Die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen wurde in der Systemischen Therapie lange sehr kritisch diskutiert. Dabei ist speziell für die Borderline-Störung verlässlich nachgewiesen, dass alle Therapiemethoden störungsspezifische Modifikationen vornehmen mu¨ssen, um Menschen mit ausgeprägter emotionaler Instabilität und daraus resultierender Selbstgefährdung erfolgreich behandeln zu können. Dieses Buch stellt eine störungsspezifische systemische Behandlung von Menschen mit Borderline-Störung vor. Das Vorgehen fußt auf einem synergetischen Verständnis psychischer Prozesse und beru¨cksichtigt die aktuellen Leitlinienempfehlungen. Die Autor:innen geben zunächst einen Überblick über das in der klinischen Fachliteratur gesammelte Behandlungswissen und erläutern dann, theoretisch fundiert und anhand vieler Fallvignetten, ihren Behandlungsansatz. In dieser Kombination gelingt es, eine Grundlage fu¨r eine professionelle und verantwortungsvolle Behandlung von Menschen mit hoher emotionaler Instabilität zu schaffen, ohne die »systemische Identität« aufzugeben. Mehr noch: Es zeigt sich, dass die kooperationsfördernden Prinzipien der Systemischen Therapie für die Behandlung von Menschen mit einer Borderline-Störung besonders hilfreich sind.
Inhalt
Vorwort 9
1 Einleitung 12
1.1 Zum Konzept Borderline-Persönlichkeitsstörung aus
systemischer Perspektive................................................................12
1.2 Die Phänomenologie der Borderline-Störung.................................. 15
1.3 Notwendige Anpassungen des psychotherapeutischen
Vorgehens........................................................................................ 17
1.4 Von der Kybernetik zur Synergetik - Entwicklungen in der
systemischen Metatheorie............................................................. 21
1.5 Utilisation systemischer Kernkompetenzen....................................23
1.6 Störungswissen als Grundlage für (interdisziplinäre)
Kooperation......................................................................................25
2 Die Borderline-Persönlichkeitsstörung: klinisches
Erscheinungsbild 28
2.1 Die emotional instabile Persönlichkeitsstörung in ICD-10
und DSM-5......................................................................................28
2.2 Was wird sich im ICD-11 an der Diagnostik ändern?..................... 29
2.3 Das Borderline-Konzept im historischen Wandel........................... 33
2.4 Prävalenz und Verlauf.......................................................................35
2.5 Differenzialdiagnosen und Komorbidität........................................37
2.6 Therapieempfehlungen inklusive Psychopharmakotherapie .... 41
3 Erklärungsmodelle: Wie entsteht die Bordertine-
Persönlichkeitsstörung? 45
3.1 Therapieschulenunabhängige klinische Erklärungsmodelle .... 45
3.2 Das Erklärungsmodell der Dialektisch-Behavioralen Therapie .. 46
3.3 Ist die Borderline-Störung eine komplexe posttraumatische
Belastungsstörung?......................................................................... 47
3.4 Der systemische Blick auf die Borderline-Störung......................... 49
4 Störungsspezifische Therapieansätze 55
4.1 Otto Kernbergs übertragungsfokussierte Therapie....................... 56
4.2 Peter Fonagy, J. G. Allen und das Konzept der Mentalisierung... 58
4.3 Die Dialektisch-Behaviorale Therapie nach Marsha Linehan ... 59
4.4 Schematherapie bzw. Schemamodustherapie................................61
4.5 Strukturbezogene Psychotherapie nach Gerd Rudolf................... 64
4.6 Good Psychiatrie Management (GPM) nach John Gunderson.... 67
5 Diagnostische Verfahren 72
5.1 Diagnostische Verfahren in der Logik von ICD-10 und DSM-5... 73
5.2 Psychodynamische Diagnosemodelle zur Beurteilung des
Strukturniveaus................................................................................ 75
5.2.1 Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD)............. 76
5.2.2 Selbsteinschätzung struktureller Kompetenzen (SSK)..................79
5.2.3 Strukturiertes Interview zur Persönlichkeitsorganisation
(STIPO)................................................................................. 79
6 Therapeutisches Vorgehen: die systemische Therapie
der Bordertine-Störung 82
6.1 Die störungsspezifische systemische Grundidee..........................82
6.2 Die Anfangsphase........................................................................... 84
6.2.1 Sammellinse statt Zerstreuungslinse: strukturelle
Beeinträchtigungen wahrnehmbar machen und benennen..........85
6.2.2 Expertdnnenschaft in der Mustererkennung: das Erkennen
struktureller Defizite........................................................................88
6.2.3 Konsensualisierung der »Störung« und Erarbeitung eines
diesbezüglichen Therapieauftrages...............................................91
6.2.4 Müssen Diagnosen explizit besprochen werden?..........................99
6.2.5 Organisatorische Rahmenbedingungen und Vereinbarungen für
das Vorgehen im Krisenfall........................................................... 100
6.3 Stabilisierung und Bearbeitungsphase........................................ 105
6.3.1 Förderung einer inneren Beobachterposition............................105
6.3.2 Die Förderung von Selbstberuhigungsfähigkeiten durch
Imagination und Achtsamkeitsübungen.......................................106
6.3.3 Methoden zur Unterbrechung bei Dissoziation und
Affektüberflutung..........................................................................112
6.3.4 Lebensstilberatung und Unterstützung bei der Erreichung
stabiler Lebensbedingungen sowie Psychoedukation.................. 117
6.3.5 Teilearbeit bei Borderline-Störungen.......................................... 120
6.3.6 Bearbeitung biografischer Erfahrung.......................................... 124
6.3.7 Umgang mit »Rückfällen«...........................................................127
6.4 Wie beendet man systemische Therapien bei Borderline-
Störungen? .................................................................................... 131
6.5 Die spezifischen Anforderungen an die therapeutische
Beziehung...................................................................................... 132
6.5.1 Gestaltung der therapeutischen Beziehung................................132
6.5.2 Die therapeutische Haltung betreffend Selbstverletzungen.... 137
7 Anforderungen und Grenzen eines ambulanten
Krisenmanagements 143
7.1 Umgang mit Suizidalität...............................................................143
7.2 Anforderungen an ambulantes Krisenmanagement................... 149
7.2.1 Aufbau von Kooperationsnetzwerken.......................................... 150
7.2.2 Schaffung einer Supervisionsstruktur........................................ 151
7.3 Grenzen der psychotherapeutischen Behandelbarkeit im
niedergelassenen Bereich............................................................. 152
8 Spezialisierte stationäre Borderiine-Behandlung und
Gruppentherapie 159
8.1 Spezialisierte stationäre Behandlungsangebote..........................159
8.2 Systemische Gruppentherapie bei der Borderline-Störung .... 162
8.2.1 Lösungsorientierte Gruppentherapie auf einer Station für
Patientlinnen mit strukturellen Störungen...................................164
9 Paar- und Familientherapie 169
9.1 Familientherapie und Angehörigenarbeit....................................170
9.2 Paartherapie bei Vorhegen einer Borderline-Störung................173
10 Der systemische Beitrag im schulenübergreifenden Diskurs 181
10.1 Lösungsorientierung.....................................................................181
10.2 Ausnahmen fokussieren.............................................................. 183
10.3 Ressourcenaktivierung.................................................................184
10.4 Skalierung..................................................................................... 186
10.5 Zirkularität................................................................................... 187
10.6 Hausaufgaben................................................................................. 188
10.7 Paradoxe Interventionen.................................................................189
10.8 Arbeit mit Metaphern.....................................................................190
11 Ein exemplarischer Fallverlauf 192
Literatur 198
Über die Autorinnen 206