"Kinder, die dauerhaft in Pflegefamilien leben, sind aber in besonderer Weise auf ein stabiles und kontinuierliches Erziehungsumfeld angewiesen, denn sie haben in der Regel bereits Erschütterungen in ihrer Beziehung zu den Eltern erlebt. In der überwiegenden Mehrzahl sind bis zur Unterbringung betroffener Kinder ambulante Hilfen im Haushalt der Herkunftsfamilie sowie teilstationäre Hilfen gescheitert und der Unterbringung in Pflegefamilien sind wiederholte Wechsel von Bezugspersonen vorausgegangen, ohne dass eine hinreichende Verbesserung der Situation in der Herkunftsfamilie erreicht werden konnte. Zudem hat die Mehrzahl der in Familienpflege lebenden Kinder gegenüber Kindern, die bei ihren Eltern aufwachsen, aufgrund von Erlebnissen, die zur Herausnahme aus der Herkunftsfamilie geführt haben (Vernachlässigung, körperliche und psychische Misshandlung, sexualisierte Gewalt oder Ähnliches), zusätzliche Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Diese Bewältigung kann durch korrigierende Bindungs- und Sozialisationserfahrungen innerhalb von Pflegefamilien gelingen. Das wiederholte Infragestellen ihres Verbleibs in der Pflegefamilie verunsichert diese Kinder jedoch im hohen Maße. Gleichzeitig impliziert das Infragestellen des neuen Lebensmittelpunktes bei Kindern, die durch die Fremdplatzierung aus einem ihr Wohl gefährdendes Umfeld genommen wurden, typischerweise ein erhebliches Risiko dafür, dass die erhoffte Abwendung der Gefährdung des Kindes bzw. die Verarbeitung erlittener Schädigungen und Traumatisierungen in der Pflegefamilie doch nicht gelingt."
(Bundesregierung, RegE KJSG, BT-Drucks. 19/26107, 128)
Die Autoren und Autorinnen beschreiben aus ihrer jeweiligen fachlichen Disziplin, wie eine Stärkung der Pflegekinder gelingt.
Inhalt
Vorwort.................................................................................................................9
Claudia Marquardt und Ludwig Salgo
Einleitung..............................................................................................................11
Veränderungen durch das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG)
Martin Janning
Psychologische Aspekte für Pflegekinder............................................................ 15
Christine Köckeritz, Katja Nowacki
Bindungen von Kindern in Pflegefamilien..........................................................31
Natalie Ivanits
Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz aus der Sicht
von Pflegekindern.................................................................................................. 53
Meriem Diouani-Streek
Perspektivklärung von Pflegeverhältnissen in der Hilfeplanung.......................72
Ludwig Salgo
Was ändert sich in der Pflegekinderhilfe (§§ 37, 37a SGB VIII u.a.)?...............82
Veränderungen durch das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG)
und durch das Gesetz zur Reform des Vormundschafts- und
Betreuungsrechts (VBRG)
Barbara Veit
Verbesserungen für die Pflegefamilie durch das Kinder- und
Jugendstärkungsgesetz (KJSG) und das Gesetz zur Reform des
Vormundschafts- und Betreuungsrechts (VBRG)...............................................97
Peter Hoffmann
Pflegeeltern als Vormund? Zur Reform des Vormundschaftsrechts.............. 103
Umgang des Pflegekindes mit der leiblichen Familie
Caroline Boyle
Wie wirkt sich der Kontakt zur leiblichen Familie auf Kinder in
Adoptions- und Langzeitpflegefamilien aus? Eine systematische
Übersichtsarbeit 112
Annette Tenhumberg
Aufgaben und Herausforderungen der Jugendhilfe bei Fragen von
Besuchskontakten und ihrer Durchführung bei Pflegekindern 134
Ludwig Salgo
Umgangskontakte zwischen Pflegekindern und Herkunftsfamilie...................145
Praxis im Pflegekinderwesen
Birgit Nabert, Christoph Malter
22 Jahre Krisenhilfe und Kinderschutz im Pflegekinderwesen -
eine Rückschau.................................................................................................... 158
Arnim Westermann
Spielen und Aggression ..................................................................................... 173
Monika Nienstedt
Mit dem Kind spielen............................................................................................189
Christine Köckeritz
Rezension von „Wir haben gute Gründe“........................................................... 205
Gerichtsbeschlüsse
Bundesverfassungsgericht - 1 BvR 65/22 ........................................................ 208
Weitere wichtige Gerichtsentscheidungen........................................................ 220
Die Autorinnen und Autoren.............................................................................222