DIE ENTDECKUNG DER NATUR ist eine Erfahrungsgeschichte, deren Anfänge ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Ein lebendiges Panorama ihrer Schauplätze und Protagonisten entwirft Jürgen Goldstein in sechzehn Kapiteln: von Petrarcas Mont-Ventoux-Erlebnis über Georg Forsters Tahiti-Reise und Georg Christoph Lichtenbergs Überfahrt nach Helgoland bis hin zu Reinhold Messners Besteigung des Mount Everest. Anhand von acht Bergbesteigungen und acht Horizontüberschreitungen durch Seefahrten zeichnet er einen Entwicklungsbogen nach, der von der zaghaft einsetzenden Lust am Schauen über die spektakulären Naturerkundungen bis zur heutigen Anschauungsmüdigkeit reicht.
Aus den historischen Erfahrungsberichten spinnt Jürgen Goldstein eine dichte, fast literarische Erzählung der sich wandelnden Wahrnehmung der Natur, die diese Entdeckungserlebnisse zu unmittelbarem Leben erweckt. Indem er jene oft brillanten Schriftsteller wie Goethe und Darwin oder Claude Lévi-Strauss und Peter Handke selbst zu Wort kommen lässt, gelingt es ihm, die Erzählung als Wissensform zu rehabilitieren und die Leser an der Unmittelbarkeit ihrer Eindrücke teilhaben zu lassen. Was die Reisetagebücher, Briefe, Notizen und Erzählungen der Anschauungsnomaden verbindet, ist die Liebe zur Welt.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Der Mensch ist ein über sich, ein weit um sich schauendes Geschöpf
Von Bergbesteigungen und Hochseefahrten
9
I Den höchsten Berg dieser Gegend habe ich am heutigen Tage bestiegen
Francesco Petrarca besteigt 1336 den Mont Ventoux
27
II In diesem ganzen Reichtum der Vegetation war es uns nur vergönnt, den Aloebaum zuerkennen
Christoph Kolumbus erreicht 1492 Amerika
41
III Ich begab mich in den Urwald, umzusehen, ob ich etwas entdecken konnte
Maria Sibylla Merian erreicht 1699 Surinam
51
IV Ein Morgen war's, schöner hat ihn schwerlich je ein Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel vor uns sahen
Georg Forster erreicht 1773 Tahiti
65
V Alle Nebel lagen unten, und oben war herrliche Klarheit
Johann Wolfgang Goethe besteigt 1777 den Brocken
89
VI Das Meer schlug hohe Wellen, darauf schwebte unser Schiffchen sicher, aber wie ein Strohhalm
Georg Christoph Lichtenberg erreicht 1778 Helgoland
105
VII Kein lebendes Wesen, kein Insekt, nicht einmal der Condor belebte die Lüfte
Alexander von Humboldt besteigt 1802 fast den Chimborazo
115
VIII Wir sind in der Tiefe des Schlundes. Wie könnte ich dieses Chaos schildern!
Francois-Rene de Chateaubriand besteigt 1804 den Vesuv
139
IX Wenn man Tiere antrifft, die in der Natur eine so unbedeutende Rolle spielen, fragt man sich, warum sie überhaupt erschaffen wurden
Charles Darwin erreicht 1835 den Galapagos-Archipel
151
X Ich denke mir, daß der Tod durch einen Fall von großer Höhe ein so schmerzloses Ende ist, wie es nur eines geben kann
Edward Whymper besteigt 1165 das Matterhorn
169
XI Der Aufstieg ist beschwerlich, und ein Sonnenaufgang entschädigt nicht für die ausgestandenen Strapazen
Jean-HenriFabrebesteigt1865denMontVentoux
191
XII Eisberge in der Nähe, das sieht schön aus
Wilhelm Weike erreicht 1883 Baffin-Land
199
XIII Es ist ein wahres Chaos von Eisblöcken, dass ich bis an den Horizont ausdehnt
Fridtjof Nansen erreicht 1895 den 86. Breitengrad der Arktis
207
XIV Ich verabscheue Reisen und Forschungsreisende
ClaudeLevi-Strausserreich!1938Amazonien
227
XV Es gab kein Gipfelerlebnis
Peter Handke besteigt 1979 die Sainte-Victoire
243
XVI Zum zweiten Mal hocke ich auf dem höchsten Punkt der Erde, und wieder kann ich nichts sehen
Reinhold Messner besteigt 1980 den Mount Everest
253
Beweg Dich, reise, werde ein Nomade, erschaffe Dir jeden Tag einen neuen Horizont
Auf der Suche nach der verlorenen Wildnis
271
Epilog 283
Belege 285
Abbildungsverzeichnis 309