Verlagstext:
Warum gibt es eigentlich Unternehmensberatung? In der heutigen Wirtschaft, die durch eine steigende Komplexität und eine zunehmende Dynamik gekennzeichnet ist, in der sich tradierte Märkte und feste Wettbewerbsgrenzen in Auflösung befinden, wird der Unternehmensberatung eine tragende Rolle bei der Sicherung von Effizienzgewinnen für ihre Klienten zugeschrieben. Jedoch ist es problematisch die Qualität von komplexen Dienstleitungen, wie sie durch Unternehmensberater erbracht werden, verlässlich zu erfassen. Vor diesem Hintergrund besteht Grund zu der Annahme, dass Manager mit der Inanspruchnahme von Beratung auch die Realisierung von Legitimitätsgewinnen verfolgen. Das Umsatzwachstum des Beratungsmarktes deutet darauf hin, dass die Unternehmensberatung zu einem legitimierten Ratgeber für die Wirtschaft und für staatliche Organe geworden ist. Aus welchen Quellen sich ihre Legitimität speist und weshalb diese von der Gesellschaft anerkannt wird, ist bisher allerdings nicht geklärt. Dieses Buch geht diesen Fragen nach, indem es sich der Unternehmensberatung aus neo-institutionalistischer Perspektive nähert. In einem ersten Schritt wird untersucht, ob die Unternehmensberatung eine Profession ist, woraus sich in Anlehnung an die klassischen Professionen der Ärzte und Juristen auch ihre Legitimität und ihre privilegierte Stellung erklären ließen. Darauf aufbauend wird in einer Rekonstruktion der historischen Entwicklung von Unternehmensberatung dargelegt, wie sich diese Dienstleistung in Wirtschaft und Gesellschaft etablieren und institutionalisieren konnte. Allerdings mahnen einige Wirtschaftsskandale sowie die öffentlich formulierte Kritik an den Leistungen und der Arbeitsweise von Unternehmensberatungen, dass die legitimierte Stellung keinen unantastbaren Status darstellt. Welchen Gefahren die Unternehmensberatung ausgesetzt ist und mit welchen Strategien einem drohenden Legitimitätsverlust begegnet werden kann, wird in einem weiteren Schritt eingehend eruiert. Insgesamt kann mit dieser Untersuchung ein umfassendes Bild gezeichnet werden, wodurch die Unternehmensberatung zu der Institution geworden ist, die sie heute darstellt, welche wettbewerblichen sowie gesellschaftlichen Implikationen hieraus erwachsen und welche Rahmenbedingungen eines möglichen kulturellen Wandels aus dieser Rolle abgeleitet werden können.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Geleitwort 5
Vorwort 7
TeilA
Einleitung 17
1 Effizienzgewinne durch Unternehmensberatung 17
2 Legitimitätsgewinne durch Unternehmensberatung 20
3 Gefahren eines Legitimitätsverlustes der
Untemehmensberatung 24
4 Gang der Untersuchung 26
TeilB
Der Untersuchungsgegenstand Unternehmensberatung 31
1 Unternehmensberatung: begriffliche und inhaltliche
Präzisierung 31
1.1 Der Begriff der Unternehmensberatung 32
1.1.1 Probleme der Abgrenzung 32
1.1.2 Definitionsangebote in der Literatur 35
1.2 Präzisierung des Untersuchungsgegenstandes
Unternehmensberatung 41
1.2.1 Ansätze von Unternehmensberatung 42
1.2.1.1 Expertenberatung 42
1.2.1.2 Prozessberatung 44
1.2.1.3 Überwindung der Dichotomie von Experten- und
Prozessberatung 46
1.2.2 Prozess der Unternehmensberatung 48
1.2.3 Funktionen von Unternehmensberatung 54
1.2.3.1 Offizielle Funktionen von Unternehmensberatung 55
1.2.3.2 Latente Funktionen von Unternehmensberatung 58
1.2.4 Unternehmensberatung als Dienstleistung 61
2 Der Markt für Unternehmensberatungsleistungen 70
2.1 Entwicklung des deutschen Beratungsmarktes 70
2.2 Die Angebotsseite des Marktes 73
2.3 Die Nachfrageseite des Marktes 76
3 Stand der Beratungsforschung 79
3.1 Beratungsforschung als wirtschaftswissenschaftliche
Disziplin? 79
3.2 Stand der Forschung zur Unternehmensberatung 81
TeilC
Professionalisierung und Institutionalisierung von
Unternehmensberatung 89
1 Grundlagen des Neo-Institutionalismus 90
1.1 Organisationen und ihre institutionale Umwelt 91
1.2 Institutionen und Institutionalisierung 95
1.2.1 Institutionen 95
1.2.2 Institutionalisierung 99
1.2.2.1 Habitualisierung 100
1.2.2.2 Objektivierung 101
1.2.2.3 Sedimentation 102
1.3 Legitimität 103
1.3.1 Der Legitimitätsbegriff104
1.3.1.1 Pragmatische Legitimität 105
1.3.1.2 Moralische Legitimität 106
1.3.1.3 Kognitive Legitimität 107
1.3.2 Die Bedeutung von Legitimität für Organisationen 108
1.4 Zwischenfazit: Implikationen für den weiteren Gang der
Untersuchung 110
2 Unternehmensberatung als Beruf 112
2.1 Stand der Beratungsforschung: Unternehmensberatung als
Beruf113
2.2 Verständnis und Bedeutung von Berufen 115
2.2.1 Vom Arbeits-zum Berufsbegriff 115
2.2.2 Der Beruf als Form gesellschaftlicher
Arbeitsteilung 117
2.2.3 Der Beruf als Zuschreibung der gesellschaftlichen
Position 120
2.3 Die Freien Berufe 123
2.3.1 Entstehung der Freien Berufe 123
2.3.2 Berufssoziologische Perspektive der Freien Berufe 125
2.3.2.1 Ideelle Dienstleistung mit gesellschaftlichem
Zentralwertbezug 127
2.3.2.2 Persönliche Leistung unter sachlicher
Weisungsunabhängigkeit 128
2.3.2.3 Wirtschaftliche Selbständigkeit 129
2.3.3 (Wirtschafts-)Rechtliche Perspektive der Freien
Berufe 130
2.3.3.1 Berufsgesetze und Vereinsrecht der Freien Berufe 130
2.3.3.2 Die steuerrechtliche Perspektive der Freien Berufe 132
2.4 Zwischenfazit: Unternehmensberatung als Freier Beruf134
3 Unternehmensberatung als Profession 141
3.1 Stand der Beratungsforschung: Unternehmensberatung als
Profession 142
3.1.1 Paula Kyrö: The management Consulting industry
described by using the concept of ,profession' 143
3.1.2 Christopher DMcKenna: The world's newest
profession: Management Consulting in the
twentieth Century 146
3.2 Verständnis und Bedeutung von Professionen 148
3.2.1 Entstehung der Professionen 149
3.2.2 Begriffliche Annäherung an Professionen 151
3.3 Professionskonzepte 152
3.3.1 Der Professionskriterienansatz 154
3.3.1.1 Kriterien professioneller Berufsgruppen 155
3.3.1.2 Unternehmensberatung im Lichte des
Professionskriterienansatzes 158
3.3.2 Die strukturtheoretische Perspektive von
Professionen 167
3.3.2.1 Unternehmensberatung im Lichte des
Strukturfunktionalismus 168
3.3.2.2 Unternehmensberatung im Lichte der revidierten
Strukturtheorie 178
3.3.2.3 Unternehmensberatung im Lichte der
Systemtheorie 187
3.3.3 Die machttheoretische Perspektive von
Professionen 193
3.3.3.1 Unternehmensberatung im Lichte des symbolischen
Interaktionismus 194
3.3.3.2 Unternehmensberatung im Lichte des
machtheoretischen Ansatzes 201
3.4 Zwischenfazit: Unternehmensberatung - keine Profession 209
4 Unternehmensberatung als Institution 213
4.1 Stand der Beratungsforschung: Unternehmensberatung als
Institution 214
4.2 Rekonstruktion des Institutionalisierungsprozesses 220
4.2.1 Auslöser der Institutionalisierung von
Unternehmensberatung 220
4.2.2 Habitualisierung von Unternehmensberatung 225
4.2.3 Objektivierung von Unternehmensberatung 230
4.2.4 Sedimentation von Unternehmensberatung 240
4.3 Das organisationale Feld der Unternehmensberatung 252
4.3.1 Die institutionellen Elemente der
Unternehmensberatung 253
4.3.2 Die institutionale Umwelt von
Unternehmensberatung 258
5 Fazit: Unternehmensberatung als ökonomischer
Kulturvermittler 263
5.1 Rekapitulation der Untersuchungsergebnisse 263
5.2 Kulturalistische Perspektive der Institution
Unternehmensberatung 265
5.2.1 Die kulturell determinierte Berater-Klienten-
Beziehung 267
5.2.2 Die Beratungsleistung als kulturelles Symbol 271
5.2.3 Die kulturelle Einbettung von
Unternehmensberatung 282
Teil D
Management eines institutionalen Wandels von
Unternehmensberatung 287
1 Gefahren der De-Institutionalisierung von
Unternehmensberatung 287
1.1 Theoretische Grundlagen der De-institutionalisierung 288
1.2 Mögliche Anzeichen einer De-Institutionalisierung durch
die Klienten 293
1.2.1 Zum neuen, beratungsaversen Managertyp 294
1.2.2 Zur Wirkungslosigkeit der Beratungsinterventionen 297
1.2.3 Zum Verlust des sozialen Konsens hinsichtlich des
Beratungsnutzens 298
1.3 Anzeichen einer De-Institutionalisierung in der
organisationalen Umwelt 301
1.3.1 Kritik der Wissenschaft an Unternehmensberatung 301
1.3.2 Kritik der Medien an Unternehmensberatung 304
1.3.3 Kritik der Öffentlichkeit an Unternehmensberatung 307
1.4 Endogene Anzeichen einer De-Institutionalisierung 309
1.5 Zwischenfazit: Unternehmensberatung in der
Legitimitätskrise als realistisches Szenario 313
2 Management des institutionalen Wandels von
Unternehmensberatimg 319
2.1 Möglichkeiten des Wandels im Rahmen des Neo-
Institutionalismus 320
2.2 Optionen des exogen induzierten institutionalen Wandels 322
2.2.1 Re-Institutionalisierung durch andere Institutionen 323
2.2.1.1 Relevante Institutionen für eine Re-
Institutionalisierung 323
2.2.1.2 Re-Institutionalisierung durch die Klienten 326
2.2.1.3 Re-Institutionalisierung durch die
Managementwissenschaften 330
2.2.1.4 Re-Institutionalisierung durch die Medien 334
2.2.1.5 Re-Institutionalisierung durch die Meta-Beratung 337
2.2.2 Strategische Reaktionen auf institutionale Zwänge 340
2.3 Optionen des endogen initiierten institutionalen Wandels 350
2.3.1 Das Problem der institutionalen Einbettung von
Akteuren 351
2.3.2 Prozessmodelle eines endogenen institutionalen
Wandels 355
2.3.2.1 Dualismus von institutionaler und funktionaler
Umwelt 356
2.3.2.2 Konvergierende und divergierende Kräfte von
Institutionen 358
2.3.2.3 Dynamisches Modell von Interessen und
Institutionen 360
2.3.2.4 Wandel durch Variation institutionalisierter
Strukturen und Praktiken 363
2.3.3 Institutional Entrepreneurship 366
2.3.3.1 Theoretische Basis eines beraterischen Institutional
Entrepreneurship 366
2.3.3.2 Professionalisierungsstrategien von
Unternehmensberatung 375
2.3.3.3 Alternative Strategien eines Institutional
Entrepreneurship 380
3 Fazit: Der ökonomische Kulturvermittler im kulturellen
Wandel 392
3.1 Rekapitulation der Untersuchungsergebnisse 393
3.2 Kulturalistische Implikationen der Legitimitätserosion 395
3.3 Institutionaler Wandel des ökonomischen
Kulturvermittlers 400
Teil E
Schlussbemerkungen 407
1 Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse 407
2 Weitere Ergebnisse 413
2.1 Beratungsforschung 414
2.2 Neo-Institutionalismus 415
2.3 Professionssoziologie 417
Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen und Textboxen 421
Literaturverzeichnis 423