Je größer der zeitliche Graben zwischen dem Holocaust und der Gegenwart wird, desto schwerer fällt es der deutschen Gesellschaft, sich die Erinnerung an das Geschehene zu bewahren. Der Verlust der Zeitzeugen – sowohl der Opfer als auch der Täter – ermöglicht eine emotionale Distanzierung. Das führt nicht nur dazu, dass das Geschehene mehr und mehr in den Hintergrund der Erinnerung rückt, sondern, dass das Gedenken und die historische Erinnerung an sich in Frage gestellt werden. Gleichzeitig erstarkt der Antisemitismus und alte Argumentationsmuster tauchen aus der Versenkung auf. In diesem Kontext wird nun die Diskussion um die Entwicklung unserer Erinnerungskultur geführt.
Bildungsprogramme zur Förderung der Erinnerungskultur stehen dabei beispielhaft für zwei verschiedene Ansätze: So zielt das Zeitzeugenprogramm auf die direkte Begegnung zwischen Opfern und Schüler*innen oder der 4. Generation der Täter. Die Schwierigkeit ist, dass ein zeitlicher Graben überbrückt werden muss, aber kaum zu unterschätzen ist, dass bei der direkten Begegnung Glaubwürdigkeit transportiert wird und emotionale Betroffenheit entstehen kann. Das Projekt Stolpersteine oder das Besuchsprogramm in Frankfurt fördern dem gegenüber die Begegnung zwischen den Kindern, Enkeln und Urenkeln auf beiden Seiten. Beide leben in derselben Zeit und Distanz zum eigentlichen Geschehen, doch mit der Möglichkeit, einen Dialog über einen längeren Zeitraum aufzubauen. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Susanna Faust-Kallenberg: Einleitung 7
Aleida Assmann: Die deutsche Erinnerungskultur und ihre Zukunft 11
Marc Fachinger: Reflexionen zum Studientag Erinnerungskultur 31
Hermann Vornoff: Didaktisch ausgewählte Themen, Begriffe und Konzepte von Aleida Assmann zur Theorie der Erinnerungskultur 37
Petra Kunik: Meine jüdische Erinnerungskultur - Von Generation zu Generation 77
Rolf Glaser: Erinnerungskultur »katholisch« - im Gedenken an Johann Baptist Metz 85
Melanie Lohwasser: Erinnerungskultur definieren 95
Micha Brumlik: Menschenwürde im Kontext einer Kultur der Erinnerung. Perspektiven aus dem Judentum 103
Susanna Faust-Kallenberg: Dialogische Erinnerungskultur als Zeichen der Integration 119
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Verfasser*innenangabe:
Petra Kunik, Rolf Glaser, Susanna Faust-Kallenberg (Hrsg.) ; mit Beiträgen von Aleida Assmann, Micha Brumlik, Marc Fachinger, Susanna Faust-Kallenberg, Rolf Glaser, Petra Kunik, Melanie Lohwasser, Hermann Vornoff
Jahr:
2022
Verlag:
Frankfurt am Main, Brandes & Apsel
Aufsätze:
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Systematik:
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ISBN:
978-3-9555832-5-5
2. ISBN:
3-9555832-5-2
Beschreibung:
1. Auflage, 126 Seiten
Schlagwörter:
Aufsatzsammlung, Deutschland, Geschichtsbewusstsein, Judenvernichtung, Kollektives Gedächtnis, BRD <1990->, Beiträge, Deutsche Länder, Deutsches Reich, Deutschland / Judenvernichtung, Deutschland <Bundesrepublik, 1990->, Deutschland <Gebiet unter Alliierter Besatzung>, Drittes Reich / Judenvernichtung, Endlösung, Erinnerungskultur, Gedächtniskultur, Geschichtskultur, Geschichtsverständnis <Geschichtsbewusstsein>, Heiliges römisches Reich deutscher Nation, Historisches Bewusstsein, Holocaust, Holokaust, Juden / Vernichtung, Judenfrage / Endlösung, Kollektive Erinnerung, Kulturelles Gedächtnis, Römisch-Deutsches Reich, Sacrum Romanum Imperium, Sammelwerk, Schoah, Shoah, So'a
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Sprache:
Deutsch
Mediengruppe:
Buch