Mentalisierungsbasierte Therapien sind ein wirksamer Ansatz zum Verständnis körperlicher Erkrankungen, die wegen fehlender somatischer Befunde oft zu Odysseen bei Ärzten führen. Sie werden seit Neuestem in der Behandlung von Patienten mit Somatisierungsstörungen erfolgreich eingesetzt.
- Klinische Fallbeispiele
- Viele Therapeuten arbeiten bereits mit dem Mentalisierungsmodell
Ulrich Schultz-Venrath berücksichtigt neueste neurobiologische und entwicklungspsychologische Befunde und erläutert die Grundlagen der Entstehung von Somatisierungsstörungen als eine Form gestörter Emotions- und Stressregulation auf dem Boden unsicherer oder fehlender Bindungsrepräsentanzen. Dadurch verbleiben Emotionen und Affekte wie in einem Kokon des Körpers, zu dem allenfalls ein kognitiver Zugang besteht. Er beschreibt den Umgang mit spezifischen Herausforderungen in der Behandlung von Somatisierungsstörungen.
Dieses Grundlagenwerk verbindet anschaulich Theorie und klinische Anwendung, zum Beispiel bei
- anhaltenden Schmerzstörungen
- dissoziativen Störungen
- somatoformen Störungen.
Mentalisierungsbasierte Einzel- und Gruppenpsychotherapie (MBT und MBT-G) ist in Verbindung mit Körper- und Kunsttherapien der Schlüssel dafür, mit den Patienten einen Weg aus dem Irrgarten der »Somatisierung« heraus zu finden.
Somatisierungsstörungen (Soma: griech. Körper) sind körperliche Beschwerden, die sich nicht auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Dabei stehen Müdigkeit und Erschöpfung, Schmerzsymptome, Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-Beschwerden an vorderster Stelle, gefolgt von pseudoneurologischen Symptomen und sexuellen Störungen.
Inhalt
Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1 Einführung in ein komplexes Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.1 Affekte, Gehirn und Körper - Zur Entwicklung eines affektiven Selbst . . . . . . . . . 23
1.2 Bindung und Entwicklung eines mentalisierenden Selbst . . . . . . . . . . . . . 41
1.3 Zu den Anfängen des Mentalisierungsmodells . . . . . . . . . . . . . . . 52
1.4 Wo ist der Körper im Mentalisierungsmodell? . . . . . . . . . . . . . . . 67
1.5 Persönlichkeitsstörungen ohne Körper? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
2 Der Körper und seine Beziehung zu Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen . .. . 78
2.1 Mentalisieren in Anamnese, Erstgespräch oder Erstkontakt . . . . . . . . . . . . . . . 88
2.2 Der verschwindende Körper in Online-Video-Therapien . . . . . . . . . . . 110
3 Die Entdeckung des Körpers in der frühen Psychosomatik . . . . . . . . . . . . . 115
3.1 Trauma als transdiagnostische Affektregulationsstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126
3.2 Die Pariser Psychosomatik-Schule - Pionier des Mentalisierungsmodells . . 134
3.3 Alexithymie und/oder Autismus-Spektrum-Störung . . . . . . . . 138
3.4 Das diagnostische Dilemma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
3.5 Körper-Modus als Massenphänomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
4 Bodily oder mental states? Zur Entwicklung eines mentalisierenden Selbst . . . . 158
4.1 Intersubjektive Entwicklungsbedingungen bezüglich eines Körper-Selbst . . . . 171
4.2 Körper-Modus (body mode) oder verkörpertes
Mentalisieren (embodied mentalizing)? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176
4.3 Wenn der Körper des Psychotherapeuten »streikt« oder »spricht« . .. . 185
4.4 Dimensionen des Mentalisierens bei somato formen Belastungsstörungen . . 189
5 Somatisieren oder Mentalisieren? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
5.1 Prämentalistische Modi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194
5.2 Der Körper-Modus (body mode) - klinische Beispiele . .. . . . . . 198
5.3 Teleologischer Modus und Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
5.4 Äquivalenzmodus und Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
5.5 Als-ob-Modus und Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
6 Mentalisierungsfördernde Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
6.1 Mentalisieren bei Patienten mit somatoformen Störungen . . . . . 215
6.2 Nicht-mentalisierungsfördernde Interaktionen . . . . . . . . . . . . 230
6.3 Mentalisieren in Gruppentherapien für SBS-Patienten . . .. . 231
6.4 Wie lernen Psychotherapeut*innen Mentalisieren? . . . . . . 240
Anmerkungen . . . . . . . . . . . 244
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . 246
Der Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277