Der brasilianische Candomblé übt einen bemerkenswerten Einfluss auf die menschliche Fantasie aus. Einige betrachten seine Rituale als archaisches Überbleibsel längst vergangener Tage. Damit einher geht das Verständnis einer folkloristischen Veranstaltung, die sich als exotisches Urlaubshighlight anbietet. Für andere wiederum stellt er das Werk des Teufels dar. Gespeist wird dies durch die kulturgeschichtliche Verwandtschaft mit dem haitianischen Voodoo und Gerüchte über blutrünstige Rituale und schwarze Magie, denen in Literatur und Film viel Aufmerksamkeit geschenkt worden ist.
Christliche Kirchen, Politik und Wissenschaft tendieren dazu, den Candomblé als gefährlich, irrational und prämodern einzustufen. Dass diese Religion den Bedürfnissen von Millionen Brasilianern gerecht wird, indem sie sich aktuellen Problemen widmet, und dass sie sich durchaus den Anforderungen der Moderne stellt, bleibt dabei unberücksichtigt.
Helmar Kurz räumt dieses Missverständnis aus. Mit Blick auf die Performativität der Zeremonien des Candomblé zeigt er auf, wie diese Religion entgegen aller Widerstände die Identitätsbildung und Transformation der Lebensverhältnisse innerhalb der brasilianischen Kultur beeinflusst. Er versteht den Candomblé als Ort der Aushandlung kultureller Differenzen, wo menschliche Erfahrung im Vordergrund steht. Durch seine ethnologische Untersuchung, die auf einschlägigen Feldforschungserfahrungen beruht und aktuelle sozial- und kulturwissenschaftliche Diskurse reflektiert, unterstreicht der Autor, dass diese afrobrasilianische Tradition keine Antithese, sondern im Gegenteil eine Bereicherung des Prozesses fortschreitender Modernisierung in Brasilien darstellt. (Verlagstext)
/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort der Herausgeberin | 9 /
1Einleitung | 11 /
2Theorie der rituellen Performanz | 15 / 2.1 Begriff der rituellen Performanz | 15 / 2.2 Soziales Drama | 18 / 2.3 Transformation | 23 / 2.4 Identität | 25 / 2.5 Aspekte ritueller Performanz | 27 / 2.6 Kultureller und sozialer Kontext | 30 /
3Candomble - Eine afrobrasilianische Religion | 33
3.1 Afrikanische Diaspora in Brasilien | 33 / 3.2 Orixäs - Afrikanische Gottheiten in Brasilien | 36 / 3.3 Terreiro - Soziale Bedeutung und Organisation | 39 / 3.4 Umbanda - "Verweißlichung" des Candomble? | 41 / 3.5 Frühe akademische Diskurse - Tradition und Moderne | 43
4Performanz, Transformation und Identität im Candomble | 47 / 4.1 Rituelle Performanz im Candomble | 47 / 4.2 Initiationsriten als rituelle Performanz | 58 / 4.3 Interpretation der Initiationsriten | 64 / 4.4 Xire als rituelle Performanz | 71 / 4.5 Interpretation der xire | 81 /
5Brasilien - Das Drama der Moderne | 87 / 5.1 Armut, Diskriminierung und Rassismus | 87 / 5.2 Widerstand und Anpassung | 91 / 5.3 Entwicklung des Candomble im 20Jahrhundert | 96 / 5.4 Aktuelle akademische Diskurse - Tradition vsModerne? | 101 / 5.5 Lavagem do Bonfim - Ausdruck kultureller und sozialer Teilhabe | 110 / 5.6 Festa da lemanjä - Integration der afrikanischen Wurzeln | 114
6Candomble und Caipirinha - Ein Fazit | 117 /
Abbildungen | 123 / Erläuterungen brasilianischer Begriffe | 131 / Literatur | 137
Verfasser*innenangabe:
Helmar Kurz
Jahr:
2013
Verlag:
Hamburg, Kovac
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Systematik:
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ISBN:
978-3-8300-6811-2
2. ISBN:
3-8300-6811-5
Beschreibung:
143 S. : Ill.
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Mediengruppe:
Buch