnehmung 122
4.2.32 Räumlich-visuelle Wahrnehmung 123
4.2.33 Denkgeschwindigkeit 124
4.2.34 Abstraktionsvermögen 125
4.2.35 Organisieren und Planen 126
4.2.36 Zeitmanagement 127
4.2.37 Kognitive Flexibilität 128
4.2.38 Einsichtsvermögen 129
4.2.39 Entscheidungsfähigkeit 130
4.2.40 Problemlosen 131
4.2.41 Sprache als Fähigkeit 132
4.2.42 Die Wahrnehmung von Zeit 133
4.3 Beschreibung der aktuellen Umweltbedingungen 135
4.3.1 Produkte, Substanzen und Technologien 137
4.3.2 Licht und Geräusche 138
4.3.3 Familie 138
4.3.4 Soziales Umfeld 139
4.3.5 Autoritätspersonen 139
4.3.6 Hilfspersonen 140
4.3.7 Tiere 140
4.3.8 Einstellungen 141
4.3.9 Dienste, Systeme und Handlungsgrundsätze 141
4.4 Beschreibung der aktuellen Aktivitäten und Teilhabe 142
4.4.1 Lernen 146
4.4.2 Allgemeine Aufgaben und Anforderungen 146
4.4.3 Kommunikation 147
4.4.4 Mobilität 148
4.4.5 Selbstversorgung und Häusliches Leben 149
4.4.6 Interpersonelle Interaktionen und Beziehungen 150
4.4.7 Bedeutende Lebensbereiche 151
4.5 Beschreibungen der Fähigkeiten, Einschränkungen und Empfehlungen der Stellungnahme 152
5 Teilhabe-Ermöglichung 156
5.1 Spezielle Unterstützungs-und Therapieangebote 156
5.2 Fallbeispiel: Entwicklungschancen 159
5.3 Fallbeispiel: Selbstbestimmtheit der Diagnose 160
5.4 Fallbeispiel: Teilhabe-Ermöglichung 162
Anhang 165
Literatur 166
Übersicht und Beschreibung der Arbeitsmaterialien 172
Sachwortverzeichnis 177